Netz
der Emotionen
One
nite in Mongkok
Mongkonk,
dieses quirlige Stadtviertel in Hongkong, der ehemaligen britischen
Kronkolonie, dass man gerne mit dem Blick des Touristen als buntes
Faszinosum einordnet, hat seine eigenen Dramen zu erzählen. Es
handelt sich um den am dichtesten bewohnten Stadtraum der Welt, in
dem Nachwuchskiller Lai Fu aus der Provinz kommend einen Job zu erledigen
hat. Er soll einen Gangsterboss über den Jordan schicken, was
dessen Triadenbande vereiteln will. Dabei gerät er in einem Hotel
in die Auseinandersetzung einer Prostituierten mit ihrem Luden. Ohne
Nachzudenken hilft er der Frau, woraufhin beide durchs nächtliche
Mongkok ziehen. Lai Fu möchte jedoch immer noch seinen Auftragsmord
durchführen, wobei auch die Polizei versucht, den Anschlug zu
verhindern. Das ungleiche Paar muss sich nun vor den verschiedenen
Parteien in Acht nehmen, gleichzeitig sucht Lai Fu seine Freundin,
die hier irgendwo sein muss, aber sie zu finden ist schwer, im am
dichtesten besiedelten Stadtgebiet der Welt. Regisseur Derek Yee hat
kein Interesse an der schillernden Fassade Mongkoks, ihm geht es um
die einzelnen Individuen, die sich innerhalb des quirligen Gefüges
durchs Leben schlagen müssen. Die Triadenmitglieder, Polizisten,
Zuhälter, Prostituierte sind einzelne Bestandteile des komplexen
sozialen Beziehungsraums. Mit präzisen Strichen zeichnet Yee
ein miteinander verwobenes Gefüge und entdeckt dabei die emotionalen
Dramen
der darin lebenden Menschen. Die Hauptfigur Lai Fu versucht, zwei
völlig gegensätzliche Interessen zu befriedigen. Auf der
einen Seite soll er töten, da es sein Job ist, auf der anderen
Seite möchte er sein Leben bereichern, indem er seine Freundin
wieder findet. Tod und Lebensglück stehen sich einander gegenüber,
wobei das eigentliche Drama darin besteht, dass Lai Fus Herzensangelegenheit
kaum greifbar ist. In Mongkok kann man einfach verschwinden und dass
wir als Zuschauer gerade an seinem Schicksal teilhaben ist nur dem
Zufall des Drehbuchs geschuldet, das ihn unter einem Brennglas vergrößert.
Alle vorkommenden Figuren bilden Mongkok und sind ihm gleichzeitig
ausgeliefert, da ihr eigener Einfluss auf das Gefüge gering ist.
Sie alle müssen sich arrangieren mit dem wilden Beziehungsgeflecht,
indem die aberwitzigsten Menschen schicksalhaft verbunden sind und
sich die Emotionen ihren Raum brechen. Dementsprechend wild schneidet
Yee zwischen den verschiedenen Figuren hin und her, fängt mal
hier und mal dort ein Detail auf, um sein Gesamtbild zu entwerfen.
Das geht im wesentlichen auch recht ordentlich auf, so dass "One
night in Mongkok" zu der sehenswerten Garde des aktuellen Hongkong-Kinos
gehört.
Bildqualität
Die
Vorlage macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Dreckspuren oder Bilddefekte
treten kaum auf, so dass die DVD hier erwartungsgemäß gut
abschneidet. Etwas schwächer fällt demgegenüber die
Schärfe aus, die zwischen gut und gerade noch angenehm schwankt.
Darüber hinaus wirkt das Bild insgesamt ein wenig matschig, so
dass es an Detailfreudigkeit mangelt. Die Farbwidergabe ist recht
ordentlich und weist kräftige Töne auf. Die stylischen Nachtaufnahmen
kommen gut zur Geltung. Der Kontrast sorgt leider dafür, dass
in dunklen Szenen manches Detail verschluckt wird.
Tonqualität
Der
2.0-Ton liefert eine solide Vorstellung ab, ohne dass wirkliche Stereoeffekte
auf den vorderen Lautsprechern hörbar sind. Bei den Grundmerkmalen
Verständlichkeit der Dialoge und Rauschen schneidet der Ton erwartungsgemäß
gut ab. Die Synchronisation bietet allerdings eine scheußliche
Qualität. Hier wurde in jedem Fall auf sehr billige Sprecher
zurückgegriffen. Ein räumliches Erlebnis schafft sie trotz
5.1 auch nicht. Vermutlich wurde nur ein sinnloser Upmix erstellt.
Extras
Das
Bonus-Material befindet sich auf einer zweiten DVD. Das etwa 15minütige
Making Of bietet im wesentlichen eine etwas ausführlichere Inhaltsangabe,
indem Handlung und Figuren vorgestellt werden, was jenseits einer
Promotion zu Werbezwecken keinen Nutzen erfüllt. Einzig Regisseur
Derek Yee geht in einigen wenigen Sätzen auf seine Intention
bei der Realisation des Filmes ein.
Hinter dem Menü-Punkt Promotion/Slideshow verbirgt sich zum einen
eine Slideshow mit Fotos zum Film, zum anderen kann man sich in zwei
Minuten den Start der Dreharbeiten, in sieben Minuten ein Promotional
Event (hier kommen die Darsteller auf einer Bühne zu Wort oder
fahren mit dem Motorrad vor) und in 6 Minuten Aufnahmen von der Opening
Gala ansehen. Auch bei letzterer wird viel gesprochen. Da keines der
drei Teile Untertitelt wurde, ist der Nutzen mangelhaft.
Natürlich ist es ganz zauberhaft, dass 15 Deleted Scenes auf
der Bonus-DVD enthalten sind. Da diese jedoch auch nicht untertitelt
wurden und "One nite in Mongkok" im allgemeinen viele Dialoge
aufweist, sind die entfallenen Szenen nur noch weniger als die Hälfte
wert. Der Trailer rundet das Bonus-Material ab.
Fazit
"One
nite in Mongkok" gehört aufgrund seines dicht gewebten Emotionsnetzes,
das den am dichtesten bevölkerten Stadtteil der Welt mit seinen
Menschen zum Hauptdarsteller macht, zu den sehr guten Werken des aktuellen
Hongkong-Kinos. Technisch ist die DVD mit Schwächen behaftet,
das Bonusmaterial besitzt aufgrund fehlender Untertitel (nur das Making
Of bildet die Ausnahme) eingeschränkten Wert.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Wong
gok hak yau (HK 2004) |
Länge |
110
Minuten (Pal) |
Studio |
Adrena
Film im Vetrieb der mcone |
Regie |
Derek
Yee |
Darsteller |
Cecilia
Cheung, Daniel Wu, Alex Fong, u.a. |
Format |
1:2,35
(16:9) |
Ton |
DD
5.1 Deutsch, DD 2.0 Kantonesisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Making
Of, Deleted Scenes, Trailer, u.m. |
Preis |
ca.
18 EUR |
Bewertung |
Film
sehr gut, DVD-Edition gerade noch solide |
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