Dänischer Abschaum

Hospital der Geister - Staffel 1 und 2

Der leider viel zu früh verstorbene Ernst-Hugo Järegard verkörpert den schwedischen Hirnchirurgen Doktor Helmer, welcher am Ende einer jeden Folge der ersten Staffel "Hospital der Geister" auf das Dach des dänischen Krankenhauses stürmt, um mit ausgebreiteten Armen "Dänischer Abschaum" in die Nachtluft zu brüllen. Als Schwede hat er es nicht leicht im absurden Gefüge des dänischen Reichskrankenhauses. Er muss sich mit einer professionellen Simulantin herumschlagen, die im Aufzug seltsame Stimmen hört und sofort an eine rastlose Seele denkt, der Chefarzt wirkt, als stünde er 24 Stunden am Tag neben sich, im Keller trifft sich regelmäßig eine bizarre Loge, deren Mitglieder die Ärzte des Krankenhauses sind, und Doktor Helmer hat bei der Operation einer gewissen Mona nicht ganz aufgepasst, was ihm einige Schwierigkeiten einbringen kann.
Nach Herzenslust baut das Drehbuch einen parallelen Handlungsstrang nach dem nächsten auf, die sich gegenseitig an Absurdität überbieten. Irgendetwas ist faul im dänischen Reichskrankenhaus und es hat nahezu alle Beteiligten erfasst. Hier sind Machtkämpfe ebenso an der Tagesordnung wie spiritistische Sitzungen oder unerfüllte Liebesbeziehungen. Der Mensch wird in seiner ganzen Schwäche und Lächerlichkeit sichtbar, während er versucht, das Beste aus allem zu machen. Die groteske Überzeichnung erzeugt ein Bild von größerer Wahrhaftigkeit über die Wünsche und Sehnsüchte des Menschen, als viele nüchterne Werke. Dabei spielt der beißende Humor eine entscheidende Rolle. Die ständigen Eifersüchteleien und Vorurteile zwischen dem Schweden und den Dänen reflektiert mit grimmiger Ironie die Angst vor dem Fremden, ein Motiv, das sich durch die komplette Serie zieht. Immer wieder versuchen die Figuren, sich auf ihrem bewährten Terrain zu beweisen und das Ungewohnte zu bekämpfen. "Hospital der Geister" ist letztlich eine große Serie über den immerwährenden Kampf des Menschen, das Leben mit seinen Tücken zu meistern.

Bildqualität

Visuell gehörte "Hospital der Geister" zum Extravagantesten, was bis dahin für das Fernsehen produziert wurde. Grobkörnige Bilder wechseln sich mit klarerer Optik ab, es wurde in Schwenks geschnitten und die Handkamera gehört zum Prinzip. Diese Bildqualität wurde optimal auf die DVD übertragen, so dass es nichts zu beklagen gibt. Dreckspuren und Bildpunkt sucht man ebenso vergeblich, wie Kontrast und Schwarzlevel eine sehr gute Figur machen.

Tonqualität

Die Tonqualität der meistenteils kammerspielartigen Szenen ist sehr gut. Ohne Rauschen ist alles klar und verständlich, die Musik ertönt mit gelungener Dynamik. Szenen, die nur auf dänisch verfügbar sind, wurden deutsch untertitelt.

Extras

Zu allen Folgen gibt es Audiokommentarschnipsel von Lars von Trier (Regie, Drehbuch), Niels Vorsel (Drehbuch) und Molly Marlene Stensgard (Schnitt). Dabei handelt es sich häufig um etwa 5 Minuten lange Szenen. Während Lars von Trier und Niels Vorsel eher in humorvoller Weise über den Prozess des Drehbuchschreibens reflektieren und sich über die Absurdität einzelner Einfälle amüsieren, geht Molly Marlene Stensgard auf den Stil der Serie ein und beschreibt, in welcher Weise der Schnitt die Stimmung der Serie unterstützen sollte. Das ist zumeist interessanter als die Beiträge der beiden Drehbuchautoren, die nur selten über Blödeleien hinaus kommen.

Daneben enthält die Box ein etwa dreißigminütiges Making Of, das "Behind the scenes" betitelt wurde und sich mit Interviews und Ausschnitten dem Entstehungsprozess sowie den Ansichten der Beteiligten zu "Hospital der Geister" nähert. Da die Interviewsequenzen nicht auf das übliche PR-Niveau herabsinken, bietet der Beitrag einiges Wissens- und Hörenswertes.

Das vierzigminütige Portrait über Lars von Trier beinhaltet ein langes Interview mit dem dänischen Regisseur, in das Szenen aus seinem filmischen Werk geschnitten wurden. Sehr offen spricht von Trier über seine persönlichen Ansichten, beleuchtet sein Werk und seine Menschenscheu. Wer mit den Filmen des Dänen noch nicht besonders vertraut ist, bekommt hier einen guten grundsätzlichen Überblick, ein gelungenes Portrait.

Auf der letzten DVD ist ein etwa achtminütiges Interview mit Udo Kier enthalten, das besonders bizarr wirkt, weil Kier in der grünlichen Ästhetik der Serie mit schrägem Kamerawinkel in einem Tonstudio gefilmt wurde und der Schauspieler ganz offensichtlich überhaupt nicht weiß, was er erzählen soll. In den acht Minuten scheint Kier völlig neben sich zu stehen. Es wirkt, als wäre Moosgards Geist in Kier gefahren.

Ein Trailer, zwei Musikvideos und acht Werbespots mit Ernst-Hugo Järegard runden die DVD Box ab.

Fazit

Lars von Triers "Hospital der Geister" steht nach wie vor monolithisch einsam in der Fernsehgeschichte dar. Galliger Humor und bizarre Einfälle prägen von Triers menschliches Werk. Technisch ist die DVD ausgezeichnet und das Bonus-Material überzeugt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Riget (Dänemark 1994 und 1997) (4 DVD Box)
Länge 580 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Lars von Trier, Morten Arnfred
Darsteller Ernst-Hugo Järegard, Kirsten Rolffes, Holger Juul Hansen, Udo Kier, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Deutsch, Dänisch/Schwedisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentare zu selektierten Szenen von Lars von Trier (Regie, Drehbuch), Niels Vorsel (Drehbuch) und Molly Marlene Stensgard (Schnitt), Portrait von Lars von Trier, Trailer u.m.
Preis ca. 50 EUR
Bewertung sehr gut