Der Tanz mit dem Gesetz

Die letzte Rechnung zahlst du selbst

Die letzte Rechnung zahlst du selbstNachdem Lee van Cleef in Sergio Leones „Für ein paar Dollar mehr“ („Per qualche dollaro in più“, 1965) ein erfolgreiches Leinwand-Comeback feiern konnte, war er ein gern gesehener Gast im Italo-Western. So auch in Giorgio Steganis „Die letzte Rechnung zahlst du selbst“, in dem Van Cleef den Kopf eines Gaunertrios spielt, das seine Beutezüge durch trickreiche Planung ohne offene Gewalt ausführt. Beim Raub der Lohngelder für die Silberminenarbeiter in Silver Canyon verliert Van Cleef jedoch sein Pferd. Das zwingt ihn zu einem verlängerten Aufenthalt in dem Bergarbeiter-Städtchen. Als die drei Gauner mitbekommen, dass schon bald ein neuer Transport mit Lohngeldern unterwegs ist, um die Minenarbeiter zu beruhigen, planen sie einen erneuten Beutezug auf das Geld. Doch diesmal überlistet der Mineningenieur Ben Novack die Gauner, die den Transport am Ende sogar gegen die brutale Bande des gefürchteten Burton verteidigen müssen. Vor allem der Kopf des Gaunertrios wird darauf in Silver Canyon als Held gefeiert. Da der Sheriff zur Zeit nicht auf dem Posten ist, schlägt Novack den neuen Helden für die Aufgabe vor, der nach einigem Zögern zum Erstaunen seiner Gaunerkollegen annimmt.

Giorgio Stegani inszeniert den untypischerweise hoch moralischen Italo-Western mit leichter Komödienhand. Das Zusammenspiel der drei Gauner entwickelt aufgrund der cleveren Planung den Charakter spitzbübischer Schelmenstreiche, die wiederum nach kurzer Eingewöhnungsphase durch den Neuling Ben Novack geschickt ausgekontert werden. Das spielerische Duell kulminiert schließlich in der unfreiwilligen Zusammenarbeit zwischen den Gaunern und Novack, als die ungleich brutaleren Banditen um Burton die Postkutsche attackieren. Während die Gauner noch denken, sie würden zur Waffe greifen, um gegenüber den Bewohnern Silver Canyons hinterher gut dazustehen, hat sie Novack bereits für sich eingespannt. Die Komik des Scheiterns, welche durch die unfreiwillige Heldenrolle an Intensität Die letzte Rechnung zahlst du selbst gewinnt, offenbart aber auch etwas zutiefst Tragisches. Die Gauner wurden auf ihrem eigenen Terrain besiegt, ohne das es offen ausgesprochen werden musste. Gleichzeitig sorgt die Bedrohung von außen dafür, dass zumindest der Kopf des Trios immer stärker in Richtung einer tugendhaften Existenz geschubst wird. Seine Entwicklung, die Lee van Cleef mit einer Mischung aus Zurückhaltung und Entschlossenheit verkörpert, trägt den Film ebenso wie die zunehmende Kluft zwischen ihm und den Gaunerkollegen. Durch die moralische Wandlung vom Tunichtgut zum Ordnungshüter lässt Van Cleefs Figur die Gesetzmäßigkeit des alten Westens hinter sich, um an der Zukunft teilzunehmen. Da seine Freunde dabei zurückbleiben, entwickelt der Film mit zunehmender Lauflänge eine immer größere Tragik, die im gelungenen Kontrast zum launigen Umgang der Charaktere miteinander während der ersten Hälfte steht.

Bildqualität

Der Film erstrahlt auf dieser DVD-Edition erstaunlich störungsfrei. Ein paar Dreckspuren und Bildpunkte sind zwar vorhanden, aber sie treten nur sehr selten in Erscheinung. Die Schärfe pendelt zwischen gut und angenehm, vor allem bei Totalen fällt sie ein wenig ab, da das Bild an Details leicht einbüßt. Die Farben sind kräftig und der ausgewogene Kontrast sorgt für plastisches Bild. Stehende Rauschmuster treten immer wieder in Erscheinung. Insgesamt aber angesichts des Filmalters und vor dem Hintergrund, dass es sich um einen kleineren Film handelt, ein sehr guter Transfer.

Tonqualität

Die Tonqualität fällt leider nicht ganz so gut aus. Während die italienische Spur durchgehend leicht dumpf wirkt, aber gut verständliche Dialoge mit leichtem Hintergrundrauschen besitzt, schwankt die deutsche Tonspur zwischen Passagen mit stärkerem Rauschen und weniger starkem Rauschen. Die letzte Rechnung zahlst du selbstDarüber hinaus sind die Dialoge leicht verzerrt. Da viele Passagen nur im italienischen Original vorliegen, wurden diese Szenen deutsch untertitelt. Durch den Tonspurwechsel, wechselt auch die Lautstärke, da der italienische Ton leider abgemischt wurde. Das irritiert ein wenig. Vor diesem Hintergrund ist es auch schade, dass nur die Passagen untertitelt wurden, die in der deutschen Fassung geschnitten waren. Hinsichtlich der Frage Originalton oder Synchronisation ist das hingegen von geringer Bedeutung, da ohnehin eine Synchronisation angefertigt wurde. Das gilt auch für die italienische Fassung.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Die letzte Rechnung zahlst du selbst“ schildert die Wandlung eines Tunichtguts zum Ordnungshüter. Dabei reflektiert der Film die gesellschaftlichen Veränderungen des Wilden Westens hin zu einem bürgerlichen System. Die dadurch entstehenden Brüche verleihen dem launig beginnenden Werk eine zunehmende Tragik. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters und der Produktionsumstände gut, mit Schwächen beim Ton.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Al di là della legge (Italien 1967)
Länge 110 Minuten (Pal)
Studio Sunfilm
Regie Giorgio Stegani
Darsteller Lee van Cleef, Antonio Sabato, Gordon Mitchell, Lionel Stander, Bud Spencer, Herbert Fux, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel -
Extras Trailer
Preis ca. 11 EUR
Bewertung gut, technisch angesichts des Filmalters gut, aber Schwächen beim Ton