Ein Bühnenleben

Marquise - Die Rolle ihres Lebens

Die Präsentation der schönen Künste benötigt immer wieder frisches Blut, damit die Darbietungen nicht in Langweile erstarren. Das galt auch schon zu den Zeiten König Ludwig des XIV, so dass Molière nicht lange zögert, die Marquise du Parc in seine Truppe aufzunehmen, welche als Tänzerin die Marktplätze der französischen Provinz ihr Eigen nennt und als Dirne in schmutzigen Zelten schwitzende Männer beglückt. Da ein solches Angebot nicht jeden Tag wieder kommen wird, zieht die Marquise mit Molière nach Paris, wo am Hofe König Ludwigs fleißig Komödien gegeben werden. Aber der Meister des derben sowie hintersinnigen Witzes lässt die Marquise bestenfalls tanzen, nicht aber als echte Schauspielerin auftreten. Erst Racine, der im Gegensatz zu Molière Tragödien schreibt, erkennt die Qualitäten der Marquise. In einem seiner Stücke feiert sie einen grandiosen Triumph als Hauptdarstellerin.
Gegen Ende des Films enthüllt sich das eigentliche Thema der ganzen Geschichte. Die Marquise war auf der Suche nach einer Rolle, die sie nicht nur verkörpern konnte, sondern selbst war. In Racines Werk hat sie diese Rolle gefunden und dadurch eine perfekte Bühnenpräsenz entwickeln können. Das Leben der Marquise trug nicht nur tragische Züge, sie hat die Tragik in sich aufgesogen. Die vollkommene Identifikation führte zu einer Hingabe, der sich das Publikum nicht entziehen konnte. Das enthüllt sich wie schon festgestellt gegen Ende als Leitmotiv für das Leben der Marquise, welches folglich ein zentrales Thema in der filmischen Inszenierung sein müsste. Regisseurin Véra Belmont lässt das emotionale Zentrum ihres Werkes leider zu Gunsten vieler kleiner Episoden verwaist liegen. Sie zeigt Molière, dessen Truppe daran scheitert, eine Tragödie aufzuführen, weil dessen Schauspieler dafür kein Gespür haben. Sie zeigt König Ludwig XIV bei diversen Tätigkeiten. Sie zeigt Eifersüchteleien unter den vielen höfischen Akteuren. Sie zeigt auch die Marquise, die deutlich macht, dass sie unbedingt als Schauspielerin auftreten will. Sie zeigt nicht die unbedingte Hingabe der Marquise, sie zeigt nicht das Herzblut der Marquise, sie zeigt nicht das Leiden der Marquise. Bei Véra Belmont wirkt die Marquise wie ein ungezogenes Mädchen, das auch einmal mit den Großen spielen will. Belmont nimmt die Figur zu wenig ernst und vermag deswegen nicht bis zum emotionalen Zentrum vorzudringen. Die Enttäuschung der Marquise angesichts ihrer Missachtung als mögliche Schauspielerin ist sichtbar, aber nicht ihre Beweggründe für den Wunsch, auf der Bühne zu stehen. Damit missachtet auch Belmont die Marquise und verdoppelt die Enttäuschung.

Bildqualität

Wenn man bedenkt, dass 9 Jahre für einen Film kein so großes Alter ist, enttäuscht die Bildqualität. Zwischendurch treten Bilddefekte auf, Verschmutzungen sind kaum sichtbar. Die Schärfe fällt als einer der größten Schwachpunkte auf. Sie bleibt bestenfalls angenehm. Die leicht blassen Farben sind für einen Kostümfilm eher gewöhnungsbedürftig, könnten aber auch Absicht sein. Die stehenden Rauschmuster, welche sich störend bemerkbar machen, kommen dafür jedoch nicht in Frage. Der Kontrast ist etwas zu steil.

Tonqualität

Die Tonspuren liefern demgegenüber eine bessere Vorstellung. Beide 2.0-Tracks bieten gut verständliche Dialoge ohne Rauschen und verteilen die Geräusche gut auf die vorderen Boxen. Nicht mehr zeitgemäß ist für eine DVD allerdings die Tatsache, dass die deutschen Untertitel bei Anwahl des französischen Tons nicht ausgeblendet werden können. Solch anachronistischer Unfug sollte unerlassen werden.

Extras

Extras sind nicht enthalten.

Fazit

Die Regisseurin Véra Belmont verzettelt sich in kleinen Episoden und verpasst dadurch die große Chance, ein emotionales Bekenntnis für die Kunst als Lebensinhalt abzugeben. Ihre Marquise bleibt oberflächlich blass, so dass dem Film ein emotionales Zentrum fehlt. Gelegentliche Gags reichen nicht für einen tragfähigen Film.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Marquise (Frankreich 1997)
Länge 116 Minuten (Pal)
Studio Galileo Medien
Regie Véra Belmont
Darsteller Sophie Marceau, Bernard Giraudeau, Lambert Wilson, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Französisch
Untertitel Deutsch (nicht ausblendbar)
Extras -
Preis ca. 13 EUR
Bewertung emotionslos, technisch durchwachsen