Maulwürfe sehen schlecht

Infernal Affairs 3 (2DVDs)

In Deutschland war die brillante „Infernal Affairs“-Spielfilmserie aus Hongkong bislang eine Trilogie ohne dritten Teil. Nun hat Galileo Medien die Lücke geschlossen und eine Doppel-DVD herausgebracht, die den längeren Director's Cut sowie die Kinofassung beinhaltet (Schnittbericht). Der abschließende „Infernal Affairs“-Film spielt hauptsächlich nach dem Tod des Undercover-Polizisten Yan, der sich im ersten Teil ein intensives Duell mit dem Polizisten Ming geliefert hat. Ming war jedoch als Maulwurf für den Triadenboss Sam tätig. Nach Yans Tod versucht Ming mit seinem alten Leben als Spitzel abzuschließen. Er möchte ein ehrlicher Polizist werden. Währenddessen werden mehrere Triadenmaulwürfe in den Reihen der Polizei ermordet. Die Vermutung liegt nahe, dass ein bislang unentdeckter Gangsterspitzel die Morde begangen hat, um seine Spuren zu verwischen. Ming muss nun nicht nur darauf achten, dass seine eigene, frühere Tätigkeit für die Triaden unentdeckt bleibt, er muss zusätzlich herausfinden, wer die Morde begangen hat, da auch sein Leben in Gefahr ist.

In einigen Rückblenden widmet sich „Infernal Affairs 3“ diversen Ereignissen vor Yans Tod, in denen der Undercover-Cop mit seiner Verstrickung ins Triadengeflecht weiter charakterisiert wird. Der Trilogieabschluss erweist sich als lupenreines Verzweiflungsdrama, in dem Action keinen nennenswerten Raum einnimmt. Andy Lau verkörpert den Triadenmaulwurf Ming, der ein neues, ehrliches Leben beginnen möchte, mit physischer Intensität. In seinem Gesicht spiegelt sich die Verzweiflung dessen wieder, der auf die Gefährdung seines großen Traumes vom ruhigen Leben mit zunehmender Paranoia reagiert. Er verschanzt sich in seinem Büro bei der Dienstaufsicht und überwacht mit versteckten Kameras seinen Kontrahenten Wing, den er für den Mörder hält. Wing arbeitet für eine Abteilung der Polizei, die geheime Aktionen durchführt. Seine Handlungen bleiben deswegen stets undurchsichtig. Während Ming immer größere Infernal Affairs 3 psychische Verwerfungen aufweist, geht Wing mit gradliniger Härte zu Werke. Leon Lai verkörpert ihn mit einem undurchdringlichen Gesichtsausdruck, der keine klaren Schlüsse über seine wahren Motive zulässt. So bleibt seine Identität für den Blick von außen unklar, während Ming den inneren Halt verliert. Die Jahre des doppelten Spiels haben ihn in eine Position gebracht, in der er dem neuerlichen, diesmal mit anderen Vorzeichen versehenen Druck nicht mehr standhalten kann. Die besessene Jagd auf Wing wird zu einer Jagd, in deren Verlauf er gleichzeitig seine Wunschidentät als ehrlicher Polizist sowie die dunklen Schatten seiner Triadenexistenz vor sich hertreibt, bis sich beide auf dem Höhepunkt der Tragödie vereinen. Dadurch entsteht eine traurig-absurde Situation, welche das ganze Dilemma der fortgesetzten Identitätsverschiebung auf Seiten der Triadenspitzel und Undercover-Polizsiten noch einmal zusammen fasst. Die Rückblenden, in denen der bei den Triaden eingeschleuste Yan auftaucht, haben insofern nicht nur die Funktion, ein paar kleine, erzählerische Lücken der vorangegangenen Teile zu schließen, sie kommentieren den Kampf Mings, der nun seinerseits in der ewigen Höllen angekommen ist.

Bildqualität

Analoge Defekte oder analoges Bildrauschen tauchen zwar kaum auf, dafür ist die Schärfe nur mittelmäßig. Die Konturen sind weich, Details werden nur mäßig abgebildet. Die Farbwiedergabe entspricht demgegenüber auf sehr gute Weise der kühlen Optik, welche die Macher für ihren Film gewählt haben. Der Schwarzwert ist ein wenig zu niedrig, um ein gutes Resultat zu erzielen. Störende digitale Artefakte treten nicht in Erscheinung.

Tonqualität

Der 5.1-Ton überzeugt in beiden Varianten durch eine sehr gelungen Aufteilung auf die vorderen Lautsprecher, welche die Bandbreite effektiv nutzt. Die Dialoge sind klar und verständlich. Für die räumliche Kulisse ist zum einen die Musik verantwortlich, zum anderen werden die hinteren Lautsprecher auch für dezente Effekte genutzt.

Extras

Infernal Affairs 3Die erste DVD mit dem Director's Cut des Films enthält ein etwa 12minütiges Making Of, in dem die wichtigsten Darsteller sowie andere am Film Beteiligte zu Wort kommen. Auf eine Übersetzung der chinesischen Namenseinblendungen hat man verzichtet, so dass der Nutzen schon auf dieser Ebene eingeschränkt wird. Die Dominanz rein inhaltlicher Wiedergabe des Filmgeschehens verbessert den Eindruck ebenfalls nicht weiter. Ein mageres Making Of. Auf der zweiten DVD mit der Kinofassung befindet sich zusätzlich die etwa 12minütige Dokumentation „Vorher und Nachher“. Darin äußern sich unter anderem die Darsteller Kelly Chen und Anthony Wong sowie der Drehbuchautor Felix Chong und Regisseur Alan Mak, der ebenfalls am Drehbuch mitgeschrieben hat, über das Verhältnis des dritten Teils zu den vorangegangenen „Infernal Affairs“-Filmen. Der Ausbau der Kelly-Chen-Rolle spielt darin eine wichtige Rolle. Gegenüber dem Making Of auf der ersten DVD ist der Beitrag besser geraten, da eine vorsichtige Einordnung des Films stattfindet, die über das Wiederkäuen des Filminhaltes hinaus geht.

Fazit

Mit „Infernal Affairs 3“ liegt der Trilogieabschluss der wegweisenden Filmserie nun endlich auch in Deutschland auf DVD vor. Der Film selbst erweist sich als tragisches Drama, das auf emotionale und intellektuelle Weise die Geschehnisse der vorangegangenen Teile kommentiert und kleine erzählerische Lücken schließt. Technisch ist die DVD in Ordnung, der größte Schwachpunkt liegt bei der Schärfe.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Mou gaan dou III: Jung gik mou gaan (Hongkong 2003)
Länge 113 Minuten (Pal) – Director's Cut, 102 Minuten (Pal) - Kinofassung
Studio Galileo Medien
Regie Andrew Lau und Alan Mak
Darsteller Andy Lau, Leon Lai, Tony Leung Chiu Wai, Kelly Chen, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Kantonesisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung sehr gut, technisch in Ordnung