Abstieg in die Hölle

Hell – Gefangene des Jenseits

Bei den hiesigen DVD-Anbietern wird das thailändische Genre-Kino immer beliebter, so dass die Freunde exotischer Filmindustrien einen kleinen Einblick in das Schaffen des asiatischen Landes werfen können. Nach dem enttäuschenden „Tiger Blade“ lohnt ein Blick auf „Hell – Gefangene des Jenseits“, der guten Durchschnitt bietet. Ein Filmteam, das Dokumentationen für das Fernsehen produziert, fährt mit einem Kleinbus zu seinem nächsten Ziel, als sie frontal mit einem anderen Fahrzeug zusammenstoßen. Die Teammitglieder wachen in einem öden, wüstenähnlichen Landstrich auf. Schon bald sorgen grimmig drein blickende Gestalten mit großen Stichwaffen für die Richtung, in welche die Menschen laufen. Gemeinsam mit vielen anderen Leidensgenossen befinden sie sich in der Hölle. Als einer der Dokumentarfilmer feststellt, dass sie lediglich im Koma liegen und nicht wie angenommen tot sind, suchen sie einen Ausweg aus dem Ort der Qualen. Das Leiden der Sünder manifestiert sich in der thailändische Bebilderung der Hölle auf derb-bodenständige Art und Weise. Die Gehilfen des Unterweltherrschers sehen aus wie eine prachtvolle Barbarentruppe. Ihre Lederpanzerung sowie die rustikalen Waffen, bestehend aus Hellebarden, Keulen oder anderen Schlag- und Stichinstrumenten verleihen ihnen den grimmigen Anstrich, der eine naive Höllenphantasie mit düsterer Atmosphäre versorgt. „Besser“ hätte man sich auch im Mittelalter das Treiben nicht vorstellen können. Die Schergen des Höllenherrschers peinigen die Seelen mit glühender Flüssigkeit, zertrümmern Hände oder Füße mit riesigen Holzhämmern oder weiden sie aus. Es ist schon erstaunlich, was hier unter dem Siegel der 16er-Freigabe geboten wird. Befindet sich das Geschehen erst einmal an einem phantastischen Ort, scheint einiges möglich zu sein. Trotz ihrer offensichtlichen Einfachheit verfehlt die brutale Höllenvision die beabsichtigte Wirkung nicht. Wo der Blick hinfällt wird gefoltert, so dass man froh ist, nur einen Film zu betrachten. Erlösung taucht lediglich in Form der Wiedergeburt auf, die ausgewählten Seelen zuteil wird, indem sie eine schwarze Pille schlucken. Dank der ungebrochenen Grimmigkeit, mit der in dieser Hölle zu Werke gegangen wird, stellt sich sogar Mitleid mit den Mitgliedern des Dokumentarfilmteams ein, obwohl die Charaktere nur scherenschnittartig vorgestellt wurden. Die gezeigte Folter wünscht man selbst Menschen nicht, zu denen keine besondere Beziehung aufgebaut wurde. Insofern funktioniert „Hell - Gefangene des Jenseits“ als universelle Schreckensphantasie, die unabhängig von denjenigen, die dort leiden müssen, ihre Kraft entfaltet.

Bildqualität

Das verschmutzungs- sowie defektfreie Bild präsentiert sich mit ausgezeichneter visueller Qualität. Bis in kleinste Details wird das Geschehen gestochen scharf abgebildet. Die Farben überzeugen durch kräftige Töne, die auch die rotfiltergeschwängerten Bilder souverän meistern. Kontrast und Schwarzwert kommen ohne Schwächen aus. Rauschmuster sucht man vergeblich.

Tonqualität

Die 5.1-Tonspuren liefern einen guten räumlichen Klang, der vor allem Dank des wuchtigen Soundtracks sowie des häufigen Subwoofereinsatzes druckvoll daher kommt. Immer wieder werden Nebengeräusche in die Tonkulisse integriert. Die Dialoge sind klar und verständlich. Störendes Rauschen gibt es nicht.

Extras

Das etwa siebenminütige unkommentierte Behind-the-scenes-Material bleibt völlig uninteressant. Darüber hinaus enthält die DVD sieben Interviews mit den Regisseuren sowie Darstellern und Darstellerinnen, die zusammen etwa 17 Minuten lang sind. Zumeist geben die Interviewten den Inhalt des Films wieder, so dass die Gespräche langweilig sind. Nathawan Woravit erläutert, dass sie im Verlauf der Dreharbeiten immer stärker für ihre eigene Maske verantwortlich gewesen ist und am Ende selbsttätig Wunden oder andere Verletzungen geschminkt hat. Zwei Trailer sowie zwei TV-Spots runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Hell – Gefangene des Jenseits“ schildert eine handfeste Vision der Hölle und ihrer Qualen, die aufgrund der kompromisslosen Leidensszenen die beabsichtigte unangenehme Wirkung nicht verfehlt. Ein gelungener kleiner Horrorfilm. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Narok (Thailand 2005)
Länge 90 Minuten (Pal)
Studio Legend Films
Regie Tanit Jitnukul, Sathit Praditsarn und Teekayu Thamnitayakul
Darsteller Nathawan Woravit, Baworanrit Chantasakda, Kom Chauncheun, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS Deutsch, Thailändisch; DD 5.1 Deutsch, Thailändisch
Untertitel Deutsch
Extras Interviews, u.m.
Preis ca. 18 EUR
Bewertung guter Durchschnitt, technisch sehr gut