Die Lust und der Tod

Nightmare Man

Nightmare ManUnter dem Schlagwort „8 Films to die for“ findet das „After Dark Horrorfest“ seit 2006 in diversen Städten der USA statt. Aus dem 2007er Jahrgang wurden bereits die Filme „The Deaths of Ian Stone“, „Mulberry Street“ und „Lake Dead“ auf DVD veröffentlicht. Angekündigt sind bereits Editionen der Filme „Borderland“ (Mai 2008) sowie „Unearthed“ (Juni 2008) und „Nightmare Man“ wurde in diesen Tagen herausgebracht. Dabei handelt es sich um einen Slasher, in dessen Zentrum das Paar Ellen und Willam steht. Seit dem Kauf einer seltsamen Dämonenmaske leidet Ellen aber unter Angstzuständen. In ihren Träumen wird sie von einem Mann verfolgt, der eben jene Dämonenmaske trägt. Sein Ziel ist ihr Tod. Um Ellen zu helfen, machen sich die beiden auf den Weg zu einer einsam in den Bergen gelegenen Klinik. Unterwegs geht jedoch das Benzin aus, so dass William versucht, die nächste Tankstelle zu erreichen. Da er besser zu Fuß ist, bleibt Ellen allein zurück, die bei einbrechender Dunkelheit immer intensivere Angstschübe bekommt, bis sie davon überzeugt ist, dass sie sich den Mann mit der Maske nicht einbildet. Auf ihrer Flucht durch den Wald landet sie schließlich bei einer kleinen Gruppe junger Menschen, die sich in einem einsam gelegenen Wochenendhaus eine schöne Zeit mit drolligen Spielen und anderen Dingen machen wollen. In Sicherheit ist Ellen aber nicht, denn sie hat die Gefahr mitgebracht.

Regisseur Rolfe Kanefsky versteht sich sehr gut darauf, die einfache Geschichte mit effektiven Mitteln in ein spannendes Szenario zu transferieren. Wenn Ellen allein im Auto sitzt, dominieren unangenehme Kratzgeräusche, plötzliche Bewegungen des Wagens und die zwar etwas billig aussehende, aber dennoch bedrohlich wirkende Fratze ihres Verfolgers. Schnitt und Kameraperspektiven heizen das Spannungsmoment zusätzlich an. Lediglich die Ausleuchtung ist budgetbedingt etwas mager. Kanefsky lässt sich sehr viel Zeit bei der Entwicklung der Auto-Szene sowie der anschließenden Verfolgungsjagd, so dass Ellen erst nach etwa 30 Minuten Nightmare Man beim Wochenendhaus eintrifft. Das gibt Kanefsky nicht nur die Gelegenheit, das lebensbedrohliche Szenario stetig zu steigern, die Abfolgen aus Ruhe und plötzlicher Attacke fügen sich in das Muster einer Angstpsychose ein, so dass offen bleibt, ob Ellen wirklich bedroht wird oder ob sie sich den Mann mit der Maske nur einbildet oder gar selbst der Mann mit der Maske ist. Der technisch guten Spannungsinszenierung fügt Kanfesky nach dem Eintreffen Ellens bei den jungen Leuten – zwei Frauen und zwei Männer – einen weiteren Aspekt hinzu, denn seine Zielgruppe sind Männer. Mit offensichtlicher Dreistigkeit rückt er Lust und Tod in eine direkte Nähe zueinander.

Dabei geht es ihm nicht um die puritanische Moral, dass diejenigen sterben müssen, die Sex haben, welche dem Slashergenre gerne unterstellt wird, sondern um eine inhaltliche Parallelisierung der Themen Lust und Tod. In einer vor dem Haus spielenden Szene heizt die von Tiffany Shepis sehr gut verkörperte Mia ihren Freund an, indem sie sich bückt, den Mini-Rock anhebt und ihre Panties herunterzieht, so dass ihr Po im Mondlicht glänzt. Während ihr Freund mit offenem Mund und angeregtem Speichelfluss zuschaut, surrt ein Pfeil durch die Luft, der ihn durch den Mund an einen Baum heftet. Sein Tod ist hier der Höhepunkt eines Verführspiels, das durch die Macht des Bösen nicht in sexueller Ekstase endet. Denn das Böse hat in diesem Film seine eigenen, nachvollziehbarer Weise fragwürdigen Interessen, die sich bis zu einem immer abstruseren Finale steigern, in dem Kanefsky stärker drauf bedacht ist Tiffany Shepis mit möglichst wenig Kleidung zu zeigen, als seinen Inszenierungsstil der Handlung unterzuordnen. Es handelt sich eben um einen Film, den Kanefsky hauptsächlich für ein männliches Publikum gedreht hat.

Bildqualität

Das Bild besitzt eine weitgehend gute Schärfe, die auch durch das stets präsente, in den dunklen Szenen recht starke Hintergrundrauschen nicht Nightmare Mangemindert wird. Während bei den Tagaufnahmen Konturen- und Detailschärfe mit kleinen Einschränkungen bei Bewegungen gut ausfallen, geht die Qualität bei den Nachtaufnahmen leicht zurück. Die Farben sind ausgesprochen kräftig und geben vor allem die nächtliche Atmosphäre sehr gut wieder. Der Kontrast macht ebenfalls eine gute Figur. Dass bei den Nachtaufnahmen immer wieder Details verloren gehen, liegt nicht an der DVD, sondern an der Ausleuchtung während des Drehs. Das leichte Blockrauschen stört kaum.

Tonqualität

Die beiden 2.0-Spuren besitzen jeweils gut verständliche Dialoge, die ohne störendes Rauschen wieder gegeben werden. Auch die Musik kann mit dynamischen Einsprengseln ihr Spannungspotential entfalten. Die deutsche Synchronisation klingt allerdings leider so, als habe man irgendwelche Leute von der Straße aufgelesen und ihnen zwei Euro angeboten, damit sie bei der ersten Besichtigung eines Synchronstudios auch gleich ein paar Dialoge einsprechen. Der englische Ton ist gut. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

Regisseur Rolfe Kanefsky lässt angesichts der offensiven Verbindung aus Lust und Tod keinen Zweifel offen, dass er ein vornehmlich männliches Zielpublikum im Auge hatte. Wenn man als Zuschauer bereits ist, der stetig abstruser werdenden Handlung zu folgen, dann kann man sich an einer sehr gelungenen Spannungsinszenierung erfreuen. Technisch ist die DVD recht gut, die deutsche Synchronisation aber unwürdig.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Nightmare Man (USA 2006)
Länge 86 Minuten (Pal)
Studio Sunfilm
Regie Rolfe Kanefsky
Darsteller Tiffany Shepis, Blythe Metz, Luciano Szafir, James Ferris, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 16 EUR
Bewertung spannend, technisch recht gut