Auf
Metzgers Beile
Liebesgrüße
aus Peking
Zuletzt
stürmte Hongkongs Starkomödiant Stephen Chow mit der brillanten
Kung-Fu-Komödie "Kung Fu Hustle" über die deutschen
Kinoleinwände. Jetzt veröffentlicht Splendid eine 12 Jahre
alte Bond-Parodie aus der goldenen Zeit des New-Wave-Hongkongkinos.
Zu Beginn wird der chinesischen Armee durch einen Schurken ein wertvoller
Dinosaurierschädel entwendet. Unklar bleibt der besondere Wert
des Skelettstücks, welcher den Diebstahl motiviert haben muss.
Denn es ist nur schwer denkbar, dass ein gewöhnliches Fossilteil,
das ohne Zweifel einen gewissen Wert besitzt, zu Verwicklungen mit
Agententätigkeit führt. Aber genau das spielt sich in Stephen
Chows wahnwitziger Bond-Parodie ab. Die Chinesen reaktivieren einen
Agenten, der seit 10 Jahren nicht mehr im Einsatz war und sich als
Metzger fit hält. Mit dem notwendigen Anzug ausgestattet, mach
sich der Agent auf den Weg, um gemeinsam mit einer Kontaktperson dem
bereits identifizierten Schurken den Dinosaurierschädel abzujagen.
Die Partnerin bei der Aktion ist aber eine Verräterin, die nur
nach einer guten Gelegenheit sucht, um den Metzger-Agenten ins Jenseits
zu befördern.
Die späteren Bond-Filme waren ihrerseits bereits so überdreht,
dass man sich fragt, ob eine Parodie überhaupt möglich ist.
Stephen Chow beweist, dass es geht. Dabei liegt der Schlüssel
zum Erfolg in blankem Nonsens. Der chinesische Q entwickelt als Agentenspielzeug
beispielsweise eine Taschenlampe, die dank eingebauter Solarzellen
nur bei Sonnenlicht funktioniert und sofort den Dienst versagt, wenn
es Dunkel wird. Ein Koffer lässt sich mit Hilfe in ihm befindlicher
Metallstagen in einen Hocker
umbauen,
der für Observierungen sehr nützlich ist. Dies alles sowie
die wesentlichen Teile der Handlungsentwicklung erweisen sich im wahrsten
Sinne des Wortes als völliger Unfug. Chows Komik besteht darin,
unseren Geist mit seinem Hang zur Logik komplett ins Leere laufen
zu lassen, um immer wieder verblüffende Realitätskonstruktionen
aus dem Hut zu zaubern, aus denen es nur zwei Auswege gibt. Um nicht
wahnsinnig zu werden, muss man entweder schallend lachen oder das
Geschehen als nicht realistisch abtun. Wer letzteres tut, nimmt sich
natürlich das Vergnügen an einer guten Komödie, die
immer wieder amüsante Anspielung an das Bond-Universum platziert.
Besonders sehenswert bleibt vor allem auch Chow selbst, der in schauspielerischer
Hinsicht der perfekte Komödiant ist. Auch wenn der absurde Unfug
das Geschehen zu sprengen droht, Chow selbst wandert mit einer bemerkenswerten
Ernsthaftigkeit durch den Film. Er ist das absolute Zentrum, um das
sich die restlichen Zutaten gruppieren. Lässige Coolness oder
hibbeliges herumzappeln unter Beschuss, stets dominiert Chow auch
Szenen, in denen er völlig unterlegen scheint. Dabei beschränkt
sich der Film nicht nur auf reinen Slapstick, sondern vermischt auf
wilde Weise rasante Actionszenen mit amüsant überinszenierten
Genrestandards. "Liebesgrüße aus Peking" ist
zwar nicht Stephen Chows bestes Werk, aber immer noch auf hohem Komödienniveau.
Bildqualität
Die
DVD siedelt sich in etwa in den Regionen an, die man von einem 12
Jahre alten Hongkong-Film gewohnt ist. Die Vorlage weist bereits einige
wenige Bilddefekte und hier und da Verschmutzungen auf. Die Schärfe
ist in Ordnung aber nicht auf höchstem Niveau, so dass die Szenerien
wenig detailliert erscheinen. Die Farbwiedergabe ist gut, der Kontrast
etwas steil, so dass in dunklen Szenen durchaus Details verschluckt
werden. Ganz ohne Rauschmuster kommt das Bild ebenfalls nicht aus.
Tonqualität
Der
Ton bleibt in den Regionen stecken, die ein einfacher Mono-Ton liefern
kann. Das Rauschen hält sich in Grenzen, dafür erscheint
alles ein wenig dumpf. Besondere Verzerrungen gibt es aber nicht.
Wer es unbedingt möchte kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix
anhören.
Die deutschen Untertitel beim Originalton sind fest eingeblendet.
Extras
Extras
gibt es nicht.
Fazit
"Liebesgrüße
aus Peking" überzeugt durch hanebüchene Einfälle,
die so nicht vorhersehbar sind und die Lachmuskeln strapazieren, denn
aus dem Geflecht des blanken Unsinns findet man nur mit Humor heraus.
Technisch ist die DVD durchschnittlich.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Gwok
chaan Ling Ling-chat (Hongkong 1994) |
Länge |
82
Minuten (Pal) |
Studio |
Splendid |
Regie |
Stephen
Chow und Lee Lik Chee |
Darsteller |
Stephen
Chow, Anita Yuen, Pauline Chan, u.a. |
Format |
1:1,78
(16:9) |
Ton |
DD
5.1 Deutsch; DD 1.0 Kantonesisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
- |
Preis |
ca.
20 EUR |
Bewertung |
gut,
technisch durchschnittlich |
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