Gefährliche Neugier

Red Letters - Späte Abrechnung

Bereits im Februar veröffentlichte Koch Media "Red Letters", der auf dvdheimat.de sträflicherweise bislang keine Beachtung fand, denn der Film ist einen Blick wert. Der College-Professor Dennis Burke erfreut sich aufgrund eines vor 20 Jahren geschriebenen hocherotischen Romans größter Beliebtheit bei seinen Studentinnen. Da die College-Leitung solche Intimitäten anders beurteilt als das beteiligte Paar, muss sich Burke eine neue Stellung suchen. Er bekommt an einem anderen College eine neue Chance. Dabei stolpert er über die Briefe einer weiblichen Strafgefangenen, die an seinen Vormieter gerichtet sind. Burke kann sich nicht beherrschen und stillt seine Neugier. Durch den Inhalt der erotisch-intim gehaltenen Ergüsse angestachelt schreibt er sogar zurück. Schnell findet der Professor heraus, dass seine neue Brieffreundin wegen Mordes an der Ehefrau ihres Liebhabers zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Sie beteuert jedoch ihre Unschuld. Burke gerät immer stärker in den Bannkreis der verurteilten Mörderin, deren manipulative Art auch vor den Gefängnismauern nicht halt macht. Schon bald sieht sich der Professor in einem unübersichtlichen Netz aus Geheimnissen und Verbrechen gefangen, aus dem er nur entkommen kann, wenn er selbst den Schleier der Vergangenheit lüftet.
Eine leichte erotische Komponente gepaart mit einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit. Das sind nicht die schlechtesten Zutaten für einen Thriller, so dass sich "Red Letters" problemlos in die oberste Liga des Durchschnitts begibt. Wobei der geneigte Leser angesichts des Wortes Erotik nicht denken sollte, dass im besonderen Maße nackte Haut zu sehen wäre. Vielmehr weht eine ständig spürbare sexuelle Anspannung durch den Film, sobald Männer und Frauen aufeinander treffen. Eine attraktive Studentin, die Tochter des Dekans, macht sich auf eindeutige Weise an Professor Burke heran und gerät dadurch auch in die Geschichte um die Strafgefangene. Diese setzt ebenfalls ihre geheimnisvoll-erotische Ausstrahlung ein, um Burke auf die eigene Seite zu ziehen, damit er ihr hilft. Nastassja Kinski verleiht der Figur der verurteilten Mörderin eine leicht unnahbare Aura, mit der sie Burke in ihren manipulativen Bannkreis zieht. Burke selbst erweist sich als Mann, der sich nach dem Tod seiner Frau immer noch auf der Suche nach seinem persönlichen Zielpunkt befindet. Erotische Abenteuer reizen ihn noch immer, nur mit krampfhafter Selbstbeherrschung weist er die Avancen der jungen Studentin zurück. Er selbst befindet sich in einer Umgebung, die ihn beherrscht und nicht umgekehrt. Immer wieder greift Kameramann Steven Fierberg zu Bildern, in denen sich die Architektur dominierend über einen Professor Burke erhebt, der im Labyrinth seiner Psyche gefangen scheint. Indem er sich auf die Strafgefangene einlässt, ihr letztlich vertraut und sich entscheidet ihr zu helfen, kann er ein neues Ziel vor Augen die Wege seines persönlichen Labyrinths abschreiten. In der Lösung der schrecklichen Ereignisse aus der Vergangenheit liegt für beide der Schlüssel zu einer klareren Zukunft. Die darin zum Ausdruck kommende Harmonie erzählt eine ganz eigene Liebesgeschichte, welche der Unsicherheit des Thrillergenres entgegen gesetzt wird und sie kontrastierend auflöst.

Bildqualität

Die Vorlage kommt ohne nennenswerte Verunreinigungen oder Bilddefekte aus, die Schärfe schwankt zwischen gut und angenehm. Die Farben machen einen guten Eindruck und präsentieren das Bild entsprechend ausdrucksstark. Aufgrund des etwas zu steilen Kontrastes gehen in dunklen Sequenzen Details verloren. Das Bild wird durch ein schwankendes Hintergrundrauschen geprägt, das mal stärker und mal schwächer zu sehen ist.

Tonqualität

Der 2.0-Ton leistet gute Arbeit und nutzt die Bandbreite der vorderen Boxen aus. Ohne Rauschen sind die Dialoge klar und verständlich. Wer es möchte kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Das Bonusmaterial besteht lediglich aus einer Bildergalerie sowie Filmo- und Biographien.

Fazit

"Red Letters" treibt einen etwas labilen College-Professor in eine geheimnisvolle Geschichte um eine Strafgefangene und einen Mord. Die persönliche Unsicherheit geht mit der aufkommenden Thrillergefahr Hand in Hand, so dass sich eine metaphorische Einheit ergibt. Technisch ist die DVD durchschnittlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Red Letters - Späte Abrechnung (USA 2000)
Länge 99 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Bradley Battersby
Darsteller Peter Coyote, Nastassja Kinski, Fairuza Balk, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch; DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Bildergalerie, Bio- und Filmographien
Preis ca. 12 EUR
Bewertung oberer Durchschnitt, technisch Durchschnitt