Titel

Der Kuss des Vampirs

Der Kuss des VampirsEin Gruppe Reisender bleibt mit Ihrem Gefährt inmitten eines wenig bewohnten Landstrichs liegen und sieht sich deswegen gezwungen, den Aufenthalt in der Nähe eines düsteren Schlosses zu verlängern, das sinister-drohend die bewaldete Gegend belauert. Unzählige Pferdekutschen hatten bereits Achsen- oder Wagenradbrüche, um diese klassische Ausgangssituation des Vampirhorrorfilms immer wieder herauf zu beschwören. Don Sharps „Der Kuss des Vampirs“ aus dem Jahr 1963 variiert den klassischen Filmanfang ein wenig, indem er ein Pärchen Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem Automobil stranden lässt. Den beiden ist schlicht das Benzin ausgegangen, welches in der Gegend nicht so leicht zu beschaffen ist. Deswegen nehmen sie im nahe gelegenen Grand Hotel Quartier. Kurz nach Ihrem Eintreffen flattert auch schon eine Einladung des Schlossherren Dr. Ravna ins frisch bezogene Hotelzimmer. Dankbar für die Abwechslung sucht das Pärchen gerne das Schloss auf, um ein schmackhaftes Abendessen bei interessanter Unterhaltung einzunehmen. Natürlich haben die beiden Touristen keine Ahnung, dass sie mit Vampiren speisen. Dr. Ravna, das Oberhaupt des Blutsauger-Clans, hat es auf seinen weiblichen Gast abgesehen. Um die Frau ohne großes Aufsehen für die Vampirgemeinschaft zu gewinnen, lädt er das Pärchen zu einem Maskenball ein, dessen Trubel er zur Entführung der Begehrten nutzen will.

„Der Kuss des Vampirs“ gehört zu den schwächeren Vertretern des produktiven Ausstoßes aus dem legendären britischen Hammer-Studio. Man spürt förmlich den Willen der Macher, die Der Kuss des Vampirs durch ähnlich gelagerte Produktionen geweckten Publikumserwartungen zu durchbrechen. So können sich die Vampire ohne Schwierigkeiten bei Tag im Freien bewegen, wenn es bedeckt ist. Scheint hingegen die Sonne, dann sind die Blutsauger in Gefahr. Die Konstruktion lässt sich nicht nur filmisch schwer in Spannungsszenen umsetzen, ihre umständliche, hölzerne Bauweise steht auch exemplarisch für das Dilemma des Films. Die Ideen, mit denen die Erwartungen unterlaufen werden sollen, sind oftmals nicht konsequent durchdacht, so dass die Eleganz verloren geht. Stattdessen wird die Arbeit des kreativen Prozesses sichtbar, wenn die Abweichungen vom Bekannten als gewollte Abweichungen erkennbar sind. Die geschlossene Dichte des Erzählkinos, welche den Zuschauer in sich aufnehmen soll, öffnet sich zum Produktionsprozess hin. Im Ergebnis verliert die Fiktion ihre Faszination, weil sie zur Realität des filmischen Handwerks hin durchlässig geworden ist. Der Drehbuchautor mag die Problematik bereits geahnt haben und schickt die beiden Hauptfiguren in eine spannungsarme, chronologische Dramaturgie, die sich einer kontinuierlichen Steigerung der Ereignisse verweigert. Der erste Besuch im Schloss ist ein netter Plausch ohne unterschwelliges Bedrohungspotential. Daran arbeitet selbstverständlich auch die Regie mit, welche kaum einmal Mittel findet, schwächer geschriebene Szenen aufzuwerten. Die offensichtlichen Abweichungen vom Erwarteten verlieren dadurch zwar ihre Aufdringlichkeit, weil sie seltener vorkommen, der Film aber verliert an erzählerischem Potential So bleiben bis zum Maskenball die hübschen Farben sowie die wundervolle Ausstattung die Hauptattraktion des gemächlichen Films. Danach zieht Don Sharp das Tempo sowie den Horrorspekt an. Der Film wird hier zwar nicht durchdachter, aber er steigert sich in einen zunehmend surrealen Rausch hinein, der vor allem in der Schlusswendung groteske Ausmaße annimmt, so dass die Fiktion einen Teil ihrer Kraft zurück erhält.

Bildqualität

Der Kuss des VampirsDie Bildqualität der DVD fällt sehr gut aus. Die wenigen Defekte fallen angesichts des sehr gut aufgeräumten Bildes kaum ins Gewicht. Die Schärfe bietet sowohl eine sehr gute Konturendarstellung als auch viele Details. Die Farben überzeugen mit kräftigen Tönen. Zwischen durch sieht das Bild immer mal wieder ein wenig körnig aus, was angesichts des Filmalters aber auch nicht überraschen kann. Der ausgewogene Kontrast sorgt für plastisches Bild. Sonstige störende Rauschmuster treten nicht unangenehm in Erscheinung.

Tonqualität

Die beiden Tonspuren machen Ihre Sache gut. In beiden Fällen sind die Dialoge gut verständlich, Verzerrungen nur im geringen Maße hörbar. Der englische Ton weist ein leichtes Hintergrundrauschen auf und ist gut in das Geschehen eingebunden. Der deutschen Ton ist nahezu rauschfrei. Die Passagen, für die keine deutsche Tonspur vorlag, sind mit deutschen Untertiteln enthalten.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und dem Trailer.

Fazit

„Der Kuss des Vampirs“ erzählt die klassische Geschichte von den Gestrandeten, welche die Gewalt eines Vampirs geraten, mit variierten Mitteln. Dabei verliert sich der Film in einer gemächlichen Dramaturgie, deren besonders originelle Momente den unbedingten Willen offenbart, anders zu sein. Erst im Finale sorgen zunehmend groteske Wendungen für mehr Faszination. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Kiss of the Vampire (GB 1963)
Länge 85 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Don Sharp
Darsteller Clifford Evans, Edward de Souza, Noel Willman, Jennifer Daniel, Barry Warren, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung durchschnittlich, technisch sehr gut