Wes Cravens Fortsetzung zu seinem ausgesprochen finsteren Horrorfilm „The Hills have Eyes“ (1977) wird in der Regel als absolut minderwertiges Machwerk verrissen. Solche Abkanzelungen werden in ihrer Eindimensionalität dem Film aber nicht gerecht, da Cravens Variation auf „The Hills have Eyes“ ein paar hübsche mythologische Ideen bereit hält, die zwar kein stimmiges Gesamtprodukt ergeben, aber verdeutlichen, was unter besseren Produktionsbedingungen möglich gewesen wäre. Da das ursprüngliche Drehbuch nicht verfilmbar war, wurde es während des Drehs fleißig umgearbeitet. Das war neben dem unsicheren Budget sicher ein Grund dafür, dass der Film keine Einheit wurde. Im Zentrum der Handlung stehen ein paar junge Leute, die sich mit einem großen Bus auf den Weg in eine Wüstengegend machen, um den selbst entwickelten Spezialkraftstoff für Ihre Motorräder zu testen. Das Unternehmen dient der Vorbereitung auf ein Wüstenmotorradrennen. Natürlich bleiben sie mit ihrem Bus liegen und bei der Wüstengegend handelt es sich um dasselbe Gebiet, in dem ein paar Jahre zuvor die Familie des ersten Teils durch ein paar degenerierte Bewohner hingeschlachtet wurde. Und so nimmt es nicht wunder, dass das etwa heruntergekommene, friedlich daliegende Haus mehr beherbergt, als den jungen Leuten lieb sein kann. Die hereinbrechende Nacht lässt der Gruppe jedoch keine Wahl, als bis zum nächsten morgen an Ort und Stelle zu verharren.
Das Geschehen scheint dramaturgisch den Ereignissen des ersten Teils sehr stark zu gleichen, dennoch besitzt der Film aufgrund einer völlig anderen Inszenierung ein gänzlich anderen InCharakter. Während „The Hills have Eyes“ absolutes Terrorkino war, bei dem eine friedliche Situation urplötzlich durch brutale Gewalt mit realistischem Bezug zerstört wird, fehlt der Fortsetzung sowohl die Friedlichkeit als auch der realistische Bezug der Gewalt. Eine ähnlich gelagerte Szene wie im ersten Teil, in der zwei Mitglieder der degenrierten Familie den Wohnwagen der durchreisenden Touristen angreifen, ihn aufbrechen und schließlich die darin schlafenden Menschen attackieren, kann es in dieser Fortsetzung deswegen nicht geben. Stattdessen wandelt „The Hills have Eyes 2“ auf den mythologischen Spuren des Slashers, indem die Wüstenbewohner wie aus dem Nichts mit übernatürlich und nicht realistisch wirkender Gewalt zuschlagen. Der Grund dafür ist, dass sie auf völlig irreale Weise bald hier und bald dort zuschlagen, wobei sie in vielen Szenen unsichtbar bleiben. Da auch kaum eine Gegenwehr der jungen Leute stattfindet, entsteht an keiner Stelle ein Leidensszenario, wie es für einen Vertreter des Terrorkinos typisch wäre.
Die Idee, aus der Dramaturgie des ersten Teils einfach durch inszenatorische Veränderungen einen Slasher und damit eine mythologische Geschichte zu machen, hat ihren Reiz. Mit Michael Berryman taucht eine Figur auf, die im ersten Teil gestorben ist, so dass der Charakter einer übersinnlichen Bedrohung verstärkt wird. Ein blindes Mädchen als zentrale Figur im Kampf gegen die degenerierten Wüstenbewohner wirkt wie eine Sagengestalt, die sich einer göttlichen Prüfung unterziehen muss. Das alles hätte einen ausgezeichneten Film ergeben können, wenn die Elemente zu einer Einheit zusammengeführt worden wären. Aber das blinde Mädchen wird nicht auf die entsprechende Weise als durchgehendes Thema eingeführt. Dafür steht sie viel zu selten im Mittelpunkt. Gleichzeitig vermeidet Craven eine Inszenierung, die Bezüge zwischen den einzelnen Szenen der Gefahr herstellen könnte. Wie in einem schlechten Slasher schneidet er bald hierhin und bald dorthin, ohne Überleitungen zu finden. Die Rückblenden auf den ersten Teil – hier werden relativ lange Szenen aus „The Hills have Eyes“ verwendet - sind aus dramaturgischen Gründen höchst fragwürdig, da die psychische Verfassung der wenigen Charaktere aus dem ersten Teil, die sich hier erinnern, gar nicht weiter ausgearbeitet wird. Noch schlimmer wird es aber, wenn eine Rückblende so in den Film geschnitten ist, dass sie nur als Erinnerung des Hundes einen Sinn ergibt. Spätestens hier wird deutlich, dass ein gescheiterter Film notdürftig zusammen geflickt wurde. Angesichts des Potentials ist das sehr schade.halt2
Bildqualität
Die Bildqualität der DVD ist etwas schwächer als beim ersten Teil, da ein paar mehr Bilddefekte zu sehen sind. Angesichts der Produktionsumstände und des Filmalters kann man aber zufrieden sein. Das Bild weist zwar ein teilweise starkes analoges Rauschen auf, welches auf das günstige Filmmaterial und nicht auf die DVD zurück geht, aber die Schärfe ist ordentlich. Etwas matschiger als beim ersten Teil ist das Bild aber schon. Die Farbqualität überzeugt durch eine gelungene Darstellung der bräunlichen Wüstentöne, der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Die leichte Blockbildung stört kaum.Tonqualität
Der englische 2.0-Ton ist im Gegensatz zum ersten Teil stets gut verständlich. Die leichten Verzerrungen fallen kaum ins Gewicht. Das Hintergrundrauschen ist zwar deutlich hörbar beeinträchtigt aber nicht die Verständlichkeit. Der deutsche Ton ist weniger verrauscht, wirkt aber künstlicher, da weniger organisch in der Szenerie verankert.Extras
Da zu „The Hills have Eyes 2“ wohl kein Material aufzutreiben war, hat man einfach einen Großteil des Bonusmaterials erneut veröffentlicht, das bereits auf der DVD des ersten teils enthalten war. Die etwa 55minütige Dokumentation „Ein Rückblick auf 'The Hills have Eyes'” - sie verbirgt sich wie die Dokumentation „Ein Film von Wes Craven“ hinter dem Menüpunkt Interviews - wirft einen umfassenden Rückblick auf das damalige Projekt. Dabei geht es natürlich nur um den ersten Teil und nicht um die in dieser Edition veröffentlichte Fortsetzung.
In Interviews erinnern sich die wichtigsten Darsteller und Darstellerinnen an die schwierigen Dreharbeiten angesichts eines geringen Budgets sowie eines herausfordernden Drehortes in der Wüste. Natürlich kommen unter anderem auch Regisseur Wes Craven und Produzent Peter Locke zu Wort, so dass alle zentralen Aspekte von der Projektentwicklung bis zum fertigen Film beleuchtet werden. Eine hochinteressante Dokumentation. Der etwa 59minütige Beitrag „Ein Film von Wes Craven” wirft einen Blick auf Wes Cravens gesamte Regie-Karriere bis zum Zeitpunkt seiner Entstehung, so dass „Music of the Heart” der letzte erwähnte Film ist. Innerhalb der Dokumentation äußert sich Wes Craven selbst zu jedem seiner Filme und die teilweise widrigen Produktionsumstände. Interviews mit Darstellern und Darstellerinnen aus den einzelnen Werken Cravens bereichern den Beitrag, der einen guten Überblick Cravens filmischen Schaffens liefert. Hinter „Bildrestaurierung” verbirgt sich ein vierminütiger Beitrag, der im Split-Screen-Verfahren das Material vor und nach der Restaurierung zusammenfügt. Hier ist zu sehen, dass eine leichte Farbkorrektur vorgenommen und einiges an Verrregnungsspuren entfernt wurde.
Eine Bildergalerie, zwei Trailer und vier TV-Spots sowie eine Texttafelbiographie zu Wes Craven runden das Bonusmaterial ab. Alle letztgenannten Beiträge beschäftigen sich ebenfalls mit dem ersten Teil und nicht mit der vorliegenden Fortsetzung. Das Alternative Ende zum ersten Teil wurde – aus welchem Grund auch immer – entgegen der Cover-Angabe weggelassen. Der deutsche Ton ist entgegen der Cover-Angabe auch nur als 2.0-Ton enthalten. Schlimm ist das nicht, da ein Upmix ohnehin kaum hörenswert gewesen wäre.
Fazit
„The Hills have Eyes 2“ erzählt eine zum ersten Teil sehr ähnliche Geschichte und greift inszenatorisch zum Mittel der Mythologisierung. Aus dem Terrorkino des ersten Teils ist quasi ein Slasher geworden. Leider scheitert der Film daran, dass er kaum mehr als lose umherirrende Handlungsbrocken präsentiert, die nur noch als Torso dessen erkennbar sind, was der Film vermutlich einmal werden sollte. Im Endergebnis ist das spannungsarm, so dass nur noch ein gewisses intellektuelles Vergnügen übrig bleibt, die durchaus interessanten Motivteile aus dem ansonsten wenig inspirierten Brei herauszusezieren. Technisch ist die DVD etwas schwächer als die des ersten Teils, aber durchaus in Ordnung.Stefan Dabrock
Originaltitel | The Hills have Eyes 2 (USA 1985) |
Länge | 86 Minuten (Pal) |
Studio | Sunfilm |
Regie | Wes Craven |
Darsteller | Tamara Stafford, Kevin Spirtas, John Bloom, Michael Berryman, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | „Ein Rückblick auf 'The Hills have Eyes'”, „Ein Film von Wes Craven”, u.m. |
Preis | ca. 18 EUR |
Bewertung | gescheitert, technisch angesichts des Filmalters ordentlich |