Bedrohliche Einsamkeit

Kazuo Umezz's Horror Theater – Teil 3
(„The Wish“ und „Snake Girl“)

Kazuo Umezz's Horror Theater – Teil 3 („The Wish“ und „Snake Girl“)Die dritte DVD mit den letzten beiden Folgen der Horror-Theater-Serie liefert einen, wenn auch leicht durchwachsenen, so doch versöhnlichen Abschluss. Atsushi Shimizu widmet sich der Geschichte eine jungen Schülers, der in der Schule keinerlei Anschluss findet. Nie bringt er Freunde mit nach Hause oder besucht sie, da er keine hat. Eines Tages fährt er statt des gewohnten Heimwegs eine andere Straße nach Hause. Dabei findet er einen Holzgegenstand, der einem Kopf ähnelt. Da der kleine Junge mit guten handwerklichen Fähigkeiten ausgestattet ist, baut er aus dem gefundenen Holzstück und anderen Gegenständen, die er sich besorgt, eine lebensgroße Puppe. Sie ist fortan sein neuer Gefährte, der die fehlenden Freunde ersetzt. The WishAls der kleine Junge jedoch ein gleichaltriges Mädchen kennen lernt, muss er feststellen, dass in der Puppe mehr Leben steckt, als er gedacht hat. Atsushi Shimizu dringt mit Hilfe der Mangavorlage in die Seele eines kleinen Jungen ein, dessen Einsamkeit seinen Außenseiterstatus zementiert. Der andere Weg, den der kleine Junge eines Tages entlang fährt, wird letztlich auch zu einem Weg der Entscheidung zwischen einem Leben mit anderen Menschen zusammen oder einem Leben neben anderen Menschen her. Die symbolische Straßengabelung erstrahlt mit ausdrucksstarken bedeutugsschwangeren Farben, die den schicksalhaften Charakter der Entscheidung über den richtigen Weg heraushebt. Die dominierenden Rot- und Orangetöne fügen sich perfekt in die nahezu apokalyptische Stimmung ein, welche die bedrohlichen Wolkengebilde am Himmel sowie das ständige Donnern heraufbeschwören. So gelingt Atsushi Shimizu eine wundervoll eindringliche Reflektion über die Situation der Einsamkeit eines heranwachsenden Jungen, dessen Lebe in die Isolation abzurutschen droht.

Noboru Iguchis Episode besitzt eine ähnliche Thematik, spielt doch auch hier eine Form der Einsamkeit eine besondere Rolle. Im Zentrum steht eine Schülerin, die sich Gedanken über die Snake Girl Herkunft des Gefühls Hass macht. In der Schule, wo kürzlich eine Lehrerin mit einem Hammer erschlagen wurde, wird sie oft aufgezogen. Jetzt aber warten die Ferien auf sie, die sie zusammen mit ihrer Cousine in einem kleinen Bergdorf verbringen soll. Die Bewohner behandeln die junge Schülerin aber mit Misstrauen, für dass sie keine Erklärung hat. Allem Anschein nach hat das seltsame Verhalten der Einwohner etwas mit ihrem Aberglauben über Schlangenmenschen zu tun, die Unheil bringen können. Noboru Iguchi, der nur wenig später mit „Sukeban Boy“ ein faszinierend bizarres Werk drehen sollte, versucht die emotionale Isolation der jungen Schülerin mit dem Schlangenaberglauben zu verbinden. Menschlicher Hass und die unheilvolle Verwandlung in Schlangenmenschen sollen eine Einheit eingehen, die Noboru Iguchi jedoch nicht überzeugend herzustellen vermag. Atmosphärisch gelingen ihm zwar ein paar sehr schöne Szenen mit Schlangenthematik, wenn sich menschliche Schlangen bedrohlich durch das Bild bewegen, aber er bleibt zu unspezifisch. Der Zusammenhang zwischen den einzelnen Elementen bleibt in reichlich vagen Andeutungen stecken, so dass sich das Gefühl breit macht, die Erzählung hätte mehr Filmzeit gebraucht. Die Herkunft des Aberglaubens und seine Ausgestaltung, kurz alles, was in dem Bergdorf passiert, wird nicht mit Hilfe eine klaren Erzählstruktur verdeutlicht, sondern es gibt nur Informationssplitter, die der Zuschauer nach Gutdünken selbst verknüpfen kann. Für eine solche Technik mangelt es dem Werk aber an einer entsprechend assoziativen Montage, welche die Lücken aufzufüllen vermag. So fehlt der letzte Schritt, um aus einer soliden Folge eine gute zu machen.

Die Bildqualität fällt gegenüber den vorangegangenen DVDs etwas ab, während die Tonqualität identisch ist:

Bildqualität

Die Bildqualität ist in Ordnung aber nicht gut. Die Schärfe pendelt zwischen angenehm und gut, die Konturen wirken aber zu oft etwas matschig. Die Farben überzeugen diesmal bei beiden Episoden mit kräftigen Tönen. Der Schwarzwert fällt hier etwas milchig aus, Details werden dunklen Szenen nicht verschluckt. Dennoch besitzt das Bild aufgrund des ansonsten ausgewogenen Kontrastes eine plastische Note. Gegenüber den vorangegangenen beiden DVDs fällt die Blockbildung auf, die öfter und deutlich sichtbarer in Erscheinung tritt.

Tonqualität

Die beiden 5.1-Spuren warten mit klar verständlichen Dialogen auf, die zusammen mit den übrigen Geräuschen und der Musik ausgewogen abgemischt wurden. Die hinteren Lautsprecher kommen aber nur selten zum Einsatz, so dass sich nur bisweilen ein räumliches Klangbild breit macht.

Extras

Zu jeder Folge enthält die DVD ein Making Of über etwa elf („The Wish“) beziehungsweise etwa 16 Minuten („Snake Girls“). Beide Beiträge liefern die übliche Mischung aus deutsch untertiteltem, aber unkommentierten B-Roll-Material und Interviews mit Stabmitgliedern. In beiden Fällen bliebt der Informationsgehalt weitgehend auf dem Niveau einer Inhaltsangabe mit Interpretationsansätzen stecken. Für die wenigen Passagen brauchbarer Qualität muss man sich aber durch einige Minuten Banalitäten quälen. In den beiden Interviews deckt Kazuo Umezu in jeweils 2 Minuten und 15 Sekunden in bewährter Manier die den Geschichten zugrunde liegenden thematischen Aspekte auf. Je ein Trailer zu jeder der beiden Folgen rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

Mit zwei versöhnlichen Folgen geht die Serie zu Ende. Während „The Wish“ mit ausdrucksstarken Bildern seine Reflektion über die Einsamkeit eine kleinen Jungen vorträgt, verpasst „Snake Girl“ den Sprung auf dasselbe Niveau, weil er seine Thematik zu fahrig und damit zu wirr entwickelt. Dank einiger atmosphärischer Bilder und der grundsätzlich verständlichen Ausrichtung der Geschichte landet die Folge auf solidem Niveau. Technisch liegt die DVD auf unterem durchschnittlichen Niveau. Bei aktuellen Veröffentlichungen kann man eine bessere Qualität erwarten.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Umezu Kazuo: Kyôfu gekijô (Japan 2005)
Länge 2 Folgen á 48 Minuten (Pal)
Studio i-on new media
Regie Atsushi Shimizu / Noboru Iguchi
Darsteller Shôko Nakahara, Arisa Nakamura, Ruriko Narumi, u.a. / Natsumi Okumura, Toshinori Omi, Kyôko Toyama, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer, u.m.
Preis ca. 13 EUR
Bewertung durchwachsen, technisch unterer Durchschnitt