Schneematsch
Jack
Frost 2 - Die Rache des Killerschneemanns (uncut)
Jack
Frost war ein Serienkiller, der sich durch einen Unfall in einen Killerschneemann
verwandelt hat. Als mordender weißer Geselle trieb er sein Unwesen
in einem kleinen Kaff, dessen örtlicher Sheriff ihn schließlich
mit Hilfe einer großen Menge Frostschutzmittel zur Stecke brachte.
Soweit kennt man solche Geschichten auch noch aus dem Alltag. Die
Fortsetzung um den bösen Jack Frost ist richtig wüst geworden.
Der Sheriff aus dem ersten Teil erhält von seinem Psychiater,
der seine Killerschneemanngeschichte für eine Wahnvorstellung
hält, den Rat, Weihnachten an einem weit entfernten Ort zu verbringen.
Das soll den Sheriff auf andere Gedanken bringen. Zusammen mit seiner
Frau und dem Schwiegersohn mit seiner Frau - oder war es die Schwiegertochter
mit ihrem Mann? - reist er auf eine Karibikinsel. Doch Jack Frost
ist wieder auferstanden und auch die Hitze der sengenden Sonne hält
ihn nicht davon ab, sein mordendes Unwesen unter den leicht bekleideten
Urlaubern und Urlauberinnen zu treiben.
Der Worte sind genug gewechselt, wir wollen Filme sehen. Das ist angesichts
der aberwitzigen Szenerie in "Jack Frost 2" auch bitter
notwendig, denn jede noch so wortgewandte Rezension kann nur ein billiger
Abklatsch
dessen sein, was Michael Cooney auf HD-Video gebannt hat. Allein die
Idee, einen Schneemann in die Karibik zu versetzen, verletzt den Tatbestand
des groben Unfugs in vorsätzlicher Weise. Aber das ist nur der
Anfang. Jack Frost materialisiert sich unter anderem als Eiswürfel,
der sich von einem Model in den Mund nehmen lässt, woraufhin
ihr Kopf platzt. Jack Frost materialisiert sich als Eisamboss, der
von einer Palme stürzt, um eine junge Frau zu erschlagen, nachdem
mehrere Versuche mit spitzen Eiszapfen gescheitert sind. Als die Leiche
später gefunden wird, behauptet der Sicherheitschef der Insel,
es handele sich um einen Haiangriff. Vielleicht sollte noch kurz erwähnt
werden, dass die Leiche einige Meter im Landesinneren gefunden wird.
Dennoch hält man an der Haivariante fest, um eine Panik zu vermeiden.
Das ist entweder absurd oder eine gekonnte Reflexion Cooneys über
Autoritätenhörigkeit dummer Urlauber. Die Hauptfiguren wissen
natürlich, dass ein Killer am Werk sein muss. Um diesen aus der
Reserve zu locken veranstaltet man eine Kostümparty. Die dahinter
stehende Logik ist auf den ersten Blick ein wenig überraschend
und auf den zweiten Blick
auch! "Jack Frost 2" ist
bis oben hin angefüllt mit solchen Wendungen, die man unmöglich
vorhersehen kann, weil sie nur dem Gesetz der Anarchie folgen. Um
es mit einem Satz zu sagen, wenn man bereit ist, den gewohnten Erfahrungshorizont
zu verlassen, dann rockt der Film gewaltig. Seine wüste Handlungsführung
ist hochgradig amüsant. Darüber hinaus präsentiert
"Jack Frost 2" extrem originelle Tötungsarten, die
für einen humorvollen Slasher essentiell sind. Spannung kommt
dabei natürlich in keiner Weise auf, da das gesamte Geschehen
nicht ernst zu nehmen ist. Hatte ich schon erwähnt, dass "Jack
Frost 2" eine Bambuswaldszene besitzt? Jawohl, der Garant für
gute Filme ist mit von der Partie, und wenn es überhaupt eine
Szene gibt, die halbwegs an einer Horrorinszenierung kratzt, dann
ist es der Bambuswald, an dessen Stämmen gefräßige
Schneebälle (die kleinen Verwandten von Jack Frost) lauern, bereit
sich auf die vorbeigehenden Menschen zu stürzen.
Bildqualität
Das
Bild der DVD hat ein wenig mit dem Ausgangsmaterial zu kämpfen,
denn der Kameramann des Films holt keineswegs das heraus, was auf
HD-Video möglich wäre. So sieht es durchgehend matschig
aus, worunter die Schärfe leidet. Unklar bleibt, warum bisweilen
sogar Verschmutzungen zu sehen sind - beispielsweise bei Himmelsaufnahmen.
Gerade bei Videoproduktionen sollte es ein leichtes sein, das Ausgangsmaterial
ohne Qualitätsverlust auf DVD zu bannen. Die Farbpalette ist
im Rahmen der Möglichkeiten völlig in Ordnung. Homogene
Flächen weisen Blockbildung auf, die DVD hat vor allem bei Nahaufnehmen
der Schneeoberfläche arg zu kämpfen. In Bewegungen verwischt
das Bild ein wenig.
Tonqualität
Der
Ton ist zwar auch in 5.1 auf der DVD enthalten, aber das merkt man
eigentlich kaum. Genauso gut kann man auf die beiden 2.0-Spuren zurückgreifen,
die eine gelungene Abmischung auf den vorderen Boxen präsentieren.
Die Dialoge sind klar und verständlich.
An dieser Stelle muss ich ein Wort über die deutsche Synchronisation
verlieren. An zahlreichen Stellen wird hier lustig drauf los schwadroniert,
an denen im Original entweder gar nichts zu hören ist oder seitens
der kleinen Killerschneebälle nur unverständliche Piepslaute
ausgestoßen werden. An sich ist es schon grundsätzlich
nervend, wenn ein Synchronisationsteam meint, es sei um soviel besser,
witziger und kreativer als das Original. Noch schlimmer ist es, wenn
das Original so absurd wüst ist, wie "Jack Frost 2",
so dass eine Steigerung nicht möglich ist. Am schlimmsten aber
ist es, wenn der Schreiber des deutschen Dialogbuches der Meinung
war, den Inbegriff des Schenkelklopferhumors fände man auf dem
Grund des zwanzigsten Schnapsglases. Das Zitat "Ok, ich verkotz
mich! Adele!", sagt eigentlich alles zu dem Thema. Dafür,
dass die deutschen Untertitel auch noch auf der Synchronisation basieren,
fehlen mir jetzt die Superlative. Also sage ich es kurz und knapp,
hier wurde ein richtig mieser Job gemacht.
Extras
Herzstück
des Bonusmaterials ist natürlich der nicht deutsch untertitelte
Audiokommentar des Regisseurs Michael Cooney, der in sehr überlegter
Weise das Geschehen kommentiert. Dabei geht er auf alle wesentlichen
Aspekte ein. Die Produktionsumstände des Low-Budget-Werkes kommen
darin ebenso vor, wie Erläuterungen zu den Spezialeffekten, Anekdoten
vom Dreh, "Analysen" einzelner Szenen bis hin zum Einsatz
der Kamerabewegung und Ausführungen zur Musik. Insgesamt ein
sehr lohnenswerter Audiokommentar, der beweist, dass Cooney genau
weiß, was für einen Film er gemacht hat.
"Hinter den Kulissen" (ca. neun Minuten) besteht aus unkommentiertem
B-Roll-Material, das nur wenig interessant ist.
Das Interview mit Regisseur Michael Cooney (ca. fünf Minuten)
entpuppt sich als reine Spaßveranstaltung, das am Set des Films
auf höchst amüsante weise improvisiert wurde. Aber bitte
das Gesagte nicht ernst nehmen.
Der Trailer und "noch ein cooles Extra" - vermutlich eine
Idee der Schnapsglastruppe, die sich vom Humor des Alkohols haben
überzeugen lassen - runden die DVD ab.
Fazit
Anarchischer
Spaß mit ordentlichen Splattereffekten, wenn der Killerschneemann
zur Tat schreitet. "Jack Frost 2" erfüllt die Erwartungen
an einen absurden Low-Budget-Streifen in bester Weise, so dass sich
grotesker Witz und Gore die Klinke in die Hand geben. Beim Kauf muss
man sich dann entscheiden, ob man die FSK-16- oder die KJ-Fassung
sein eigen nennen will. Diese Besprechung basiert auf letzterer. Technisch
hat die DVD ihre Schwächen, das Bonusmaterial überzeugt
vor allem durch den Audiokommentar.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Jack
Frost 2 - The revenge of the mutant killer snowman (USA 2000) |
Länge |
93
Minuten (Pal) |
Studio |
epiX |
Regie |
Michael
Cooney |
Darsteller |
Christopher
Allport, Eileen Seeley, Chip Heller, u.a. |
Format |
1:1,85
(16:9) |
Ton |
DD
5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Audiokommentar
von Michael Cooney (Regie), Hinter den Kulissen, u.m. |
Preis |
ca.
20 EUR |
Bewertung |
gut,
technisch durchwachsen |
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