Untergang oder Unterwerfung

Karthago in Flammen

Karthago in FlammenKarthago wurde im Dritten Punischen Krieg (149 bis 146 v. Chr.) durch den römischen Feldherrn Publius Cornelius Scipio Aemilianus erobert. Die Römer ließen die Stadt schleifen. Vor diesem historischen Hintergrund spielt „Karthago in Flammen“. Im Senat der nordafrikanischen Stadt findet eine engagierte Debatte statt, wie man mit den römischen Forderungen und der Belagerung umgehen soll. Kriegsbefürworter und Anhänger einer Verhandlungslösung bekämpfen sich mit geschliffenen Worten. Derweil kehrt der aus Karthago verbannte ehemalige Kriegsanführer Hiram heimlich in die Stadt zurück, um die Römerin Fulvia vor dem Opfertod zu retten, die ihn selbstlos einst vor dem Tod bewahrte. Während Fulvia in den Karthager verliebt ist, gehört sein Herz Ophir, die jedoch mit dem jungen Senatsmitglied Tsour verheiratet werden soll. Deswegen kehrt Hiram noch einmal nach Karthago zurück, um seine Liebe zu entführen. Dabei gerät er jedoch zwischen die Fronten der Kriegsbefürworter und den Anhängern einer Verhandlungslösung, bis er schließlich Partei ergreifen muss.

„Karthago in Flammen“ wurde von Regisseur Carmine Gallone als bunter Abenteuerfilm mit mittlerem technischen Aufwand inszeniert. Dabei kristallisieren sich Loyalität aus persönlicher Verbundenheit und Vaterlandsverpflichtung als zentrale Themen heraus. Die Beziehung zwischen dem Karthager Hiram und der Römerin Fulvia singt das Loblied auf ein menschliches Karthago in Flammen Miteinander jenseits simpler Volkszugehörigkeiten. Wechselseitig helfen Sie einander, obwohl es aus Gründen der Staatsraison – schließlich gehören sie verfeindeten Nationen an – verboten sein müsste. Das spielt jedoch weder für Hiram eine Rolle, als die Karthager Fulvia dem Gott Moloch opfern wollen, noch für Fulvia, als sich Hiram entschlossen hat, wieder für Karthago gegen die Römer zu kämpfen. Die gemeinsame schicksalhafte Vergangenheit sowie die Liebe Fulvias zu Hiram sorgen dafür, dass beide füreinander einstehen können, obwohl zumindest Hirams Handlungen ansonsten den Geboten bedingungsloser Vaterlandsloyalität folgen. Obwohl der Kampf gegen die Römer aussichtslos ist, beschließt der Karthager in den Krieg zu ziehen. Das eigene Leben verliert demgegenüber an Bedeutung. Insofern propagiert der Film einen blinden Patriotismus, der ganz in faschistischer Tradition den eigenen Untergang einer Kapitulation vorzieht. Während sich die Kriegsbefürworter letztendlich als integre Charaktere entpuppen, diskreditiert das Handlungsgerüst die Anhänger einer Verhandlungslösung als intrigante Feiglinge, die lediglich ihre Macht auf Kosten des eigenen Volkes sichern wollen.

Insofern positioniert der Film das Mittel des Kampfes direkt gegen eine Lösung ohne kriegerische Mittel. Der Kampf erhält dabei die positive Bewertung, während die entgegengesetzte Strömung als ehrlos und feige abgestempelt wird. Insofern propagiert „Karthago in Flammen“ eine problematisches Wertebild, da er die widerstreitenden Aspekte gerade nicht in ein vielschichtiges Geflecht übersetzt, das die entsprechenden Fragen diskutiert. „Karthago in Flammen“ gibt stattdessen eine eindeutige Antwort, auch wenn das Schlussbild der brennenden Stadt noch einmal leichte Zweifel schürt. Jenseits der seltsamen und fragwürdigen Wertestruktur funktioniert der Film trotz manch hölzerner Schlachtszene als turbulentes Spektakel, dessen zahlreiche Handlungsorte mit wechselnd dominierenden Figuren ein großes Unterhaltungspotential entfalten können.

Bildqualität

Karthago in FlammenDas Bild weist immer wieder analoge Defekte in Form mancher Bildpunkte und Verregnung auf. Die Schärfe ist nur angenehm und erreicht nur bei Nahaufnahmen gute Werte. Insgesamt wirkt das Bild leicht verwaschen. Die kräftigen Farben unterstreichen den theatralischen Charakter der emotionalen Handlung. Der Kontrast ist weitgehend gelungen, in dunklen Szenen werden aber immer wieder Details verschluckt. Immer wieder ist das Bild in sich in Bewegung. Insgesamt kann man mit dem Bild angesichts des Filmalters sowie der Produktionsumstände leben.

Tonqualität

Die Tonqualität der DVD ist bescheiden. Bei allen Tonspuren ist ein ständiges, sehr gut vernehmliches Hintergrundrauschen präsent. Dennoch lassen sich die Dialoge fast immer gut verstehen. Der Ton neigt zu schrebbeligen Verzerrungen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie.

Fazit

„Karthago in Flammen“ propagiert blinde Vaterlandsloyalität, die über der Erhaltung des eigenen Lebens steht. Diese Wertestruktur ist eingebettet in eine wilde Abenteuerhandlung mit Seeschlachten, Liebestaumel und politischer Ränke. Technisch ist die DVD unterer Durchschnitt, angesichts des Filmalters aber in Ordnung.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Cartagine in fiamme (Italien/Frankreich 1960)
Länge 107 Minuten (Pal)
Studio Savoy Film
Regie Carmine Gallone
Darsteller Pierre Brasseur, Daniel Gélin, Anne Heywood, José Suárez, Terence Hill, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch, Französisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie
Preis ca. 9 EUR
Bewertung zwiespältig, technisch unterer Durchschnitt