Parallelhexe

Dreams in the Witchhouse

special: masters of horror - alle folgen

"Dreams in the Witchhouse" ist nicht die erste H. P. Lovecraft-Adaption Stuart Gordons, der unter anderem mit "Re-Animator" und "Dagon" bewiesen hat, wie man den bizarren Geschichten Lovecrafts filmisches Leben einhauchen kann. Sein Masters-of-Horror-Beitrag bildet keine Ausnahme. In der reduzierten Kurzgeschichte geht es um einen jungen Mann, der sich mit Theorien über Paralleluniversen beschäftigt. Er zieht in ein zurückliegend stehendes Haus ein, um aus der Ruhe Kraft für seine Studien schöpfen zu können. Die Ratten, welche in den Hohlräumen der Wände umherflitzen, sind ein erster, aber verschmerzbarer Dämpfer. Zudem ist die hübsche Nachbarin ganz nett. Das Gerede eines älteren Mieters im Erdgeschoss, der ständig über eine Ratte mit menschlichem Gesicht spricht, irritiert den jungen Man schon mehr. Wirklich unangenehm aber wird es, als er in seinen Albträumen, unter denen er plötzlich leidet, selbst die Ratte mit menschlichem Gesicht sieht. Gleichzeitig glaubt er, in seinem Zimmer ein Portal in ein paralleles Universum gefunden zu haben. Noch weiß er nicht, wie sehr die Albträume und seine Studien zusammenhängen.
Stuart Gordon beschränkt sich darauf, die vorgefundene Geschichte bis ins Detail effektiv auszuinszenieren. Er verzichtet auf bahnbrechende Regieeinfälle zugunsten sorgfältiger Spannungsarbeit. Ein bizarres Detail folgt im szenischen Aufbau dem nächsten und sorgt dadurch bis zum Finale für einen konsequenten Spannungsbogen. Die Ratte mit menschlichem Gesicht, der scheinbar verwirrte Nachbar, welcher sich selbst geißelt, und die Studien über andere Dimensionen ergeben ein Gesamtbild, das immer stärker erschreckende Züge trägt. Die Abwärtsspirale des Helden scheint kaum aufhaltbar. Seine Umgebung hat für seine Aussagen ab einem bestimmten Zeitpunkt genauso wenig Verständnis wie er am Anfang für das Gerede über die Ratte mit menschlichem Gesicht. Der alte Mann im Erdgeschoss scheint den Staffelstab der Bürde abgegeben zu haben, die mit dem Blick auf die unerschlossenen Schrecken einhergeht. Der Kreis wird sich schließen, wenn der Held nicht Acht gibt.

Bildqualität

Die Bildqualität der lange erwarteten Veröffentlichung ist rundum gelungen. Bildpunkte oder Verschmutzungen gibt es bei einem so aktuellen Werk wie erhofft nicht zu beklagen. Die Schärfe ist gut, nur der Detailreichtum des Bildes könnte etwas besser sein. Dafür ist die Farbwiedergabe sehr gelungen, gleiches gilt für den tiefen Schwarzwert, so dass sich die einzelnen Szenen gut entfalten können. Die Rauschmuster halten sich in Grenzen, sind teilweise leicht sichtbar.

Tonqualität

Der Ton entfaltet seine dynamischen Qualitäten vor allem auf den vorderen Lautsprechern. Die Dialoge werden rauschfrei und verständlich wiedergegeben. Eine echte räumliche 5.1-Kulisse entwickelt sich kaum. Insgesamt kann man aufgrund der guten restlichen Abmischung aber sehr zufrieden sein.

Extras

Das Bonusmaterial ist gegenüber der amerikanischen Veröffentlichung erneut deutlich abgespeckt. Besonders schade ist sicherlich, dass auch hier der Audiokommentar (Stuart Gordon, Perry Martin, Ezra Goddon) nicht übernommen wurde. Daneben fehlen viele weitere Kurzdokus. Auch die Interviews sind nicht enthalten, was aber nicht schlimm ist, wenn sie auf demselben Niveau sein sollten, wie bei den vorangegangenen Veröffentlichungen.
Enthalten ist eine "Behind the scenes"-Sektion, die sich in sieben Kapitel aufteilt und zusammen etwa 50 Minuten dauert. Gegenüber den vorangegangenen Veröffentlichungen hat sich jedoch qualitativ nur wenig geändert. Immerhin kommt das Zoom kaum noch zum Einsatz. Dennoch handelt es sich um vollständige unkommentiertes Setmaterial, das in dieser Länge völlig überdimensioniert wirkt. Wenn Ezra Godden so geschminkt wird, dass er völlig erledigt aussieht (aufgehellte Gesicht, Augenringe), dann ist das in etwa genauso interessant, wie einer Gruppe 12jähriger beim Schminken für die bevorstehende Karnevalsfeier zuzusehen. Aufnahmen der Vorbereitungen für eine Spezialeffektszene sind zwar durchaus interessant, aber bei einer Länge von fast 23 Minuten ohne Kommentar ist die Schmerzgrenze weit überschritten. Das Bonusmaterial ist deswegen so schwach, weil keine Aufbereitung des Materials stattfindet. Die darin steckende Lieblosigkeit ist trotz des einen oder anderen interessanten Aspektes so deutlich spürbar, dass sie einem vollständig die Lust verleidet.
Der Trailer und eine Texttafelbiographie über Stuart Gordon runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

Stuart Gordons "Dreams in the Witchhouse" besticht durch seine formale Geschlossenheit, die unerbittlich den eingeschrittenen Weg im Dienste des Horros zu Ende geht. Neben Mick Garris' originellem "Chocolate" die bislang beste Episode. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial schwach.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Dreams in the Witchhouse (USA 2005)
Länge 56 Minuten (Pal)
Studio Splendid
Regie Stuart Gordon
Darsteller Ezra Godden, Frances Elwood, Susan Bain, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Behind the Scenes, Trailer, Biographie
Preis ca. 14 EUR
Bewertung gut, technisch gelungen