Filmische Selbstbefriedigung

Klimt

Raúl Ruiz ist bekannt für seine nichtlinearen, umherkreisenden Dramaturgien, mit denen er seine Filme dreht. Insofern konnte bei seiner filmischen Annäherung an den österreichischen Maler Gustav Klimt kein Werk erwartet werden, das als Biographie lesbar wäre. Stattdessen geht Ruiz vom Sterbebett Klimts aus, an dem der Malerkollege Egon Schiele sitzt. Szenen aus Klimts Leben werden lebendig, wobei es vor allem um die Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 geht, bei der er eine bestimmende Frauenbekanntschaft macht, oder hat es ihm mehr deren Doppelgängerin angetan? Fortan befindet sich Klimt im Bannkreis der beiden und weiterer Frauen, während seine platonische Freundin Emilie Louise Flöge das Treiben skeptisch beäugt. Daneben sieht sich Klimt verschärfter Kritik an seinen künstlerischen Entwürfen in seiner Heimat ausgesetzt.

Ruiz scheitert nicht daran, dass er keine Künstlerbiographie entwirft, denn das ist auch nur ein möglicher Ansatz, sich einer solchen Persönlichkeit zu nähern. Ruiz scheitert daran, filmisches Experiment und erzählerische Klarheit zu verbinden. Klarheit meint in diesem Fall nicht Linearität oder Eindeutigkeit, sondern Klarheit meint ein Mindestmaß an Informationsvermittlung, die eine Interpretation der filmischen Tableaus auch denjenigen ermöglicht, welche nicht im Vorfeld eine Klimt-Biographie gelesen haben. Das lässt Ruiz nicht zu, da er sich weigert, Figuren einzuführen oder ihnen tiefergehende metaphorische Bilderwelten zuzuordnen. Stattdessen greift er zu den immergleichen Stilmitteln, die bereits innerhalb dieses einen Werkes zum Selbstzitat werden. Die kreisende Kamera wird zur banalen Chiffre der Wiederholung, aus der nur wenig mehr abzulesen ist, als dass Klimt in seiner persönlichen Welt mit den innewohnenden Obsessionen gefangen ist. Die Figuren jenseits Klimts bleiben in weiten Teilen mysteriös. Da sich Ruiz weigert, sie mit einem Mindestmaß an Information zu versehen, steht die Mysteriösität nur noch für sich selbst. Der Film verweist auf nichts anderes als den Kreis, in dem er sich dreht. Die einzige Rechtfertigung für seine Existenz ist deswegen seine Existenz. Es handelt sich um filmische Selbstbefriedigung, die es nicht einmal für nötig hält, berauschende Bilderwelten zu präsentieren. Ein Kurzfilm wäre angemessen gewesen.

Bildqualität

Das Bild der DVD ist verschmutzungs- und defektfrei, sieht aber sehr matschig aus, so dass nur wenig Details zu erkennen sind. Darunter leidet die Schärfe, die lediglich angenehm ist. Die Farbwiedergabe ist demgegenüber gelungen, da sie die bräunliche Palette sehr gut wieder gibt. Bei Schwenks zeigen sich teilweise stehende Rauschmuster, sonst halten sich Störungen in Grenzen.

Tonqualität

Die beiden 5.1-Spuren vermögen das plätschernde Geräusch, das als akustisches Leitmotiv dient, sehr gut wiederzugeben. Daneben sind die Dialoge rauschfrei und verständlich abgemischt. Räumliche Effekte gibt es kaum.

Extras

Das etwa 30minütige Making Of beleuchtet den Film und die Intention dahinter sowie die technische Arbeit an der Produktion auf fragmentarische Weise. Auf Interviewschnipsel mit einem Satz folgen Filmausschnitte. Neben Regisseur Raúl Ruiz kommen unter anderem die Darsteller John Malkovich, Veronica Ferres und Nikolai Kinski zu Wort. Auch ein paar der Produzenten dürfen etwas sagen. Informativ ist das aber nicht. Der Trailer und eine Bildergalerie runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

Regisseur Raúl Ruiz scheitert an seinem Ansatz, eine metaphorische Annäherung an Klimt und seine Zeit zu inszenieren. Sein Film ist lediglich in der Lage, Thesen und Ansichten über Klimt zu bestätigen, die man bereits vor der Ansicht des Films hatte. In diesem Sinne ist das Werk überflüssig. Technisch ist die DVD mittelmäßig.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Klimt (BRD/FR/GB/Österreich 2006)
Länge 93 Minuten (Pal)
Studio mcone
Regie Raúl Ruiz
Darsteller John Malkovich, Veronica Ferres, Stephen Dillane, Nikolai Kinski, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Making Of, Bildergalerie
Preis ca. 16 EUR
Bewertung gescheitert, mittelmäßig