Die Filme, die sich mit dem Nahen Osten als Schauplatz des Ersten Weltkriegs befassen, sind rar gesät, schliesslich steht der europäische Kriegsschauplatz im Vordergrund kultureller Hauptströmungen. Neben der Schlacht von Gallipoli, welcher der Australier Peter Weir im gleichnamigen 1981 entstandenen Film ein Denkmal setzte, zählt das Engagement der Lighthorsemen im Nahen Osten zu den zentralen australischen Kriegserinnerungen. Die britische Armee stand im Gebiet des heutigen Gazastreifens und Israels einer Allianz aus deutschen sowie türkischen Truppen gegenüber, welche die strategisch wichtigen Städte Gaza und Beersheba besetzt hatten. Alle Versuche, beide Ortschaften einzunehmen, um die Straße nach Jerusalem sowie ein wichtiges Wasserreservoir kontrollieren zu können, scheiterten an den klimatischen Bedingungen der Wüste. Die deutsch-türkischen Truppen mussten den Angriffen nur ein oder zwei Tage standhalten, dann sahen sich die Briten gezwungen, aufgrund des Wassermangels den Rückzug anzutreten. Ein britischer Geheimdienstoffizier plant in dieser Situation, dem Feind falsche Dokumente über eine bevorstehende Offensive auf Gaza zuzuspielen, damit dort die Abwehrreihen konzentriert werden. In Wirklichkeit sollen die britischen Truppen sowie die australischen Lighthorsemen aber in einem nächtlichen Gewaltmarsch auf Beersheba vorrücken, um die Stadt mit einem Überraschungsangriff einzunehmen.
Der Blickwinkel des Australiers Simon Wincer konzentriert sich auf die Einheit der Lighthorsemen, deren innere kameradschaftliche Struktur mit Hilfe sonnendurchfluteter Bilder reinster Schönheit in Szene gesetzt wird. Die stattlichen Pferde glänzen in einer Landschaft, deren Weite mit ihren harmonisch erscheinenden, goldgelben Farbtönen eine friedliche Reinheit ausstrahlt. Die Unwirtlichkeit aufgrund der Temperaturen sowie des Wassermangels hat in der visuellen Gestaltung des Films keinen Platz. Der Zusammenhalt unter den Soldaten ist die Lebensversicherung eines jeden einzelnen. Mehrfach helfen andere Kämpfer dem unerfahrenen Dave aus, der zwar ein ausgezeichneter Schütze ist, aber nicht auf Menschen schießen kann. Vorübergehend lässt sich Dave in die Sanitätereinheit versetzen, um beim finalen Sturm auf Beersheba aus seiner Rolle auszubrechen und mit wilder Entschlossenheit in den Kampf einzugreifen.
Denn Wincer hat ein Heldengedicht gedreht, das für kritische Töne gegenüber Krieg kaum Raum besitzt. Das Zusammenspiel aus der bravourösen Kameraarbeit, die eine kraftvolle sowie elegante Ästhetik beschwört, der dramatischen, sehr klassischen Filmmusik und des perfekt aufgebauten Pathos innerhalb der Hauptfigurengruppe, deren Mitglieder füreinander durchs Feuer gehen, sorgt für eine emotional mitreißende Wirkung. Diesen Australiern, die schließlich den Angriff zu Ende führen müssen, gönnt man den Sieg. Obwohl der finale Pferdesturm eine überwältigende Kraft besitzt, wenn die Tiere samt Reiter ohne Schutz todesmutig durch die Ebene von Beersheba auf die deutsch-türkischen Verteidigungslinien zupreschen, gelingt die vollständige Ästhetisierung der Kriegshandlungen nicht, da der kraftvolle Einsatz des Bajonetts im Nahkampf eine abstoßende Brutalität besitzt, die den Ereignissen dann doch wieder einen Funken des Unbehagen einhauchen. Leider wurde nur die um 15 Minuten kürzere internationale Fassung veröffentlicht.
Bildqualität
Das Bild der DVD weist kaum Verschmutzungen oder Bilddefekte auf. Die Schärfe ist gut und weiß durch klare Konturen und einer ansprechenden Detailfreudigkeit zu gefallen. Lediglich bei Totalen oder Bewegungen wird das Bild ein wenig weich. Die Farben sind kräftig und geben die visuellen Qualitäten des Films auf sehr gute Weise wieder. Der ausgewogene Kontrast unterstützt das. Neben dem leichten Hintergrundrauschen ist das Bild gelegentlich leicht in Bewegung. Störend ist das aber zu keiner Zeit.Tonqualität
Die 2.0-Tonspuren weisen in wenige Stellen leichte Verzerrungen der Höhen auf. Davon ist vor allem die Musik betroffen, die ansonsten ihre Wirkung mit kraftvoller Dynamik entfaltet. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht.Extras
Die Deleted Scenes (etwa neuneinhalb Minuten) wurde hintereinander geschnitten. Eine einführende Texttafel ordnet die jeweils folgendes Szene in das Gesamtgeschehen ein. Diese Szenen sind im Gegensatz zum Hauptfilm auch deutsch untertitelt, schließlich liegt für sie keine Synchronisation vor. Die Szenen ergänzen die Filmhandlung in vielen Bereichen, so dass manchen Figurenbeziehungen, wie beispielsweise die Liebesgeschichte zwischen dem Lighthorsemen Dave und einer Krankenschwester, besser herausgearbeitet werden. Ein Rolltext mit Produktionsnotizen sowie ein weiterer Rolltext zu den Historischen Hintergründen, die der Filmhandlung zu Grunde liegen, runden das Bonusmaterial ab.Fazit
Mit „The Lighthorsemen“ hat Simon Wincer ein australisches Heldengedicht über den Einsatz der leichten Kavallerie bei einer der entscheidenden Schlachten des Ersten Weltkriegs im Nahen Osten gedreht. Die eindrucksvolle visuelle Umsetzung sorgt für eine in sich stimmige Überhöhung, die erst im kraftvollen Finale einen Funken des Unbehagen eingehaucht bekommt, da der Bajonetteinsatz eine abstoßende Brutalität ausstrahlt. Technisch ist die DVD gut. Leider wurde nur die um 15 Minuten kürzere internationale Fassung veröffentlicht.Stefan Dabrock
Originaltitel | The Lighthorsemen (Australien 1987) |
Länge | 111 Minuten (Pal) |
Studio | Ascot Elite |
Regie | Simon Wincer |
Darsteller | Peter Phelps, Shane Briant, Ralph Cotterill, Bill Kerr, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Deutsch, Englisch |
Untertitel | - |
Extras | Deleted Scenes, Historische Hintergründe, Produktionsnotizen, Trailer |
Preis | ca. 15 EUR |
Bewertung | kraftvoll, technisch gut |