Gespenstische Hitze

Lost Town – Das Duell der Schwertkämpfer

Lost Town – Das Duell der SchwertkämpferDie Sonne brennt erbarmungslos auf den ohnehin schon trockenen Wüstenstaub hernieder. Irgendwo in der unwirtlichen Einöde liegt eine bizarres Festungsdorf, in dem ein Mädchen wohnt, das dem jungen Schwertkämpfer einst versprochen wurde, der gerade durch diese Wüste reitet. Als er mit seinem Pferd in der kleinen festungsartigen Anlage ankommt, gelingt es ihm aber nicht sofort, das Vertrauen des Gastwirtes zu gewinnen, um dessen Tochter es dem jungen Schwertkämpfer geht. Der inzwischen verkrüppelte Gastwirt erkennt den Sohn des einstigen Schwertkampffreundes nicht, da der junge Neuankömmling vor Jahren noch ein kleiner Junge war, als sein Vater und der Gastwirt die spätere Heirat beider Kinder ausmachten. Der herangewachsene Schwertkämpfer macht auf den Gastwirt nun aber keinen besonders guten Eindruck, so dass er geneigt ist, das damalige Versprechen zu brechen. Der junge Schwertkämpfer muss sich die Achtung seines potentiellen Schwiegervaters sowie dessen Tochter erst verdienen. Gleichzeitig kommt es zu einem Konflikt mit einer Banditenbande, die das Festungsdorf bereits seit einiger Zeit in Angst und Schrecken versetzt.

Die wenigen Schwertkämpfe des Films sind extrem schnell geschnitten und dauern nur so kurz wie ein Pistolenduell. Regisseur He Ping hat keinen Kampfkunstfilm im Sinn gehabt. Ihm geht es um die bizarre, gespenstische Atmosphäre des einsam gelegenen festungsartigen Dorfes in der Wüste. Die brennende Sonne verleiht den ockerfarbenen Häusern und Straßen den Lost Town – Das Duell der Schwertkämpfer flirrenden Schein einer unwirklichen Aura. Wenn der Wind kurzzeitig auffrischt, bildet sich eine Staubwolke, die sich über das Blickfeld legt, so dass die Wahrnehmung für einen kurzen Moment verwischt. Rings um das Dorf befinden sich kilometerweit nur Felsen und Staub, die wenigen Brunnen künden als einzige Zeugen von zivilisiertem Leben. In der kargen Atmosphäre der Unwirtlichkeit braucht es nur wenige Gesten oder Blicke, um der Lebensfeindlichkeit etwas entgegen zu setzen. So genügt He Ping ein kurzes Lachen zwischen dem jungen Schwertkämpfer und der Tochter des Gastwirtes, um zu verdeutlichen, dass das Eis gebrochen ist. Ihre Zuneigung, die aus dem Staub der Wüste auferstanden ist, obwohl die Vorzeichen ungünstig waren, bildet den Gegenpol zu dem finsteren Treiben der Banditenbande. Die im klassischen Sinne bösen Schwertkämpfer kommen mit der Gewalt ihrer Schwerter sowie dem Egoismus über das Festungsdorf, der aus dem Recht des Stärkeren geboren ist. Zwischen ihnen und dem jungen Schwertkämpfer wird sich am Ende entscheiden, welche Art zu leben den Sieg davon trägt. Dabei nimmt der Neuankömmling die Position des Gastwirtes ein, der früher selbst einmal die Banditen im Zaum gehalten hätte, aber inzwischen verkrüppelt zu einem Feigling geworden ist. So erzählt He Ping nicht nur ein zartes, sehr reduziert inszeniertes Liebesdrama, er erzählt auch die klassische Geschichte vom Generationswechsel der Helden. Eine Geschichte, die zur mythologischen Konstruktion dazugehört.

Bildqualität

Das Bild der DVD weist typische Schwächen eines asiatischen Films auf, der Lost Town – Das Duell der Schwertkämpferbereits 18 Jahre alt ist. Die Erfahrung zeigt, dass es sehr schwer ist, bei älteren asiatischen Filmen ein gutes Master aufzutreiben. Vor diesem Hintergrund fällt das Bild, das leichte Verschmutzungen und Defekte aufweist, recht ordentlich aus. Die Schärfe ist zumeist durchschnittlich, da die Konturen oftmals weich aussehen, nur wenige Großaufnahmen können sich positiv absetzen. Die bräunlichen Ockertöne sehen gut aus, wenn man bedenkt, dass bei der speziellen Filmatmosphäre kaum zu beurteilen ist, wie der Film zur Premiere ausgesehen hat. Der Kontrast wirkt jedoch oftmals etwas steil. Der Schwarzwert ist wenig gelungen, so dass dunkle Passagen sehr milchig erscheinen. Das analoge Rauschen ist vor allem in dunklen Szenen gut sichtbar.

Tonqualität

Der Monoton ist in Ordnung, so dass die Dialoge verständlich sind. Eine besonders druckvolle Kulisse darf man von den 18 Jahre alten Mono-Spuren natürlich nicht erwarten. Die Verzerrungen bleiben im Rahmen, sind aber hörbar.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

Die atmosphärischen Qualitäten des kargen Wüstenortes bilden den entscheidenden Grundstock für das reduzierte Liebesdrama, das nicht die großen Gesten, sondern die kleinen Andeutungen als Gegenpol zur lebensfeindlichen, durch Banditen geprägten Umwelt sucht. Die Schwerkämpfe sind schnell und kurz. Technisch ist die DVD angesichts der üblichen Schwierigkeiten bei asiatischen Filmen sowie des Filmalters in Ordnung, da die Schwächen das erwartbare Maß nicht übersteigen.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Shuang-Qi-Zhen daoke (China 1991)
Länge 88 Minuten (Pal)
Studio Mr. Banker Films
Regie He Ping
Darsteller Wei Gao, Mana Zhao, Jiang Chang, Haiying Sun, Gang Wang, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton Mono Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras -
Preis ca. 13 EUR
Bewertung gut, technisch im Rahmen