Vernetztes Verbrechen

Heißer Verdacht Teil 6 – Die letzten Zeugen (2DVDs)

Heißer Verdacht Teil 6 – Die letzten ZeugenDie siebenjährige Pause zwischen „Heißer Verdacht Teil 5“ und der 6. Folge wird gleich zu Beginn geschickt thematisiert, wenn Helen Mirren in der Rolle der Jane Tennison dazu gedrängt wird, in Pension zu gehen. Aber das ist keineswegs nach dem Geschmack der erfahrenen Polizistin, die als Reaktion darauf einem jüngeren Kollegen dessen Ermittlung abnimmt, um sich selbst wieder ihrer Fähigkeiten zu beweisen. Auf einer Baustelle wurde eine Frauenleiche gefunden. Dabei handelt es sich um eine illegale Einwanderin aus Bosnien, die vor den Kriegsgreuel geflüchtet ist. Schnell ermittelt das Team um Tennison einen serbischen Mitarbeiter einer Gebäudeüberwachungsfirma als Verdächtigen. Doch trotz zahlreicher Indizien gelingt es nicht, ihn als Täter zu überführen.

Während Tennison von der Verbindung zum Bosnien-Krieg überzeugt ist, versucht der Kollege, dem sie die Ermittlungen entrissen hat, einen Zusammenhang zur Zigarettenmafia herzustellen, da ein Bekannter aus dem Umfeld der Toten darin involviert ist. Mit dieser Folge meldet sich die Serie auf absolutem Spitzenniveau zurück. Äußerst intelligent wurde dieHeißer Verdacht Teil 6 – Die letzten Zeugen psychologische Befindlichkeit Tennsions in das Geschehen eingeflochten. Sie hat das Gefühl, vor allem deswegen zur Pension gedrängt zu werden, weil ihre Vorgesetzten einer Frau ab einem bestimmten Alter nicht mehr zutrauen, den stressbehafteten Job ordentlich auszufüllen. Indem sie die Ermittlungen an sich zieht erteilt sie einerseits ihren Vorgesetzten eine schallende Ohrfeige, andererseits haben deren Bedenken durchaus Selbstzweifel bei ihr ausgelöst, die sie durch eine erfolgreiche Ermittlungsarbeit ausräumen will. Da ihr Kollege, dem sie die Ermittlungen entzogen hat, diese Zusammenhänge nicht kennt, fühlt er sich wiederum in seiner Polizistenehre gekränkt. Als Reaktion darauf sucht er während der Aufklärungsarbeit – denn er gehört zu Tennisons Team – einen explizit anderen Ansatz als Tennison, um sich als eigenständig denkender Polizist mit dem richtigen Riecher zu beweisen.

Der Konflikt zwischen den Ermittlern bleibt stets spürbar, während sich der Fall in immer düstere Regionen entwickelt. Dabei fördert Tennison ein komplexes Netz diverser Akteure zu Tage, die in das Verbrechen verwickelt sind. Der bosnische Konflikt sowie daraus resultierende Vorurteile gegen Serben und Muslime spielt innerhalb des dichten Gefüges ebenso eine Rolle wie Loyalität, Verrat, Manipulation und die Rolle des britischen Staates. Schicht für Schicht offenbart sich im Sinne einer ewigen Tragödie immer wieder ein neuer dramatischer Aspekt, der die fatale Vernetzung offen legt. Tennison selbst, und das eine der ganz großen Stärken der Folge, durchschaut schließlich die einzeln wirkenden Mechanismen und bedient sich ihrer, um nicht tatenlos zuschauen zu müssen, wie Schuldige davon kommen. In einem Akt der Selbstbefreiung löst sie sich aus dem Netz heraus, das sie selbst bereits einzuschnüren drohte, um dem Ideal der Gerechtigkeit ansatzweise zur Geltung zu verhelfen. Dabei greift sie nicht zur Selbstjustiz, sondern nutzt die Möglichkeiten, die ihr das gesellschaftliche System zu Verfügung stellt.

Bildqualität

Heißer Verdacht Teil 6 – Die letzten ZeugenDie Bildqualität fällt gegenüber den vorangegangenen Teilen deutlich besser aus, was am jüngeren Produktionsdatum der Folge liegt. Die Konturendarstellung ist oftmals auf gutem Niveau, lediglich in manchen Szenen ist sie schwächer. Das Bild besitzt jedoch keinen hohen Detailreichtum. Die Farben sind etwas reduziert, was jedoch keine Schwäche der DVD sein dürfte. Stets ist ein Grundrauschen sichtbar, das mal stärker und mal schwächer zu Tage tritt. Sonstige Rauschmuster existieren nicht.

Tonqualität

Beide Tonspuren besitzen klare und verständliche Dialoge. Die Abmischung zwischen Nebengeräuschen, Musik und Dialogen ist ausgewogen, so dass sich eine dichte Klangatmosphäre auf den vorderen Lautsprechern entwickelt.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

Nach siebenjähriger Pause entfaltet „Heißer Verdacht Teil 6“ ein komplexes System aus psychologischer Figurenbetrachtung und düsterer Vernetzung diverser Akteure in einen Mordfall. Geschickt nutzt das Drehbuch die vielen Facetten aus, um schichtweise ein Ermittlungsdrama zu entwerfen, das gleichzeitig bitter und erlösen ist. Technisch rangiert die DVD gegenüber den vorangegangenen Teilen auf höherem, aber im Vergleich zu sonstigen Produktion aus dieser Zeit nur auf gehoben durchschnittlichem Niveau.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Prime Suspect 6 – The Last Witness (GB 2003)
Länge 197 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Tom Hooper
Darsteller Helen Mirren, Oleg Menshikov, Ben Miles, Velibor Topic, Ingeborga Dapkunaite, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 19 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gehobener Durchschnitt