Poseidons Zorn

Die Odyssee

Nach dem Sieg über Troja ist Odysseus, der mit seiner List die Niederlage Trojas erst möglich machte, dazu verdammt, in einer zehnjährigen Irrfahrt übers Meer zu reisen, bevor er wieder nach Hause kommt. Dabei erleben er und seine Gefährten die verschiedensten Abenteuer und müssen Lebensgefahren überstehen. Unter anderem droht ein riesiger Zyklop, Odysseus sowie seine Gefährten zu essen, verführerische Sirenen versuchen mit ihrem Gesang die Gruppe ins Verderben zu locken und sie erwehren sich Zirze, die magische Kräfte besitzt. Während sich Odysseus auf Irrfahrt befindet, bedrängen Freier im heimischen Ithaka seine Frau Penelope. Sie versuchen ihr einzureden, dass Odysseus tot ist. Aus diesem Grund soll sie sich einen neuen Mann unter ihnen wählen. Von der Szenerie angewidert macht sich Telemach, Odysseus’ Sohn auf den Weg, seinen Vater zu finden. Die Interpretationen der Odyssee sind vielfältig, der Einfluss des monumentalen Epos auf die abendländische Kulturgeschichte groß. James Joyce’ Roman „Ulysses“ greift ebenso auf die Themen der „Odyssee“ zurück wie der Coen-Film „O Brother where art thou?“. Vor allem aber die Figur des Helden, ein neugieriger und listenreicher Mensch, der sich Natur und Göttern im Kampf stellt, findet seinen Widerhall im Menschenbild des Kulturschaffens. Die TV-Verfilmung aus dem Jahr 1968 nimmt die verschränkte Erzählweise auf, die Homers Epos prägt. Odysseus selbst erzählt seine Abenteuer den Phäaken, auf deren Insel er gestrandet ist. Die Phäaken ermöglichen ihm schließlich die Heimkehr, indem sie ihm ein Schiff zu Verfügung stellen. In aufwendigen Sets erweckt die Serie die epische Geschichte der Irrfahrt zum Leben. Dabei überzeugt Bekim Fehmiu als Odysseus. Mit eindringlichen Blicken erkennt man in ihm den Menschen, der dazu getrieben wird, immer wieder Neues zu entdecken. Dieser Drang versetzt ihn in die Position, durch die gewonnen Erfahrungen immer weiter zu lernen, wodurch er zukünftigen Gefahren besser begegnen kann, gleichzeitig verlängert sich dadurch seine Irrfahrt, Opfer sind der Preis des Wissenszuwachses. Dieses Dilemma spiegelt den menschlichen Erkenntnisdrang wieder. Eine Auflösung erscheint indes nicht möglich, nur die Kanalisierung durch regulierende Selbstreflexion. Die Zyklopensequenz wurde von Mario Bava inszeniert, der das innewohnende abenteuerliche Spannungspotential gekonnt ausschöpft.

Bildqualität

Für eine TV-Serie aus dem Jahr 1968 erscheint das Bild erfreulich sauber und ohne größere Bilddefekte. Auch die Schärfe ist in Ordnung, wobei hier mit Rauschfiltern gearbeitet wurde. Stehende Rauschmuster sind zu sehen. Die Farben sind kräftig, der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild, das jedoch in sich in Bewegung ist.

Tonqualität

Der Mono-Ton liefert eine gelungene Vorstellung ohne großes Rauschen. Die Dialoge sind ebenso klar und verständlich wie die Musik gut zur Geltung kommt. Dass die italienische Version nicht untertitelt ist, so dass Nichtkenner der Sprache auf die deutsche Version angewiesen sind, ist kein nennenswerter Nachteil, da die italienische Version zeitbedingt auch nur eine Nachsynchronisation sein dürfte. In der Regel wurde nicht mit Originalton gearbeitet. Die Szenen, für die keine deutsche Synchronisation existiert, sind auf Italienisch mit deutschen Untertiteln enthalten.

Extras

Als Bonus ist die 70minütige Dokumentation „Die phantastische Reise des Odysseus“ enthalten, die auf Italienisch mit deutschen Untertiteln eine Vielzahl interessanter Themen streift. Dazu gehört der historische Ursprung der Odyssee ebenso, wie die Fragestellung, ob die Illias und die Odyssee von demselben Autor geschrieben wurden. Erklärungen zur Kunst des Bogenschießens haben genauso ihren Platz wie ein aktuelles Interview mit der Penelope-Darstellerin Irene Papas. Der wilde Ritt durch die Themen wird auf unterhaltsame Art präsentiert. Dabei ist die Infotainment-Dokumentation durchaus interessant, aber auch nicht mehr als ein Anreißer der Themen. Die Fragestellung, ob die Illias und die Odyssee von verschiedenen Autoren geschrieben wurden, ist nicht so einfach eindeutig zu beantworten, als dass wenige Minuten Sendezeit eine tiefergehende Behandlung ermöglichen würden. Insofern bleibt das meiste nur thesenhafter Entwurf, der als Ausgangspunkt für weitere Gedanken interessant ist.

Fazit

Mit großem Aufwand erzählt die Odyssee von den Abenteuern seines Titelhelden, der erst nach zehnjähriger Irrfahrt nach Hause kehrt. Bekim Fehmiu überzeugt als listenreicher Odysseus. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel L’ Odissea (BRD, Italien, Jugoslawien 1968)
Länge 370 Minuten (Pal)
Studio mcone
Regie Franco Rossi, Piero Schivazappa, Mario Bava
Darsteller Irene Papas, Bekim Fehmiu, Barbara Bach, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Dokumentation „Die phantastische Reise des Odysseus“
Preis ca. 28 EUR
Bewertung gut, technisch in Ordnung