Anal-Zombies
Wer hätte gedacht, dass dieses spanische Irrsinns-Werk nach seiner regulären Veröffentlichung zusätzlich noch als Doppel-DVD in einer Tin-Box herauskommen würde. Nun aber ist es soweit und wie jeder von uns Aufgeklärten weiß, sind die Außerirdischen
bereits unter uns und übernehmen langsam die Erde. Soweit ist
die Geschichte des spanischen Party-Films Mucha Sangre
keine Überraschung. Wie sich die Zombieaußerirdischen in
diesem Spaßfilm von einigen Gnaden allerdings gebärden,
ist dann doch erschreckender als wir alle gedacht hatten (vor allem
für Raubkopierer wer die Kampagne der Filmindustrie und
»Mucha Sangre« kennt wird den Einschub verstehen). Allen
voran treibt Oberzombie-Alien Paul Naschy sein Unwesen in der spanischen
Provinz. Sein Hauptquartier befindet sich in einem Club. Dort tauchen
auch zwei Ausbrecher auf, die während ihrer Flucht erst einmal
eine attraktive Frau als Geisel genommen haben. Einer der Ausbrecher
saß 10 Jahre im Gefängnis und möchte nun seinen Anteil
an der damaligen Beute eintreiben. Natürlich weiß er nicht,
dass sein Kumpan von damals inzwischen zum Oberzombie-Alien aufgestiegen
ist, und so ist man über die Kugelresistenz der bösen Buben
im Club doch sehr überrascht. Man zieht sich erst einmal zur
Lagebesprechung zurück.
Mucha Sangre jongliert mit seinen Versatzstücken
herum, als wäre er das letzte B-Picture auf dieser Erde, das
noch gedreht wird. Splatter trifft auf Science-Fiction mit Action
und Roadmovie-Touch. Stilisierte Bilder, die nur noch als ikonographisches
Klischee funktionieren (z.B. die ganz in schwarz gekleidete, schlanke
Spanierin mit einer Autopanne zu selten lässiger spanischer Rockmusik)
werden mit einem Humor vermischt, der bei den einen nur blanke Ablehnung
heraufbeschwören und diejenigen, die sich darauf einlassen, amüsieren
wird. Tatsächlich hat die Dreistigkeit, mit der hier auch platte
Gags wiederholt werden, etwas Sympathisches an sich. Auf Seiten der
Macher hat sich definitiv niemand darüber Illusionen gemacht,
was für ein Film hier gedreht wurde. Alle Freunde des bizarren,
manchmal auch geschmacksunsicheren spanischen Genre-Films werden bei
diesem Party-Kracher ihren Spass haben. Die Sezierung eines Zombie-Aliens
zu Beethovens Freude, schöner Götterfunken sollte
man sich jedenfalls nicht entgehen lassen.
Bildqualität
Die aufgeräumte Vorlage sorgt für eine sehr gute Bildqualität ohne Dreckspuren und Bildpunkte. Die Schärfe ist in Nahaufnahmen ausgezeichnet, fällt bei Totalen jedoch ein wenig ab. Am wichtigsten sind bei diesem Film aber die Farben. Pepe de las Heras visualisiert seine Versatzstückorgie mit einem grellen Design, dass auf der DVD ausgezeichnet dank kräftiger Farben zur Geltung kommt. Auch der Kontrast unterstützt den Sehgenuss, obwohl in den sehr dunkeln Szenen schon mal das eine oder andere verschluckt wird. Konturenflimmern und leichte Rauschmusterentwicklung sind ebenfalls zu beklagen.Tonqualität
Der Ton ist gut ausgefallen. Beim deutschen 5.1-Track sind die Dialoge klar und verständlich. Darüber hinaus hat man sich bemüht, ein wenig Surroundkulisse aufzubauen. Hier muss weitgehend die Musik herhalten, wenn auch die Schießereien einen leichten räumlichen Touch bekommen. Der spanische 2.0-Track ist deswegen jedoch kaum schwächer einzuschätzen. Verständliche Dialoge und eine gelungen ausgebreitete Front-Stage-Kulisse, die in den Action-Szenen aber etwas breiartig ineinander geflossen wirkt, sorgen für einen ordentlichen Eindruck.Extras
Während die alte Scheibe nur einen Trailer besaß, wurden für die Special-Edition drei Interviews beim Filmfestival im spanischen Sitges aufgenommen. Das auf Deutsch geführte Interview mit Paul Naschy (Darsteller) dauert etwa 47 Minuten und ist recht interessant geworden. Das liegt allerdings mehr an Naschy, als am Fragesteller. Thematisch geht es sowohl allgemein um die Karriere des spanischen Darstellers, als auch um Mucha Sangre selbst. Dabei werden die Ausführungen Naschys für alle ein wenig getrübt, die nicht jeden Film Naschys mit seinem spanischen Originaltitel kennen. Denn selbstverständlich kennt der Spanier nicht die deutschen Titel seiner Filme, so dass er sie stets mit dem spanischen Titel benennt. Hier wäre es sinnvoll gewesen, das Interview aufzubereiten und die deutschen Titel einzublenden. So bleibt für viele sicherlich unklar, über welchen Film denn gerade gesprochen wird.
Das 34minütige Interview mit Pepe de las Heras (Regie) beleuchtet die schwierige Produktionsgeschichte und geht auf die stilistische Ausrichtung von „Mucha Sangre“ ein. Dabei erweist sich de las Heras als Regisseur, der sein Werk mit Bedacht gedreht hat und es gut einzuschätzen weiß.
Das rund 11minütige Interview mit Isona Passola (Produktion) geht ebenfalls auf die schwierige Produktionsgeschichte ein und beleuchtet die allgemeine Situation der spanischen Filmindustrie.
Fazit
Mucha Sangre ist der richtige Splatter-Film für einen bierseeligen DVD-Abend. Das spanische B-Picture mag man entweder oder man hasst es .Stefan Dabrock
Originaltitel | Mucha Sangre (Spanien 2002) | |
Länge | 80 Minuten (Pal) | |
Studio | i-on new media im Vertrieb von Splendid | |
Regie | Pepe de las Heras | |
Darsteller | Paul Naschy, Isabel del Toro, Rodolfo Sancho, Txema Sandoval, u.a. | |
Format | 1:1,78 (16:9) | |
Ton | DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Spanisch | |
Untertitel | Deutsch | |
Extras | Interviews, Trailer | |
Preis | ca. 20 EUR | |
Bewertung |
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