Der folgende Text wurde teilweise durch Klaus Kinski inspiriert, der immer noch am besten schimpfen konnte. Ihm gebührt Dank und Respekt.
„Der Prinz von Wanne-Eickel“ ist eine Video-Produktion aus dem Jahr 2006, deren Darsteller Geld bezahlt haben, um mitspielen zu dürfen. Eine Ausnahme bilden die kurzfristig engagierte Schauspielerin Jessica Franz sowie die als Gäste auftretenden Halbprominenten Jürgen Drews, Roberto Blanco, Harry Wijnvoord und Toto & Harry. Lediglich Drews hat in der Rolle des Prinzen eine etwas mehr Filmzeit, die anderen sind nur kurz zu sehen. Inhaltlich geht es um die Freunde Düse, Tobias und Schnipsel, die in einem stillgelegten Stollen einen Horrorfilm drehen und sonst in Tierkostümen herum sitzen. Ob sie damit Geld verdienen, erfährt der Zuschauer im übrigen nicht. Da sie bei Bordellbesitzer „Kuppel-Klaus“ in der Kreide stehen, übernehmen sie bei Prinz Ernst August von Ruhrlippe-Schamgestüt einen Job als Aushilfskellner. Dort lernt Tobias auch die Prinzentochter kennen, welche sich in ihn verliebt. Ernst August bietet Tobias darauf eine Million Euro an, wenn er die Prinzentochter heiratet. Damit will Ernst August verhindern, dass seine Tochter an den Konkurrenten Don Dunlop gerät. Tobias geht auf den Handel ein, was zu Konflikten führt, auf deren Nachvollziehbarkeit und inhaltlichen Ausgestaltung der Film in seiner „Erzählung“ verzichtet.
Eine emotionale Kritik an „Der Prinz von Wanne-Eickel“ könnte ungefähr folgenden Wortlaut haben:
„Die Macher, allen voran der Regisseur und der Produzent, verstehen nichts vom Filmen. Jeden Tag drehen sie neue Scheißszenen, die sich wie Abfall auftürmen. Später schnippelt man das wirre Zeug so lange zusammen, bis es die gewünschte Länge hat, damit es als Spielfilm vermarktet werden kann. Das fertige Produkt lässt keinen Zweifel zu. Abfallproduzenten und -händler haben sich zusammen getan, um das willige Käufervieh zu schröpfen. Wobei Geld nicht einmal das Schlimmste ist, was man für „Der Prinz von Wanne-Eickel“ bezahlen muss. Schwerer wiegt die Lebenszeit, welche einem das Machwerk wie ein feiger Tagedieb entreißt. Allein sein Anblick erzeugt Brechreiz. Ganz zu schweigen von der tödlichen Öde, die sich im Innern ausbreitet. Angesichts des Blödsinns macht sich ohnmächtige Wut breit, weil man das Opfer unfassbaren Unvermögens geworden ist.“
„Der Prinz von Wanne-Eickel“ beweist, dass Filme, die der Regel nach „so schlecht sind, dass sie wieder gut sind“, in Wirklichkeit gar nicht so schlecht sind. Denn wahrhaft schlechte Filme sehen aus wie der „Prinz von Wanne-Eickel“, welcher keinen Inhalt hat. Das gilt sowohl für die erzählerische wie auch die ästhetische Ebene. Die Geschichte des Films ist in ihren Kernpunkten nicht nachvollziehbar. Das beginnt bei harmlosen Dingen wie den drei Freunden in ihren Tierkostümen. Vermutlich möchte der Film erzählen, dass die drei einen Loser-Job ausüben. Tatsächlich zeigt der Film die Freunde aber an keiner Stelle bei der Arbeit in den Tierkostümen. Sie hängen nur darin ab. Das mag der eine oder andere lediglich als Kleinigkeit abtun, aber genau diese Schlampigkeit durchzieht den gesamten Film. Vermeintliche Liebesgeschichten werden nicht entwickelt, Konflikte bleiben im Dunkeln. Was zum Beispiel hat Don Dunlop gegen den Prinz in der Hand, um die Heirat mit dessen Tochter zu erzwingen, so dass der Prinz durch die gekaufte Heirat mit Tobias dem zuvorkommen möchte? Der Schnitt überlässt es der bloßen Phantasie des Zuschauers, zeitliche Zusammenhänge herzustellen, indem er von den Geschehnissen über Tage auf die Dreharbeiten im Stollen schneidet, ohne dass im Dialog oder durch bildliche Mittel vermittelt wird, wieviel Zeit vergeht. Die Montage bereitet die Handlung in einer Weise auf, dass sie ohne den fast ständigen Oberkommentar des Opas – Tobias ist sein Enkel - gar keinen Sinn mehr ergäbe und mit dem Kommentar nur notdürftig zusammengeklebt wurde. Es liegt die Vermutung nahe, dass hier mit letzter Kraft versucht wurde, durch eine nachträgliche Maßnahme den filmischen Torso zu retten. Diesen Eindruck vermittelt der Kommentar zumindest, so dass er in jedem Fall ein Armutszeugnis ist.
„Der Prinz von Wanne-Eickel“ sucht sein Heil auch nicht als rein visuelles Werk, das als ästhetisches Kunst- oder wenigstens Kunsthandwerk funktionieren würde. Dabei ist der Kameramann sogar recht gut, aber er ist mit seinen schönen Bildern nur Erfüllungsgehilfe eines desaströsen Erzählkinoansatzes, so dass sich auch daraus nichts ergibt. Bezeichnenderweise taucht der Hauptdarsteller Tim Dickmann, welcher neben Schauspielerin Jessica Franz seine Sache recht ordentlich macht, auf dem Cover der DVD nicht auf.
Bildqualität
Die Bildqualität entspricht den Möglichkeiten des verwendeten Materials und weist keine Dreckspuren oder Bildpunkte auf. Die Schärfe ist durchschnittlich, immer wieder schwimmt das Bild ein wenig. Das ständige leichte Grieseln unterstützt diese Wirkung. Die Farbwiedergabe ist gut, auch der Kontrast leistet sich kaum Schwächen. Stehende Rauschmuster sind sichtbar. Insgesamt kann man damit zufrieden sein.Tonqualität
Die Tonqualität weist Schwächen auf, da die Dialoge an manchen Stellen nur schwer zu verstehen sind. Meistens ist sie aber in Ordnung. Störendes Rauschen gibt es nicht.Extras
Die entfallene Szene ist im briefmarkengroßen Format zu sehen, was vermutlich lustig sein soll. Bei den Castings (6 Minuten 30 Sekunden) weiß man bezeichnenderweise teilweise nicht, wer vorspricht und wer von der Produktion ist. Der etwa 20minütige Beitrag über die Premiere in Essen wurde vermutlich für den offenen Kanal Essen erstellt und erweist sich als interessante Mischung aus Interviews und Filmaufnahmen. Die Darsteller und der Produzent – letzterer entlarvt sich selbst – äußern sich zum Projekt. Hinter „Hubschrauberflug über's Ruhrgebiet“ (vier Minuten) verbirgt sich ein Zusammenschnitt diverser Luftaufnahmen zur „Wanne-Eickel-Hymne“ aus dem Film. Sinnfreies Bonusmaterial. Eine Fotogalerie, das Video zu Jürgen Drews' „Willkommen im Leben“ sowie eine MP3-Sektion mit den Liedern „Geld oder Liebe“ und der „Wanne-Eickel-Hymne“ runden das Bonusmaterial ab.Fazit
„Der Prinz von Wanne-Eickel“ benutzt feigenblattartige Ruhrgebietsattribute wie einen stillgelegten Bergwerksstollen, um sich den Anschein einer Ruhrgebietskomödie zu geben. Dahinter steckt jedoch nichts anderes als unsympathische Geldschneiderei, zumal man auch nur ein geistig verschimmeltes Produkt anzubieten hat. Technisch ist die DVD angesichts der Produktionsumstände in Ordnung.Stefan Dabrock
Originaltitel | Der Prinz von Wanne-Eickel (BRD 2006) |
Länge | 84 Minuten (Pal) |
Studio | Galileo Medien |
Regie | Alexander von Janitzky |
Darsteller | Tim Dickmann, Mario Scheller, Jessica Franz, Jürgen Drews, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Deutsch |
Untertitel | - |
Extras | Entfallene Szene, Castings, Premierenfeier, u.m. |
Preis | ca. 15 EUR |
Bewertung | schlecht, technisch ordentlich |