Ruhe jenseits Yakuzas Frieden

Onibi - Feuerkreis

Nachdem Asian Film Network „Onibi – Feuerkreis“ bereits 2005 in einer NTSC-Version auf den Markt gebracht hatte, legt das Label nun eine PAL-Version vor, die laut eigener Aussage auf einer neuen Abtastung beruht.

Erzählt wird die Geschichte des Yakuzas Kunihiro, der nach 27 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird. Dort saß er wegen Doppelmordes ein. Schon bald taucht ein Bekannter aus alten Yakuza-Tagen auf, der Kunihiro anbietet, ihn wieder in die „Familie“ zu integrieren. Kunihiro hat aber kaum ein Interesse daran. Er möchte ein ruhiges Leben führen. Deshalb zieht er zu seinem ehemaligen Zellengenossen Sakata. Im normalen Leben findet sich der Ex-Gefangene aber nicht zurecht, so dass er sich doch wieder mit der Yakuza einlässt. Er kann in der Bande seines alten Bekannten als Fahrer anheuern, eine Stellung, die zwar sehr niedrig anzusiedeln ist, ihm aber die Ruhe vorgaukelt, nach der er sich sehnt. Nachdem Kunihiro aber doch in eine brenzligen Situation für seine „Kollegen“ in die Bresche springen muss, erkennt er, dass ein ruhiges Leben mit der Yakuza unmöglich ist. Bei der anschließenden Feier lernt er eine Klavierspielerin kennen. Beide kommen sich näher, so dass Kunihiro beschließt, doch einen ehrlichen Job anzunehmen. Aber seine neue Freundin ist über das tragische Schicksal ihrer Schwester mittelbar mit der Yakuza verbunden.

Im Gegensatz zu den meisten Filmen dieser Art stehen nicht die Konflikte zwischen dem frisch entlassenen Ex-Häftling und seinen ehemaligen Gangsterfreunden, die ihn zwangsweise wieder in die Yakuza integrieren wollen, im Mittelpunkt. Denn ein solcher Druck wird auf Kunihiro gar nicht ausgeübt. Er könnte tatsächlich in völliger Ruhe leben, wenn er sich denn in der Welt zurecht finden würde. Und genau hier liegt der Schwerpunkt, den „Onibi – Feuerkreis“ setzt. Er widmet sich der Identitätssuche, die ein Mensch, der 27 Jahre lang im Gefängnis war, zwangsläufig vor sich hat. Es sind folglich zunächst keine äußeren Konflikte, welche das Geschehen bestimmen, sondern allein das Seelenleben Kunihiros. Mit ruhiger Erzählform folgt der Film den Versuchen des ehemaligen Häftlings, diese Identität jenseits der Yakuza auszubilden. Da dies möglich erscheint, Kunihiro aber dennoch an seiner inneren Verfassung scheitert, entwickelt sich eine Tragik, die über ein reines Gefüge aus äußerem Druck und der Reaktion darauf weit hinaus geht. „Onibi – Feuerkreis“ behandelt eben nicht nur soziale Abhängigkeiten – die Gegenwärtigkeit der Yakuza wird später über die mittelbare Verbindung der neuen Freundin Kunihiros zu ihr noch deutlich –, sondern er geht an den Kern der Existenz heran. Die innere Vereinsamung, welche Ergebnis eines Identitätsverlustes ist, wird immer nur durch verschiedene retadierende Momente kurz aufgebrochen, ohne eine nachhaltige Veränderung zu erfahren. So entfaltet sich das Drama als ständige existentielle Krise. Daraus und aus dem potentiellen Gegenentwurf eines gemeinsamen Lebens mit seiner neuen Freundin entfaltet sich die emotionale Kraft des Films. Hinzu kommt die Tragik, dass ausgerechnet der scheinbare Rettungsanker – Kunihiros neue Freundin – gleichzeitig Glück und den weiteren emotionalen Abstieg mitbringen, da sie Kunihiro wieder auf dramatische Weise an die Yakuza heranführt.

Bleibt noch zu erwähnen, dass „Onibi -Feuerkreis“ eine sehr ruhige, mit kaum spektakulären Bildern aufwartende, geradezu reduziert elegische Erzählweise pflegt, welche mit einem so martialischen Cover-Spruch wie „Aus dem Gefängnis entlassen, beginnt 'Fireballs' Abstieg in die Hölle“ gar nichts gemeinsam hat. Wer auf diese wenig seriöse Vermarktung hereinfällt, wird nach dem Ende des Films enttäuscht sein.

Bildqualität

Der Film weist kaum Dreckspuren oder Bilddefekte auf, nur ganz selten sieht man mal einen kleinen Fleck. Dennoch ist die Bildqualität nicht optimal, da die Schärfe nur angenehm ausfällt. Gerade die Detailzeichnung überzeugt nicht, da das Bild oftmals zu einer leicht matschigen Optik neigt. Hinzu kommen leichte Nachzieheffekte bei Bewegungen. Die reduzierte Farbpalette wird sehr ordentlich wiedergegeben, so dass hier kein Anlass zu Kritik besteht. Auch der Kontrast liefert eine gute Vorstellung. Über den gesamten Film hinweg ist ein mal schwächeres, mal etwas stärkeres Hintergrundrauschen präsent, stehende Rauschmuster tauchen ebenfalls gelegentlich auf.

Tonqualität

Neben der Originalsprachfassung hat Asian Film Network dem Werk in der Pal-Neuauflage auch eine Synchronisation spendiert, die in Ordnung ist, aber keine sehr gute Qualität entfaltet. Dafür ist die Sprechweise dann doch eine Spur zu künstlich. Die Qualität beider Tonspuren in Sachen Rauschen oder Verständlichkeit ist gelungen. Hier gibt es keinen Anlass zur Kritik. Besonders rasant fällt der Ton angesichts der ruhigen Inszenierung naturgemäß nicht aus. Rezensionen zur ersten Veröffentlichung, die mir nicht vorliegt (ein direkter Vergleich ist folglich nicht möglich) bemängelten asynchrone Untertitel. Bei der vorliegende Fassung liegt hier kein Kritikpunkt mehr vor.

Extras

Die erste Veröffentlichung wies laut den damaligen Rezensionen Bonusmaterial auf, das aus einem Interview mit dem Regisseur sowie drei Trailern bestand. Dieses Bonusmaterial ist auf der neuen Veröffentlichung nicht mehr enthalten, anderes liegt ebenfalls nicht vor.

Fazit

„Onibi -Feuerkreis“ stellt die fundamentale Identitätskrise eines Ex-Häftlings und Ex-Yakusas in den Mittelpunkt. Aus dem Zusammenspiel der inneren Vereinsamung mit den Möglichkeiten, ein glückliches Leben zu führen, entwickelt sich ein existentielles Drama, das über die emotionale Lebensgrundlage des Menschen reflektiert. Technisch leistet sich die DVD ein paar Schwächen.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Onibi (Japan 1997)
Länge 101 Minuten (Pal)
Studio Asian Film Network
Regie Rokuro Mochizuki
Darsteller Yoshio Harada, Reiko Kataoka, Sho Aikawa, Ko Kitamura, u.a.
Format 1:1,78 (4:3)
Ton DD 2.0 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 14 EUR
Bewertung gut, technisch mit Schwächen