Cuba Gooding Jr. ist ein Müllmann, zumindest in „Hero Wanted“ ist das so. Als Liam Case sorgt er dafür, dass die Stadt, in der er lebt, sauber bleibt. Dabei schlägt er sich seit einem tragischen Autounfall mit einem Trauma herum. Das Gefährt wurde in einen Teich geschleudert, in dem es langsam versank. Liam konnte sich selbst retten, aber seine Frau, die nicht mehr fähig war, sich aus dem Gurt zu befreien, ertrank, ohne dass Liam es verhindern konnte. Als er mit einem Arbeitskollegen gemütlich einen Kaffee trinkt, wird vor seinen Augen ein Auto gerammt, das schließlich Feuer fängt. Ein kleine Mädchen droht, darin zu verbrennen. Entschlossen rettet Liam das Kind, wodurch er einerseits einen kurzzeitigen Heldenstatus und die Erkenntnis erlangt, dass er im Angesicht des Todes doch ein Leben retten kann, andererseits aber auch schmerzlich daran erinnert wird, dass das seine verstorbene Partnerin auch nicht lebendig werden lässt. Sein Leben erstarrt wieder in der alten Stagnation, bis er auf dem Friedhof eine Frau sieht, die ihn sofort emotional tief berührt. Er stellt später fest, dass sie in der örtlichen Bank angestellt ist, bringt aber nicht den Mut auf, sie anzusprechen. Also überredet er seinen Arbeitskollegen, einen fingierten Banküberfall durchzuführen, bei dem er als großer Retter auftreten will. Da sein Kollege aber sein eigenes Süppchen kocht und ein paar zwielichtige Freunde mit ins Boot holt, geht das Unterfangen schief. Statt einer Person taucht gleich eine ganze Bande bewaffneter Räuber in der Bank auf, die es zudem nicht bei einem fingierten Überfall belassen wollen. Liams Angebetete wird bei der Aktion in den Kopf geschossen, wodurch sie ins Koma fällt. Der Müllmann schwört nun Rache.
Zugegebenermaßen ist Liams Plan mit dem fingierten Banküberfall als Imponiermaschinerie für eine Frau auf den ersten Blick reichlich bescheuert, aber bei näherem Hinsehen fällt auf, dass das nicht sein einziges, vielleicht nicht einmal sein vordringliches Motiv für die Aktion ist. Liam kommt vielmehr mit seinem als Versagen empfundenen gescheiterten Rettungsversuch gegenüber seiner Partnerin nicht zu Recht. Seine tiefen Schuldgefühle angesichts ihres Todes drohen ihn langsam aber sicher zu erdrücken. In ihm schlummert deswegen eine Sehnsucht, den Helden zu spielen, um den Schmerz vergessen zu können. Das ist für seine Idee des fingierten Banküberfalls mindestens ebenso wichtig wie die emotionale Verbindung zu der Angestellten, die er empfindet. Wenn er diese Frau retten kann, dann wird er stellvertretend seine damalige Partnerin retten, wodurch er die Schuldgefühle überwinden will. So absurd sein Ansinnen auch ist, es lässt sich psychologisch hinnehmen. Das ist auch notwendig, um dem verschachtelt erzählten Film überhaupt weitere Aufmerksamkeit schenken zu können. Liams Rache an den Bankräubern ist folglich der Versuch, das Scheitern, das nicht zur Rettung der Angestellten geführt hat, sondern sie ins Koma brachte, abzuarbeiten. Statt die alten Schuldgefühle zu begraben hat er sich neue aufgehalst. Die dadurch entstandene Last treibt ihn schließlich zur Gewalt, wenn er mit roher Härte Selbstjustiz gegen die Bankräuber übt.
Regisseur Brian Smrz inszeniert die Szenen der Rache mit packender Intensität, wenn Liam bewaffnet die Toilette eines Nachtklubs betritt, in der sich einer der Bankräuber aufhält, oder einen anderen in dessen dunkler Werkstatt heimsucht. Statt tänzerischer Action regiert die rohe Kraft, die Liams rasende Wut widerspiegelt, wenn er beispielsweise eine Bratpfanne als tödliche Waffe einsetzt. In dieser Phase funktioniert „Hero Wanted“ sehr gut als psychologische Auseinandersetzung mit einer gebrochenen Seele, deren verkorkster Zustand weiteres Leid und Gewalt verursacht, eine gelungene Genrevariante mit tragischem Inhalt. Das Szenario steigert sich konsequent bis zum rasanten Finale in einer heruntergekommenen Fabrikhalle, in der es zu einem schussgewaltigen Showdown zwischen Liam und den verbliebenen Gegnern kommt. Wenn es nicht die letzten fünf Minuten gäbe, dann wäre „Hero Wanted“ ein richtig guter Genre-Beitrag geworden, aber dann lässt Brian Smrz oder wer sonst das Ende zu verantworten hat die Hosen herunter. Mit einem emotionalen Schlusspunkt wird Liams gescheiterte Aktion, die nicht nur seine Angebetete ins Koma gebracht, sondern in der Folge auch eine Spur der Gewalt nach sich gezogen hat, dadurch gerechtfertigt, dass Liam sein Trauma überwinden kann, das er seit dem Tod seiner Frau mit sich herum trägt. Statt der problematischen Psyche Liams und der daraus erwachsenen Gewalt ihre bittere Note zu belassen, soll man nun hinnehmen dass das alles im Sinne einer Psychotherapie eine gute Sache gewesen ist. Dem kann ich nicht mehr folgen.
Bildqualität
Das Bild der Bluray liegt leider nicht in 24p vor, Verschmutzungen oder Defekte weist es nicht auf. Die Schärfe überzeugt grundsätzlich mit klaren Konturen und einem ansprechenden Detailreichtum, die Möglichkeiten des HD-Formates werde aber nicht ausgenutzt. Die Farben geben den visuellen Stil des Films, der oft durch Farbfilter oder andere Bearbeitungen geprägt ist, sehr gut wieder, der Schwarzwert hätte aber tiefer sein können. Ansonsten überzeugt der Kontrast durch eine feine Differenzierung der einzelnen Bildinhalte. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht, hier und da tauchen aber stehende Rauschmuster auf.Tonqualität
Während das Bild die Möglichkeiten der Bluray gegenüber einer DVD nur ansatzweise verdeutlicht, legt der Ton eine Schippe drauf. Die beiden 5.1-HD-Master-Tonspuren besitzen nicht nur klare und verständliche Dialoge, sie überzeugen auch durch einen voluminösen Klang. Vor allem bei den Actionszenen ist die räumliche Abmischung sehr gut gelungen, so dass die Schusswechsel ihre volle Wucht entfalten können. Auch jenseits der Action werden die hinteren Lautsprecher immer wieder genutzt, ohne jedoch ständig Arbeit zu haben. Auch die beiden DD 5.1 Tonspuren leisten eine gute Arbeit, erklingen aber weniger druckvoll.Extras
Die Statements von Cast und Crew beinhalten kurze Interviewschnipsel der Hauptdarsteller sowie des Regisseurs (zusammen etwa zwölf Minuten), die an keiner Stelle über das standardisierte Gerede zu Werbezwecken hinaus gehen. „Hinter den Kulissen“ (etwa neun Minuten) zeigt unkommentiertes B-Roll-Material vom Dreh, das nicht interessant ist. Trailer zum Film sowie eine Bildergalerie sind ebenfalls enthalten.Fazit
„Hero Wanted“ funktioniert bis fünf Minuten vor dem Ende sehr gut als packende Genre-Auseinandersetzung mit den seelischen Untiefen sowie deren bitteren Konsequenzen, die unverarbeitete Schuldgefühle verursachen können. Die anschließende Rechtfertigung des Geschehens als Psychotherapie mit erfolgreichem Ausgang ist jedoch unappetitlich. Technisch ist die Bluray beim Bild solide und beim Ton gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Hero Wanted (USA 2008) |
Länge | 91 Minuten (1080i) |
Studio | 3L |
Regie | Brian Smrz |
Darsteller | Cuba Gooding Jr., Ray Liotta, Norman Reedus, Kim Coates, Tommy Flanagan, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch; DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Hinter den Kulissen, Statements, Bildergalerie, Trailer |
Preis | ca. 20 EUR |
Bewertung | in den Sand gesetzt, technisch guter Durchschnitt |