Gustave Klopp, der Held in der französischen Komödie
"Narco", leidet seit Kindesbeinen an dieser Krankheit.
Wie sich der Leser vorstellen kann, verlief Gustaves Kindheit, Pubertät
und sein bisheriges Leben nicht besonders glücklich. Welches
Mädchen ist schon begeistert, wenn ihr Kerl beim ersten Date
im unpassenden Moment - denn es kann auch nur einen unpassenden
Moment geben - einschläft und durch nichts wieder aufzuwecken
ist. Auch die Jobsuche gestaltet sich etwas schwierig, denn nur
die allerwenigsten Chefs mögen schlafende Mitarbeiter. Durch
eine glückliche Fügung hat es Gustave immerhin geschafft,
Paméla kennen zu lernen, mit der er zusammen lebt. Sie betreibt
ein Fingernagelstudio, wodurch ein geringes Einkommen gesichert
ist. Gustaves einziges Kapital sind seine Traumwelten, in denen
er zum unangefochtenen Actionstar aller beliebten Genres von Science-Fiction
bis zum Thriller aufsteigt. Als die Geschichten in seiner Therapiegruppe
bestens ankommen, erfasst ihn die Idee, Comics daraus zu machen.
Denn Gustave besitzt ein exzellentes zeichnerisches Talent. Aber
die fehlende Unterstützung seiner Frau sowie ein schlimmer
Unfall machen die Pläne zunichte. Und dann zieht auch noch
eine schamlose Verschwörung gegen Gustave herauf, an der seine
Frau, sein Therapeut und sogar sein bester Freund Lenny, ein Möchtegern-Karateka
und Berufslooser teilnehmen.
Die beiden Regisseure Tristan Aurouet und Gilles Lellouche bemühen
sich, ihre
Geschichte stets mit der augenzwinkernden Spontanität eines
Stand-Up-Comedien zu erzählen. In schneller Abfolge scherenschnittartiger
und verkürzt-pointierter, aber typischer Situationen treiben
sie "Narco" mit hohem Tempo voran. Durch die Auswahl allseits
bekannter Lebenssituationen wie dem ersten Date, Diskobesuchen oder
ähnlichem ist die Identifikation sowie das Verständnis
sofort gegeben. Die Tragikomik der Szenen entfaltet sich ausgezeichnet
und wird durch den pointierten Stil sogar verstärkt, da jeder
Zuschauer eigene Erfahrungen in das Geschehen hinein projizieren
kann. Brillant beispielsweise eine Montage verschiedener Diskoszenen,
in der Gustave Klopp durch die unterschiedlichen Musikmoden von
Punk bis Pop wandert. Hier verdichtet sich Gustaves Ausweglosigkeit,
der zwar die Moden mitmacht und dadurch an der Veränderung
teilnimmt, aber stets durch sein narkoleptisches Leiden gebeutelt
wird. An diesem episodischen Stil halten Tristan Aurouet und Gilles
Lellouche bis zum Ende des Films fest. Dadurch gelingen ihnen zwar
immer wieder rasante Gags mit hohem Amüsementpotential, eine
berührende Geschichte erzählen sie aber nicht. Denn nach
der Charakterisierung der Lebenssituation Gustave Klopps, müsste
eine fließende Erzählung ihren Lauf nehmen, damit sich
die Figuren sowie ein dramatischer Bogen entwickeln können.
Die reine Abfolge typologischer Szenen mit Witzgarantie lässt
den Film in einer ewigen Exposition stecken. Das wird vor allem
an der Einführung eines Verlagschefs deutlich, dessen Vorleben
mit einer ähnlich temporeichen Montage im Stakkatostil vorgestellt
wird. Da erfährt man beispielsweise, dass er sich in der Vergangenheit
erfolglos als Comedien versucht hat. Diese Charakterisierung spielt
für seine Funktion innerhalb des Films keinerlei Rolle. Sie
wird lediglich am Ende mit einem Schlussgag gerechtfertigt. Ständig
präsentiert "Narco" auf diese Weise neue Einführungen,
die auf einen neuen Film verweisen, der jedoch gar nicht erzählt
wird. Weil sich "Narco" nicht auf bestimmte Elemente konzentriert,
die er intensiv beackern könnte, sondern stets das Neue sucht,
verliert er sich in einer pathologischen Hetze, die spätestes
nach 50 Minuten nur noch ermüdend wirkt.
Bildqualität
Hinsichtlich Verschmutzungen oder Bilddefekten präsentiert sich der Film auf der DVD blitzsauber. Die weitgehend gute Schärfe leidet ein wenig unter mangelndem Detailreichtum und leicht matschigen Konturen. Hier hätte man sich bei einem brandaktuellen Film durchaus mehr vorstellen können. Die kräftigen Farben tauchen den Film in die beabsichtigte comicartige Atmosphäre. Der Kontrast leistet gute Arbeit, so dass auch in dunklen Szenen nichts verschluckt wird. Rauschmuster treten nicht auf.Tonqualität
Der 5.1-Ton bietet eine rundum gelungene räumliche Kulisse. Vor allem die Actionträume Gustave Klopps bieten dem Ton die Gelegenheit alle Register zu ziehen. Mit krachender Dynamik werden alle Boxen mit einbezogen. Der deutsche Ton ist sogar noch dynamischer abgemischt als der französische Originalton. Die Dialoge sind klar und verständlich.Extras
Das etwa 22minütige Making Of besteht aus einem Interviewzusammenschnitt. Dabei kommen unter anderem die beiden Regisseure Tristan Aurouet und Gilles Lellouche, Produzent Alain Attal sowie die Darsteller Guillaume Canet, Benoît Poelvoorde, Guillaume Gallienne und die Darstellerin Zabou zu Wort. Interessantes hält sich jedoch in engen Grenzen. Der Trailer sowie vier Teaser runden das Bonusmaterial ab.Fazit
"Narco" scheitert in seiner Erzählung an einem episodischen Stil, der immer neue Erzählungen eröffnet, die dann auch nicht konsequent umgesetzt werden. Übrig bleibt ein Amüsementpotential, das den Film als Gag-Kaugummi immerhin 50 Minuten trägt, bevor es langweilig wird. Technisch ist die DVD gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Narco (Frankreich 2004) |
Länge | 105 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Tristan Aurouet u. Gilles Lellouche |
Darsteller | Guillaume Canet, Zabou, Benoît Poelvoorde, Guillaume Gallienne, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Französisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Interviews, Trailer |
Preis | ca. 18 EUR |
Bewertung | gescheitert, technisch gut |