Anonyme Killer

Mr. Brooks

Mr. Brooks„Der Hunger ist ins Gehirn von Mr. Brooks zurückgekehrt. Er war niemals wirklich daraus verschwunden“.

So schlicht und präzise wie im Eingangstext zu Bruce A. Evans' „Mr. Brooks“ sieht das Dilemma eines Süchtigen aus, auch wenn er inzwischen trocken ist. Der Hunger wird niemals verschwinden, was bei einem alkoholsüchtigen schon dramatisch genug ist. Aber Mr. Brooks treibt eine ganz andere Sucht an: die Lust am Töten. Der gerade zum 'Man of the Year' gewählte erfolgreiche Geschäftsmann kämpft dagegen an, indem er zu Treffen der Anonymen Alkoholiker geht. Denn eigentlich will er nur sein biederes Familienleben führen, aber wie der Eingangstext bereits feststellte ist der Hunger zurückgekehrt. Und so macht sich Mr. Brooks des nachts auf, um noch einmal einen perfekten Mord zu verüben, ein Geschäft, das er exzellent beherrscht. Doch diesmal wird er bei der Tat aus einem gegenüberliegenden Gebäude fotografiert, weil die Vorhänge im Schlafzimmer nicht zugezogen waren, in dem er ein kopulierendes Paar ins Jenseits befördert hat. Der Fotograf erpresst Mr. Brooks, damit er einmal bei einer Tat des Serienkillers hautnah dabei sein kann. Jetzt sieht sich Mr. Brooks nicht nur den hartnäckigen Ermittlungen einer verbissenen Polizistin ausgesetzt, er muss sich auch noch überlegen, wie er den lästigen Erpresser wieder los werden kann.

„Mr. Brooks“ profitiert von dem einfachen, aber ausgezeichnet erdachten Schachzug, mit dem Tatzeugen eine Figur zum Handlungsmotor zu machen, die dem Serienkiller Mr. Brooks an Niederträchtigkeit deutlich überlegen ist. Während Mr. Brooks „nur“ seiner Sucht nachgeht und dagegen ankämpft, möchte der Tatzeuge seinem desaströs langweiligen Leben aus purer Neugier einen ungekannten Aspekt hinzufügen. Da er aber als echter Feigling die wirkliche Gefahr scheut, soll ihm der Profi zu einem relativ sorglos erworbenem neuen Erlebnis verhelfen. Im direkten Mr. BrooksVergleich der beiden Figuren kann Mr. Brooks deswegen ein paar Sympathiepunkte sammeln, die ihn davor bewahren, eindimensional böse zu sein. Als ambivalente Figur zieht er den Zuschauer zwischenzeitlich auf seine dunkle Seite, die nicht nur einen rein menschlich-psychologischen, sondern auch einen metaphorischen Aspekt hat. Es ist kein Zufall, dass dieser Mr. Brooks, den Kevin Costner als kontrolliert agierenden Charakter anlegt, erfolgreicher Geschäftsmann und „Man of the Year“ ist. Als Symbol für wirtschaftlichen Aufstieg und damit für die Triebfeder einer marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaft, ist er das diffuse Donnergrollen unter der blanken Oberfläche. Dabei vereint er Hochglanz und düsteren Abgrund in einer Person, da beides oftmals eng mit einander verknüpft ist, wenn der Mensch nach Erfolgen strebt.

Zur eindrucksvollen Reflexion über solche Zusammenhänge gesellt sich mit dem als Erpresser auftretenden Tatzeugen eine Figur, die nicht nur niederträchtiger als der Täter selbst ist, sondern über seinen Voyeurismus – nur so konnte er Mr. Brooks überhaupt fotografieren – als Spiegelbild des Zuschauers funktioniert. In derselben Weise, wie sich hier psychologische Mechanismen widerspiegeln, die Fragen nach der Lust am Sehen auf den Zuschauer zurückwerfen, fügt sich sein Handlungsschema in die Gesellschaftsmetapher ein. Die Schattenseiten eines nur auf Erfolg ausgerichteten Gemeinwesens existieren auch deshalb, weil es neben den direkt handelnden Personen viele Profiteure und auch Voyeure gibt, die nicht nur die guten Seiten, sondern auch die Schwachstellen stützen. Die vielschichtigen Themenkompexe, die Mr. Brooks in einer scheinbar gradlinigen Genre-Geschichte unterbringt, machen den Film zu einem exzellenten Vertreter seiner Zunft.

Bildqualität

Das blitzsaubere Bild der DVD besticht durch eine sehr gute Schärfe, die sowohl klar akzentuierte Konturen als auch einen hohen Detailreichtum aufweist. Die satten Farben werden durch einen sehr guten Kontrast unterstützt, der für ein plastisches Bild sorgt. Der Schwarzwert ist tief, ohne dass in dunklen Szenen Details verschluckt werden. In homogenen Flächen tritt gelegentlich Blockrauschen auf, das analoge Hintergrundrauschen stört nicht.

Tonqualität

Die beiden 5.1-Spuren besitzen jeweils klar verständliche Dialoge, die gut mit der Musik abgemischt sind. Für die räumliche Wirkung ist hauptsächlich die Musik verantwortlich, da sich Nebengeräusche kaum auf die hinteren Lautsprecher verteilen.

Extras

In ihrem Audiokommentar gehen Bruce A. Evans (Regie, Drehbuch) und Raynald Gideon (Drehbuch) sehr stark auf die filmische Übersetzung des geschriebenen Textes ein. Immer wieder stellen sie Bezüge zum Drehbuch her, um auf diese Weise zu verdeutlichen, wie die Bilder entstanden sind. Darüber hinaus erläutern sie ihre Motivation, einen solch düsteren Stoff anzufassen, kommentieren die Drehorte und gehen ein wenig auf die schauspielerischen Leistungen ein. Insgesamt gehört der Kommentar zu den besseren seiner Zunft.

Die Deleted Scenes (etwa 6 Minuten und 30 Sekunden) liefern hübsche Fußnoten zur Filmhandlung. Unter anderem erzählt Mr. Brooks, woher seine personifizierte düstere Seite Marshall stammt, die ihn als Teil seiner Psyche in Gestalt von William Hurt bei Morden und anderen Dingen mit Ideen unterstützt.

Hinter Featurettes verbergen sich die drei Beiträge „Die Geburt eines Serienkillers: Das Drehbuch von Mr. Brooks” (etwa 7 Minuten und 30 Sekunden), „Am Set von Mr. Brooks” (etwa 9 Minuten und 30 Sekunden) und „Mord treibt sie an: Mr. Brooks, Marshall & Mr. Smith” (etwa neun Minuten. Darin kommen unter anderem Bruce A. Evans Mr. Brooks(Regie, Drehbuch) und Raynald Gideon (Drehbuch), Jim Wilson (Produktion) sowie die Darsteller Kevin Costner, William Hurt, Dane Cook und Danielle Panabaker zu Wort. Zwischen den einzelnen Interviewpassagen sind immer wieder Filmausschnitte und im zweiten Beitrag B-Roll-Material zu sehen. „Die Geburt eines Serienkillers: Das Drehbuch von Mr. Brooks” überschneidet sich teilweise mit den Informationen aus dem Audiokommentar. Der Beitrag geht über die gewöhnliche Lobpreisung hinaus und liefert neben Informatonen zur Entstehung der Produktion ein paar Interpretationsansätze zur Geschichte sowie den Figuren. Insgesamt ganz nett. „Am Set von Mr. Brooks” fällt demgegenüber schwächer aus, da die Anteile reiner Inhaltsangabe stärker vertreten sind. „Mord treibt sie an: Mr. Brooks, Marshall & Mr. Smith” geht auf die drei Filmfiguren ein und erläutert in Grundzügen die Motivation der einzelnen Figuren. Ebenfalls ganz nett. Texttafelbio- und filmographien zum Stab, eine Bildergalerie und der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

Kevin Costner und William Hurt liefern eine Glanzvorstellung als mordsüchtiger Serienkiller und dessen personifizierte düstere Seite ab. Ihr brillanter Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche besitzt zugleich eine metaphorische Ebene, welche Schattenseiten einer Gesellschaft reflektiert, die rein erfolgsorientiert ist. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Mr. Brooks (USA 2007)
Länge 115 Minuten (Pal)
Studio Concorde
Regie Bruce A. Evans
Darsteller Kevin Costner, Demi Moore, Dane Cook, William Hurt, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar mit Bruce A. Evans (Regie, Drehbuch) und Raynald Gideon (Drehbuch), Deleted Scenes, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut