special: masters of horror - alle folgen
John
Carpenter ist einer der letzten Handwerker Hollywoods, dessen Filme
ein rauer unverwechselbarer Stil auszeichnet. In seinen Werken dominiert
die schnörkellose Inszenierung, welche die Geschichten unmittelbar
an den Zuschauer bringt. So etwas wie bombastische Überinszenierung
gibt es in seinen Arbeiten kaum. Carpenters Beitrag zur amerikanischen
Fernsehserie "Masters of Horror" knüpft daran an.
Im Zentrum der Handlung steht ein verschollener französischer
Film mit dem sprechenden Titel "La Fin Absolue du Monde"
(Das absolute Ende der Welt). Bei seiner Uraufführung in den
70er Jahren veranstaltete das Publikum unter sich ein Massaker.
Auch Privatvorführungen, die es danach angeblich noch gegeben
haben soll, endeten blutig. Der Filmkopiensammler Ballinger beauftragt
nun Jimmy Sweetman, die verschollene Kopie aufzutreiben. Dabei muss
Sweetman feststellen, dass der Auftrag gefährlicher ist, als
gedacht. Die Gerüchte um das seltene Werk sind nicht völlig
aus der Luft gegriffen.
"Cigarette Burns" leistet sich keine Ruhepause, geradezu
rastlos hetzt Sweetman hinter "La Fin absolute du Monde"
her. Ein Baustein führt zum nächsten.
Dabei ist die Wirkung des Films unübersehbar, je näher
Sweetman der Kopie kommt. Visionen wechseln sich mit menschlichen
Untiefen ab, in denen Gewalt eine bedeutende Rolle spielt. Der treibende
Erzählungsstil spiegelt die Geisteshaltung wieder, welche jene
Leute erfasst, die sich gründlich mit dem Film beschäftigen.
Rationalität tritt immer stärker in den Hintergrund, um
einer intensiven Raserei Platz zu machen. Die Sammelleidenschaft
kann sich angesichts dieses seltenen Objektes in ihrer reinsten
Form entfalten. Die dunklen Abgründe der Vergangenheit, welche
mit "La Fin Absolue du Monde" verbunden sind, machen ihn
nur noch attraktiver. "Cigarette Burns" reflektiert auf
geschickte Weise mit Hilfe seiner Horrorgeschichte die Thematik
der absoluten Sammelleidenschaft, die auch vor purer Selbstaufgabe
nicht zurück schreckt. Gleichzeitig lotet der Film übersinnliche
Gefahren aus, die unter der Oberfläche aller Dinge lauern.
Hinweis: Leider mussten wir erfahren, dass es John Carpenters "Cigarette Burns" nicht ungeschnitten durch die FSK geschafft hat. Sowohl die Enthauptungsszene als auch die Gedärmeszene mussten Federn lassen.
Bildqualität
Die Bildqualität der lange erwarteten Veröffentlichung ist rundum gelungen. Bildpunkte oder Verschmutzungen gibt es bei einem so aktuellen Werk nicht zu beklagen. Die Schärfe ist gut, nur der Detailreichtum des Bildes könnte etwas besser sein. Dafür ist die Farbwiedergabe sehr gelungen, gleiches gilt für den tiefen Schwarzwert, so dass sich die einzelnen Szenen gut entfalten können. Die Rauschmuster halten sich in Grenzen, teilweise sind sie leicht sichtbar.Tonqualität
Der Ton entfaltet seine dynamischen Qualitäten vor allem auf den vorderen Lautsprechern. Die Dialoge werden rauschfrei und verständlich wiedergegeben. Eine echte räumliche 5.1-Kulisse entwickelt sich kaum. Insgesamt kann man aufgrund der guten restlichen Abmischung aber sehr zufrieden sein.Extras
In den Presseinformationen wurden sie noch vollmundig angekündigt, auf den DVDs sucht man sie hingegen vergeblich. Keine der ersten drei Veröffentlichungen besitzt einen Audiokommentar. Hier hat Splendid offensichtlich deutlich gespart, was angesichts dieser prominenten Veröffentlichung mit ihrem entsprechenden Echo in den Medien eine Enttäuschung ist. Die amerikanische Veröffentlichung von "Cigarette Burns" besitzt selbstverständlich einen Kommentar von John Carpenter und oben drauf noch einen der beiden Drehbuchautoren.Aber
nun zum vorhandenen Bonusmaterial. Fünf Interviews zwischen
sieben und 14 Minuten Länge wurden mit Regisseur John Carpenter,
den Drehbuchautoren Drew Mcweeny und Scott Swan sowie den Darstellern
Udo Kier und Norman Reedus geführt. Bei den Gesprächen
zeigt sich, dass auch schwache Interviewer einigermaßen vernünftige
Ergebnisse produzieren können, wenn sich das Gegenüber
wie ein Medienprofi verhält und einfach etwas erzählen
will. So reflektiert Udo Kier sehr unterhaltsam über verschiedene
Todesarten im Film, beleuchtet ein wenig die Zusammenarbeit mit
John Carpenter und berichtet etwas über "Cigarette Burns".
Auch Norman Reedus weiß einiges über die Produktion sowie
seine Rolle innerhalb der Episode zu berichten, während die
beiden Drehbuchautoren über ihre Liebe zum Horrorgenre im Allgemeinen
sowie zu John Carpenter im Besonderen zum Besten geben. John Carpenter
hingegen hat selbst nur wenig Lust, angesichts dümmlicher und
dilletantisch gestellter Fragen, den Medienprofi zu geben. Im Verlaufe
des Interviews wird er immer unruhiger, bis er schließlich
die Konsequenzen aus dem peinlichen Verlauf zieht und das Interview
abbricht. Einerseits wird deutlich, dass Carpenter ein eher schwieriger
Mensch ist, andererseits kann man angesichts des schlecht geführten
Interviews Verständnis für seine Reaktion entwickeln.
Zusätzlich enthält die DVD den etwa halbstündigen
Beitrag "Die Maske des Engels", der Howard Berger mit
zwei Assistenten zeigt, wie sie Christopher Redmans (er spielt den
Engel) Make-Up erstellen. Immer wenn Howard Berger seine Arbeit
erläutert, ist der Film interessant. Dazwischen besitzt der
Beitrag immer wieder Durchhänger, da die unkommentierte Präsentation
der Schminkarbeit auch sehr gleichförmige Arbeitsschritte zeigt.
Eine Texttafelbiographie sowie der Trailer runden das Bonusmaterial
ab.
Zum Schluss muss noch erwähnt werden, dass das Bonusmaterial billig produziert aussieht. Hier wurde mit einer einfachen Kamera gearbeitet, was völlig in Ordnung wäre, wenn die Macher nicht irgendwann das Zoom entdecken würden. Aber vielleicht hatte Papa einfach keine Zeit und hat seinen dreijährigen Sohn vorgeschickt, um das Bonusmaterial anzufertigen. Auch die Tonabnahme bei den Interviews ist unprofessionell. Die Interviewten bekamen zwar ein Clip-Mikrophon umgehängt, so dass sie gut zu verstehe sind, dafür sprechen die Fragesteller aus dem Off ohne eigenes Mikrophon, so dass sie deutlich leiser sind. Für eine solch aufwendige Serienproduktion ist das Bonusmaterial unwürdig.
Fazit
John Carpenter liefert mit "Cigarette Burns" eine faszinierende Episode ab, in der sich Wahnsinn und übersinnliche Bedrohung die Klinke in die Hand geben. Mit gewohnt direktem Inszenierungsstil überträgt sich die rastlose Atmosphäre gut auf den Zuschauer. Technisch ist die DVD sehr gelungen. Beim Bonusmaterial wurde leider gespart, zudem wirkt das vorhandene lieblos produziert.Stefan Dabrock
Originaltitel | Cigarette Burns (USA 2005) |
Länge | 56 Minuten (Pal) |
Studio | Splendid |
Regie | John Carpenter |
Darsteller | Norman Reedus, Udo Kier, Christopher Redman, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | - |
Extras | Interviews, Die Maske des Engels, u.m. |
Preis | ca. 14 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch gelungen |