Lustige Vorstadt-Monster

Die Munsters – Staffel 1 (7DVDs)

Mitte der 50er und Anfang der 60er Jahre strahlte das amerikanische Fernsehen mit großem Erfolg Familien-Sitcoms wie „Father Knows Best“ („Vater ist der Beste“, 1954 – 1960) aus. Im Zentrum stand eine amerikanischen Durchschnittsfamilie mit dem Vater als Oberhaupt, der in allen Problemlagen die Lösung parat hatte. Das Muster der bodenständigen Familie nutzte der amerikanische Fernsehsender CBS konsequenterweise auch für „Die Munsters“. Darin geht es um eine Familie merkwürdiger Kreaturen – Familienoberhaupt Herman Munster sieht aus wie Frankensteins Monster, der Großvater erinnert an Dracula, Eddie ist eine Kindervariante des Wolfman und Lily eine Vampirfrau -, die in einem geräumigen Vorstadthaus wohnen. Sie selbst halten sich für völlig normal und empfinden deswegen das Verhalten der Nachbarn sowie anderer Menschen als seltsam. Einzig Hermans Nichte Marilyn sieht wie ein gewöhnlicher Mensch aus, was ihr in der eigenen Familie jedoch Mitleid einbringt, da sie so sehr aus der Art schlägt.

Auf den ersten Blick wirken „Die Munsters“ wie eine harmlose Horrorkomödien-Version des biederen Familienbildes der 50er und frühen 60er Jahre. Bei näherem Hinsehen stellt man Die Munsters jedoch schnell fest, dass gerade die liebevolle, teils tapsige teils warmherzige Charakterisierung der Familienmitglieder den Raum für subversive Ansätze bot, die dem Publikum auf sanfte Weise untergejubelt werden konnten. Die konsequente Anwendung der gängigen Familien-Sitcom-Muster auf eine Familie, die optisch ganz offensichtlich in keiner Weise der Norm entspricht, liefert zunächst das amüsante Fundament. Darauf bauen die einzelnen Episoden ihre Seitenhiebe auf. Das biedere Bild der perfekten Familie erhält innerhalb der skurrilen Ereignisse kleine Risse, welche die Brüchigkeit der Konstruktion offenbaren. Als andersartige Bewohner sehen sich die Munsters Vorbehalten aus der Nachbarschaft ausgesetzt, die fremdenfeindliche Tendenzen in der Gesellschaft reflektieren. Immer wieder gelingt es den Machern, dem Mainstream-Konzept solche kleinen Bissigkeiten abzutrotzen, welche die Serie bis heute sehenswert macht.

Bildqualität

Das Bild der DVD-Box sieht recht ordentlich aus, immerhin hat die Serie über 40 Jahre auf dem Buckel. Das analoge Rauschen konnte wie die Bilddefekte stark reduziert werden. Dafür fällt die Schärfe nur mittelmäßig aus, da die Konturen stets weich erscheinen. Ansonsten macht das Schwarzweiss-Bild eine gute Figur, da sich stehende Rauschmuster und leichte Blockbildung nicht in den Vordergrund spielen.

Tonqualität

Die englische Tonspur, welche deutlich mehr Wortwitz besitzt als die deutsche Synchronisation, wird durch ein permanentes Rauchen leicht beeinträchtigt. Die Dialoge sind aber immer noch sehr gut verständlich. Der deutsche Ton kommt fast ohne Rauschen aus und liefert auch sonst ein ausgewogenes Klangbild.

Extras

Die MunstersDas Bonusmaterial wartet mit der Munsters-Testfolge auf, die mit etwa 13 Minuten deutlich kürzer als die regulären Serienteile ist und in Farbe gedreht wurde. Die Folge ist nicht nur aufgrund der Optik höchst interessant, sie ging auch in der zweiten regulären Folge auf, die ein längeres Schwarzweiß-Remake des Piloten ist. Als die Serie produziert wurde hat man aus Kostengründen in Schwarzweiß anstatt in Farbe gedreht und zwei Darsteller (Eddie, Lily) wurden ausgetauscht. Vor diesem Hintergrund ist die Pilofolge ein feiner Leckerbissen für Fans. Auch das übrige Bonusmaterial kann sich sehen lassen. Die etwa 43minütige Dokumentation „America's First Family of Fright“ liefert einen grundlegenden Abriss der Serienentwicklung sowie der weiteren Munsters-Geschichte. Die seltsame Familie eroberte nach dem Ende der Serie in mehreren Filmen auch die Leinwand. Die etwa 44minütige Dokumentation „Fred Gwynne: More Than a Munster“ zeichnet die wechselvolle Karriere des Herman-Munster-Darstellers Fred Gwynne nach. Tragik und Erfolg geben sich darin die Klinke in die Hand, so dass ein berührendes Portrait entstanden sind. Die leichten Überschneidungen mit der anderen Dokumentation lassen sich verschmerzen.

Fazit

Zwei Staffeln lang eroberten die Munsters in ihrer schwarzweißen Welt die amerikanischen Wohnzimmer. Gelungener Slapstick und satirische Elemente, in denen die heile Familienbiederkeit aufs Korn genommen wird, prägen die Serie. Technisch ist die DVD-Box sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Munsters – Season 1 (USA 1964-65)
Länge 38 Folgen á 25 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Ezra Stone, Norman Abbott, Joseph Pevney, u.a.
Darsteller Fred Gwynne, Al Lewis, Yvonne de Carlo, Butch Patrick, Beverly Owen, Pat Priest, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Unveröffentlichte Pilotfolge in Farbe, Dokumentation „America's First Family of Fright”, u.m.
Preis ca. 42 EUR
Bewertung gut, technisch sehr ordentlich