Die Geister, die niemand rief...

Restless Souls

Restless SoulsMit seinem ersten Spielfilm „Final Hour“ („Sidste time“, 1995) hat der dänische Regisseur Martin Schmidt gezeigt, wie ein höchst effektiver Slasher in einem Schulgebäude abrollen kann. Die exzellente Spannungsinszenierung steht dabei im Dienste der Genre-Variation. Der zehn Jahre später entstandene „Restless Souls“ widmet sich mit dem Geisterhausfilm einem weiteren Spannungsgenre. Alles beginnt mit dem Umzug einer Kleinfamilie, die aus Mutter Signe, Vater Tommy und Tochter Bianca besteht. Das alleinstehende Haus auf dem Land ist einfach ein Traum und auch die Nachbarn sind sehr nett. Aber der genreerfahrene Zuschauer ahnt natürlich, dass der Traum seinen Alb, die Idylle ihre Risse haben muss. Aufgrund einer unglücklichen Verkettung seltsamer Umstände spukt es in dem Haus. Die leidtragenden sind Signe und Tochter Bianca, da Ehemann und Vater Tommy nur selten zu Hause ist. Sein Beruf bringt das mit sich. Seltsame Geräusche in der Nacht, plötzlich aus dem Kamin herausschlagendes Feuer sowie andere Merkwürdigkeiten treiben Signe schließlich dazu, einen Hellseher zu bestellen, der dem Spuk ein Ende bereiten soll. Aber die Geister haben eine Mission, die sie mit aller Konsequenz verfolgen.

Regisseur Martin Schmidt versteht sich auf eine effektive Inszenierung der Genrekonventionen. Die perfekte Idylle auf dem Land erhält nur langsam ihre Risse. Für die ersten Ereignisse könnte es auch noch eine logische Erklärung geben. Später bietet sich die Einsamkeit Signes, deren Mann oft weg ist, als möglicher Auslöser für Wahnvorstellungen an. Insofern bedient Schmidt die Möglichkeiten, welche im Genre stecken, ohne es neu zu erfinden. Und das macht er auf der inszenatorischen Ebene sehr gut, so dass sich das Geschehen bis zum dramatischen Restless Souls Finale konsequent steigert. Hier überschlagen sich erwartungsgemäß die Ereignisse inklusive immer stärker auftrumpfender, unheimlicher Macht der Geister, die lebensbedrohlich zu werden scheinen. Während die Spannungsmechanismen, also das filmisch-technische Handwerk einwandfrei arbeiten leistet sich der Film bei seiner Geschichte eine kleine Schwäche. Es gibt zwar noch eine halbwegs nachvollziehbare Erklärung, warum sich das Geschehen in dem Haus abspielt, aber überhaupt keine Erklärung dafür, warum das gerade jetzt und nicht etwa zwei Jahre später oder ein Jahr früher passiert. Der Einzug der Kleinfamilie in das Haus taugt nicht als Katalysator, weil der federführende Geist der mysteriösen Ereignisse gar nicht an das Haus gebunden ist. Er hätte also längst tätig werden können, zumal die Kleinfamilie auch inhaltlich mit der Mission der Geister nichts zu tun hat. Der Katalysator aber, der in diesem Film leider fehlt, würde der Geschichte entscheidend mehr Substanz verleihen, da er mit seinem Bezug zur Mission der Geister dem Film eine psychologische, ethische oder oder anders gelagerte Dimension verleihen könnte. Da diese Dimension fehlt, bleibt das gute Handwerk übrig, das den Film auf durchschnittlichem Niveau hält, ihn aber nicht darüber hinaus erweitert.

Bildqualität

Das saubere Bild schwankt im Schärfebereich. Viele Szenen überzeugen mit klaren Konturen und entsprechendem Detailreichtum, andere besitzen nur ein angenehmes Schärfeniveau. Die Farbdarstellung kann demgegenüber mit kräftigen Tönen punkten. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das analoge Hintergrundrauschen ist stets präsent. In homogenen Flächen kommt es zu Blockbildung.

Tonqualität

Die beiden 5.1-Spuren liefern eine solide Vorstellung ab. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen existiert nicht. Für die räumliche Kulisse ist hauptsächlich die Musik verantwortlich, gelegentlich tauchen auch einmal atmosphärische Geräusche im Klangbild der hinteren Lautsprecher auf.

Extras

Das Interview mit Drehbuchautor Dennis Jürgensen (etwa 3 Minuten und 30 Sekunden) legt seine dramaturgischen Entscheidungen offen. Jürgensen benennt verschiedene Elemente und erläutert kurz, welchen Zweck sie innerhalb der Geschichte erfüllen. Ein interessantes Interview. Im Interview mit Regisseur Martin Schmidt (etwa 5 Minuten und 40 Sekunden) geht es um den Regieprozess beim Drehen. Da laut Schmidt ein Film während seiner Entstehungsgeschichte einem ständigen Wandel unterworfen ist, stehen die Ergebnisse nicht vorher fest. Es ist eine immerwährende Dynamik spürbar. Schmidt setzt diese Ansicht in Bezug zu seinem Team, das mit ihm zusammen den Film erstellt. Ein ebenso interessantes Interview. Das Interview mit Produzent Thomas Stegler bietet auf etwa zwei Minuten Länge nur Allgemeinplätze wie „Wenn das Klima am Arbeitsplatz nicht gut ist, hat man doch gar keine Lust mehr“.

Hinter dem Menüpunkt „Geistergeschichte“ verbirgt sich ein kleiner Film (etwa 2 Minuten und 20 Sekunden), in dem Schauspielerin Anne Birgitte Lind – hier werden nun auch Namen eingeblendet – von einer Geistererscheinung berichtet, die sie als Kind hatte. In „Hinter den Kulissen“ (etwa sechs Minuten und 15 Sekunden“ erzählen Regisseur Martin Schmidt, Drehbuchautor Dennis Jürgensen und Produzent Thomas Stegler ein wenig über die Projektentwicklung. Darüber hinaus legt Restless SoulsDennis Jürgensen seine Gastauftritte im fertigen Film offen. Ein wenig unkommentiertes B-Roll-Material, bei dem als kleines Fenster die entsprechende Filmszene eingeblendet ist, rundet den Beitrag ab. Während bei den vorangegangenen Interviews keine Namen eingeblendet wurden, ist das hier nun der Fall. Da die Interviewpartner hier vor denselben Bildhintergründen zu sehen sind, liegt es auf der Hand, das alles ursprünglich ein einziger zusammenhängender Film gewesen ist, der in seine Einzelteile auseinander gehackt wurde.

Im Beitrag „Special Effects“ (etwa 13 Minuten und 30 Sekunden) wird anschaulich erläutert, wie die einzelnen Effekte entstanden sind. Dabei ist es sehr erfrischend zu sehen, mit welch einfachen Mitteln teilweise vorgegangen wurde. Eine Maske bewegt sich beispielsweise deswegen wie von Geisterhand, weil hinter der Wand, an der sie angebracht ist, ein Magnet bewegt wird. Hier bekommt man einen Einblick, wie man mit limitierten Mitteln einiges erreichen kann. In „Stunts“ (etwa 5 Minuten und 20 Sekunden) werden dem Titel entsprechend die wenigen spektakuläreren Szenen in ihrer Entstehung gezeigt. Interviewpassagen erläutern die Bilder. Die Filmmusik ist auf der DVD ebenfalls enthalten und kann über das Menü abgespielt werden. Der Trailer und Texttafelbiographien runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Restless Souls“ erfindet das Genre das Geisterhausfilmes nicht neu und leistet sich auch dramaturgische Schwächen, da das Geschehen nur schwach im Hier und Jetzt sowie mit den Figuren verbunden ist. Dank Martin Schmidts effektiver Inszenierung lohnt der Film aber das Ansehen. Ihm gelingt ein atmosphärisch wirkungsvolles Schauerstück, das auf grundsolidem Niveau punkten kann. Technisch ist die DVD durchschnittlich, das Bonusmaterial hält gute Beiträge und schwächere Abschnitte bereit.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Bag det stille ydre (Dänemark 2005)
Länge 89 Minuten (Pal)
Studio epiX
Regie Martin Schmidt
Darsteller Jakob Cedergren, Anne Birgitte Lind, Dejan Cukic, Andrea Vagn Jensen, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Dänisch
Untertitel Deutsch
Extras Interviews, Featurettes, Trailer, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung Bewertung