Projektion Shah Rukh Khan

The Inner/Outer World of Shah Rukh Khan

Shah Rukh Kahn ist vermutlich der indische Superstar schlechthin, weil er nicht nur bei den Menschen bekannt ist, die das Bollywood-Kino aufmerksam beobachten, sondern auch Leuten ein Begriff ist, die nur einen flüchtigen Blick auf die Welt der indischen Großproduktionen geworfen haben. Die in Mumbai ansässige Filmindustrie ist aktuell die einzige weltweit, welche Hollywood in Sachen Marktpotential Paroli bieten kann. Die Regisseurin Nasreen Munni Kabir widmet sich dem indischen Idol mit einem faszinierenden Doppelprojekt. Der erste Film „The Inner World of Shah Rukh Khan“ zeigt sieben Tage im Leben des Schauspielers, die im wesentlich fernab vom großen Starrummel verlaufen, der zweite Film „The Outer World of Shah Rukh Khan“ entstand während der England/USA-Tournee der Temptation-Show 2004 mit Bollywood-Stars. Der deutlich bessere Film – soviel bereits vorweg – ist „The Inner World of Shah Rukh Khan“ geworden. Die Kamera folgt dem Schauspieler zu einem Massagetermin beim Arzt – Shah Rukh Khan hat nicht unerhebliche Rückenprobleme -, zeigt Bilder aus seiner Limousine, während er durch Mumbai fährt, präsentiert Aufnahmen vom Set einer Filmproduktion und begleitet Shah Rukh Khan beim Besuch des Grabs seiner Eltern, wobei seine persönliche Andacht selbst aus respektvoller Entfernung gefilmt wurde. Dazwischen sind Interviewaufnahmen mit dem Schauspieler geschnitten. Der Film beleuchtet die Persönlichkeit des indischen Stars soweit dieser das zulässt. Regelrecht enthüllende oder intime Momente gibt es zwar kaum, aber verschiedene Aspekte wie Religiösität, biographische Anmerkungen zur Jugendzeit oder sein Verhältnis zur Filmarbeit fließen in das Portrait ein, dessen unaufgeregter Schnitt eine wohltuende Ruhe ausstrahlt.

Dennoch erscheint mit zunehmender Dauer des Films das Leben Shah Rukh Khans immer leerer. Sein Dasein erhält neben der Arbeit am Film kaum Kontur. Weder die Beziehung zu seiner Frau besitzt in diesem Film eine soziale Bedeutung, noch spielen andere Aspekte eine besondere Rolle. Entweder gibt es keine anderen relevanten Sozialbeziehungen und Interessen oder aber Shah Rukh Khan hat das Portrait in sehr enge Bahnen gelenkt, um allzu viel Privates herauszuhalten. Eine abschließende Deutung fällt schwer, aber die Interviews mit dem Schauspieler aus dem zweiten Film „The Outer World of Shah Rukh Khan“ bestärken die Interpretation, dass man es mit einer Persönlichkeit zu tun hat, die neben dem Dasein als Projektionsfläche für seine Fans keinen Lebensinhalt mehr kennt. Alles dreht sich um die Art und Weise, wie der Showaspekt, das Idolsein in der täglichen Existenz umgesetzt werden kann. Die Gespräche geben einen interessanten Aufschluss darüber, wie Shah Rukh Khan sich dem Publikum präsentieren will. Er interpretiert seine selbst entwickelte öffentliche Person, die in den abendlichen Bühnenshows der Tournee immer wieder neu zum alten Leben erweckt wird. Der Mann wird zwar älter, aber verändern darf er sich nicht, denn die Show muss weiter gehen. Etwas seltsam wirkt der Ansatz, für die Beschreibung des Starkults um Shah Rukh Khan dokumentarisches Material zu verwenden, das ausschließlich außerhalb Indiens entstanden ist. Die Bedeutung innerhalb seines Heimatlandes bleibt gänzlich unbeleuchtet. Daneben scheitert der Film an seiner Länge. Die immer wieder gleichen Aufnahmen aus den Shows, deren Charakter aufgrund der fragmentarischen Szenen kaum deutlich wird, wiederholen sich zunehmend. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Bildqualität

Die Bildqualität siedelt sich in dem Rahmen an, den man bei einer Dokumentation erwarten kann, die nicht über eine besonders spezielle Bildinszenierung verfügt. Die Schärfe ist ebenso in Ordnung wie sich das Rauschen in engen Grenzen hält.

Tonqualität

Die deutsche DVD enthält lediglich eine deutsche Fassung der Filme (5.1- oder 2.0-Spur), die mit einem deutschen Kommentar und entsprechender Voice Over bei den Interviews ausgestattet ist. Da alles verständlich ist, gibt es keinen Grund zur Kritik. Eine räumliche Atmosphäre entsteht erwartungsgemäß nicht.

Extras

Bonusmaterial gibt es nicht.

Fazit

„The Inner/Outer World of Shah Rukh Khan“ liefert ein Portrait des indischen Superstars ab, das eine beängstigend leere Existenz des Schauspielers zeigt, da neben der Arbeit an der eigenen Projektionsfläche für die Fans keine Zeit mehr für anderes zu bleiben scheint. Natürlich kann es auch sein, dass alles darüber hinaus Relevante einfach konsequent außen vor bleiben musste, weil es Shah Rukh Khan zu privat gewesen wäre. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Inner/Outer World of Shah Rukh Khan (GB/Indien 2005)
Länge Inner World/Outer World 49/90 Minuten (Pal)
Studio Rapid Eye
Regie Nasreen Munni Kabir
Darsteller Shah Rukh Khan, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 20 EUR
Bewertung zwiespältig, technisch gut