Sex mit Risiko

Praying Mantis – Die Gottesanbeterin

„Die weit verbreitete Ansicht, das Weibchen der Gottesanbeterin würde während oder nach der Paarung das Männchen auffressen, ist nach neuerer Erkenntnis nicht zutreffend. Entsprechende Beobachtungen wurden nur bei Tieren in Gefangenschaft gemacht und sind wahrscheinlich auf Ernährungsmängel und die räumliche Nähe der Tiere zurückzuführen…“ (Wikipedia).

Als der Musiker Julien in einem einsamen Wald die hübsche Sylvia aufliest und in seinem Auto mit nach Hause nimmt, weiß er noch nicht, welches Geheimnis die attraktive Frau umweht. Ihre Liebesbeziehung scheint relativ normal zu verlaufen, aber Sylvia steht der Sinn danach, ihren Sexpartner nach dem Beischlaf umzubringen. Bislang hat sie Julien verschont, der nichts von der Gefahr ahnt. Da kommt der Schwerenöter Patrick, eigentlich in einer Beziehung lebend, gerade recht. Sylvia verführt den jungen Mann auf dem Dachboden ihres mitten im Wald gelegenen Wohnhauses, als unerwartet Julien herein platzt und die Szenerie höchst unerfreut betrachtet. Wütend fährt er mit seinem Auto davon, um sich, nachdem er einen Freund besucht hat, auf den Weg in den Süden zu machen. Dorthin, wo er Sylvia einst aufgelesen hat. Mit märchenhafter Romantik beginnt Regisseur Marc Levie seine Liebesgeschichte. Das erste Treffen zwischen Julien und Sylvia im Wald erscheint seltsam entrückt. Wie aus dem Nichts taucht die attraktive Frau auf und säuselt ihm nicht nur schöne Dinge vor, sondern kommt auch noch mit ihm mit. So etwas gibt es nur im Märchen, das bei Marc Levie aber düstere Züge bekommt. Denn Sylvia ist eine phantastische Gestalt, deren Natur vor allem in ihrem Verführungsakt gegenüber Patrick zum Ausdruck kommt. Levie inszeniert die Annäherung zwischen den beiden als spielerischen Paarungstanz, dessen geschmeidige Bewegungen an ähnliche Rituale aus dem Tierreich erinnern. Lou Broclain verleiht Sylvia dadurch eine animalische Ausstrahlung, die durch ihren ebenso sexuell aufgeladenen wie lauernden Blick unterstrichen wird. Der anschließende Sex besitzt eine dazu passende Ausgelassenheit. Broclains Darstellung gehört eindeutig zu den Stärken des Films, der es jedoch versäumt, das zentrale Drama ihrer Figur zu bebildern. Aufgrund des Filmtitels ist es zwar auf rein intellektueller Ebene klar, dass Julien in Gefahr schwebt, durch Sylvia getötet zu werden. Nachdem Sylvia Patrick verführt hat, ist es ebenfalls nicht schwer, zu erraten, dass sie Julien nicht töten will und dass in ihr ein innerer Kampf statt gefunden haben muss. Filmische Bilder für das Drama findet Levie jedoch nicht. Stattdessen bleibt er bei Julien sowie seinem viel schwächeren inneren Konflikt als gehörntem Ehemann. Das nimmt dem Film einen Teil der innewohnenden Stärke.

Bildqualität

mantisDas verschmutzungs- und defektfreie Bild leistet sich leichte Schwächen bei der Schärfe, die keine optimalen Werte bei der Detailzeichnung besitzt. Auch die Konturen werden nicht immer sauber wieder gegeben. Die Farben überzeugen demgegenüber mit einer kräftigen Palette, welche den Charakter eines düsteren Märchens sehr gut unterstreicht. Der Kontrast arbeitet gut. Rauschmuster sind kaum zu beobachten.

Tonqualität

Die 2.0-Spuren bieten eine ordentliche Kulisse auf den vorderen Boxen. Die Dialoge sind klar und verständlich, Rauschen gibt es nicht, die Musik schaltet sich mit guter Dynamik ein, wenn es gilt, die Szenerien dramaturgisch zu unterstützen. Wer unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Das Bonusmaterial beschränkt sich auf nicht uninteressante Texttafeln zu den Themen „Zur Idee des Films“, „Der Abschiedsbrief von Jukien“, „Der Mythos – Die Gottesanbeterin“ sowie Biographien und Interviews zu Marc Levie (Bioraphie), Lou Broclain (Biographie, Interview), Sacha Kollich (Biographie, Interview) und Yann Chely (Biographie).

Fazit

„Praying Mantis“ entschärft sein düsteres Märchen, indem er nicht den Konflikt der „menschlichen Gottesanbeterin“ in den Vordergrund rückt, die ihren Mann nicht verspeisen will, sondern stattdessen den gehörten Ehemann näher beleuchtet. Damit drückt sich Regisseur Marc Levie ein bisschen vor seinem eigenen Thema. Technisch ist die DVD ordentlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Praying Mantis (USA 2003)
Länge 89 Minuten (Pal)
Studio epiX
Regie Marc Levie
Darsteller Lou Broclain, Yann Chely, Sacha Kollich, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch, Französisch
Untertitel Deutsch
Extras Idee des Films, Der Abschiedsbrief, u.m.
Preis ca. 13 EUR
Bewertung interessant mit Schwächen, technisch ordentlich