Sechs japanische Regisseure haben jeweils eine etwa 50minütige Folge basierend auf Mangas des Comiczeichners Kazuo Umezu gedreht. Unter dem Titel „Kazuo Umezz's Horror Theater“ erscheinen nun jeweils zwei Folgen auf einer DVD. Den Anfang machen Yûdai Yamaguchis „The Present“ und Taichi Itôs „Deathmake“.
Im Zentrum von „The Present“ steht Yuko, die als Kind stets davor gewarnt wurde, unartig zu sein, da der Weihnachtsmann nur den braven Kindern Geschenke bringe. Die anderen würde er holen und bestrafen, so haben es zumindest Yukos Eltern stets behauptet. Inzwischen ist Yuko einige Jahre älter und Weihnachten hat für sie nichts besinnliches an sich, sondern es ist eine gute Gelegenheit, mit den Freunden Party zu machen. Leider haben sie und die anderen jungen Leute die Rechnung ohne den Weihnachtsmann gemacht, der als brutaler Schlitzer auftaucht, um sich für den Verrat am Fest zu rächen.
Die erzählerische Idee, den Weihnachtsmann als Horror-Figur zu verwenden, ist gelungen. Sie geht aber nicht auf das Konto der Filmemacher, sondern auf das Kazuo Umezus. Die Inszenierung der filmischen Version vermag die Idee aber nicht in eine konsistente Dramaturgie zu gießen. Das liegt daran, dass es Regisseur Yûdai Yamaguchi nicht gelingt, visuelle Leitmotive zu etablieren, die angesichts der verschachtelten Erzählung aus Traum und Realität sowie der daraus resultierenden eliptischen Form aber notwendig gewesen wären. Die reine Handlung ist zu Papier gebracht nämlich kaum mehr als eine Aneinanderreihung diverser Schreckensszenarien mit einem bösen Weihnachtsmann. Sie laufen motivlos ins Leere, wenn nicht ein Zusammenhalt geschaffen wird, der das Thema des mordenden Weihnachtsannes mit den Figuren und Ihre Hintergründen zusammen bindet. Die Kindheitserlebnisse der Hauptfigur Yuko bieten dazu zwar einen Ansatzpunkt, aber genau dieses Motiv wird weder auf der reinen Handlungsebene – es kommt über die Warnungen der Eltern, die nun Wirklichkeit zu werden scheinen nicht hinaus – noch durch die Bildsprache ausgearbeitet. Daraus resultiert eine Vielzahl hübsch inszenierter Einzelszenen, die teilweise eine bösartige Grimmigkeit ausstrahlen, aber kein zusammenhängendes Werk ergeben.
Die zweite Episode „Deathmake“ erzählt von einem Treffen diverser paranormal begabter Menschen, die sich aus dem Internet kennen. Sie treffen sich in einem verlassenen Gebäude, in dem einst ein Mädchen verschwunden sein soll. Ziel des Treffens ist es festzustellen, ob an den Gerüchten, der Ort sei verflucht, etwas dran ist. Selbstverständlich stehen einige Kameras zur Verfügung, um das Geschehen festzuhalten. Je länger die Nacht dauert, desto mehr Mitglieder der Gruppe müssen feststellen, das irgendetwas Unheimliches vor sich geht und sie mit dem Tod bedroht.
Während „The Present“ in den Einzelszenen inszenatorisches Talent offenbart, das lediglich daran scheitert, die eliptische Erzählung mit anderen Mitteln zu verdichten, ist „Deathmake“ filmisch geronnene Langeweile geworden. Dialoglastig spielt sich ein Großteil der Handlung innerhalb eines improvisierten Fernsehstudios ab, das in dem verfluchten Haus aufgebaut wurde, um die Nacht filmisch festzuhalten. Neben dem merkwürdigen Geschwätz der Gläubigen paranormaler Phänomene muss man als Zuschauer auch ertragen, dass innerhalb dieses Studios die Erzählung rund um die bedrohliche Situation mehr als einmal fast völlig zum Erliegen kommt. Immer wieder sorgt Taichi Itô auf diese Weise für Brüche, die in einem dramaturgischen Vakuum münden. Darüber hinaus fehlt ihm jegliches Gespür für eine spannungsfördernde Handhabung der Kamera. Die Bildausschnitte sind stets offensichtlich, ohne das eine lauernde Bedrohung spürbar wird, die Geräuschkulisse besitzt kein Irritationspotential. Für den Gipfel der Unfähigkeit sorgen schließlich die visuellen Effekte, welche das „bedrohliche“ Element der Erzählung so absurd künstlich erscheinen lassen, dass ein per Stop-Motion-Technik animierter Teddybär dieses um Längen schlagen würde.
Bildqualität
Die Bildqualität ist in Ordnung aber nicht gut. Die Schärfe pendelt zwischen angenehm und gut, die Konturen wirken aber zu oft etwas matschig. Die Farben überzeugen bei der Episode „The Present“ mit kräftigen Tönen, während sie bei „Deathmake“ etwas flau wirken. Der Schwarzwert ist tief, sorgt aber auch dafür, dass in dunklen Szenen Details verschluckt werden. Dennoch besitzt das Bild aufgrund des ansonsten ausgewogenen Kontrastes eine plastische Note. Hier und da ist eine leichte Blockbildung zu beobachten.Tonqualität
Die beiden 5.1-Spuren warten mit klar verständlichen Dialogen auf, die zusammen mit den übrigen Geräuschen und der Musik ausgewogen abgemischt wurden. Die hinteren Lautsprecher kommen aber nur selten zum Einsatz, so dass sich nur bisweilen ein räumliches Klangbild breit macht.Extras
Zu beiden Teilen ist jeweils ein Making Of enthalten, das im Fall der Folge „The Present“ etwa 14 Minuten lang ist und bei der Folge „Death Make“ etwa 16 Minuten umfasst. Während das Making Of zu „The Present“ relativ mager ausfällt, da es hauptsächlich aus B-Roll-Aufnahmen mit untertitelten Regieanweisungen besteht, ist das Making Of zu „Death Make“ besser ausgefallen, da ein paar der Darstellerinnen ihre Sicht auf die jeweilige Rolle zum besten geben und etwas über ihr Verhältnis zur Schauspielerei offenbaren. Natürlich erreicht auch das keine guten Maßstäbe, aber ein paar Informationen auf durchschnittlichem Niveau bietet es neben Inhaltlichem eben doch. B-Roll-Material ist natürlich auch hier vorhanden. In den beiden Interviews erzählt Kazuo Umezu in jeweils 2 Minuten und 15 Sekunden die den Geschichten zugrunde liegenden thematischen Aspekte, welche beide Regisseure leider nicht herausgearbeitet haben, weil sie es nicht konnten. Je ein Trailer zu jeder der beiden Folgen rundet das Bonusmaterial ab.Fazit
Während die Folge „The Present“ immerhin noch einige atmosphärische Bilder und gute Inszenierungsansätze besitzt, ohne das dramaturgische Geschehen konsistent zusammen zu binden, vermag „Death Make“ nur noch gepflegte Langeweile zu verbreiten. Als kurze Ankündigung für den Text zu „Horror Theater - Teil 2“ kann ich aber schon vermelden, dass zumindest Kiyoshi Kurosawa mit seiner Folge „House of Bugs“ das Niveau deutlich anhebt.Stefan Dabrock
Originaltitel | Umezu Kazuo: Kyôfu gekijô (Japan 2005) |
Länge | 2 Folgen á 48 Minuten (Pal) |
Studio | i-on new media |
Regie | Yûdai Yamaguchi / Taichi Itô |
Darsteller | Mai Takahashi, Takamasa Suga, Yoko Mitsuya, Hitomi Kurihara, u.a. / Alice, Koichiro Hama, Hitomi Miwa, Anna Nakagawa, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Japanisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Making Of, Trailer, u.m. |
Preis | ca. 13 Euro |
Bewertung | schwach |