Der Ring der Pädophilen

Heißer Verdacht Teil 3 – Aktion Soko (2 DVDs)

Im dritten Teil der außergewöhnlichen britischen TV-Serie „Heißer Verdacht“ arbeitet Helen Mirren als leitende Polizistin Jane Tennison inzwischen im Sittendezernat. Als im Appartement des Transvestiten Vera Reynolds ein Callboy tot aufgefunden wird, sieht sich Tennison erneut mit einem Mordfall konfrontiert. Die Spur führt zum zwielichtigen James Jackson, der seit einiger Zeit minderjährige Straßenkinder in seine Wohnung lockt. Da die Kinder jedoch immer freiwillig mitgehen und keine kriminellen Aktivitäten in diesem Zusammenhang aktenkundig sind, kann die Polizei bislang nicht gegen Jackson vorgehen. Über Jackson wird auch der Betreiber des Advice-Centers in Soho – Edward Parker-Jones - in die Angelegenheit verwickelt. In der Einrichtung, welche sich Straßenkindern annimmt, verkehrte auch der tote Callboy. Als höhere Polizeikreise Tennison nahe legen, sich bei den Ermittlungen auf Jackson zu konzentrieren, wird ihr Ehrgeiz angestachelt, den vollständigen Sumpf auszutrocknen.

Im dritten Teil der Serie erzählt Regisseur David Drury eine ganz besonders finstere Geschichte. Sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche gehören ohne Zweifel zu den niederträchtigsten Straftaten, mit denen die dunkle Seite der menschlichen Natur ausgelotet werden kann. Geschickt enthüllt das Drehbuch im Verlauf der Handlung immer weitere Fäden des kriminellen Netzes, das die gezeichnete Gesellschaft durchzieht. Entsprechend fiebriger werden die Aktionen der ermittelnden Polizisten, je näher sie der Lösung kommen. Die Dynamik nimmt an Rasanz zu, so dass der Druck, unter dem das ganze Team und an vorderster Front Jane Tennison steht, spürbar wird. Neben der ausgezeichneten Dramaturgie besticht „Heißer Verdacht Teil 3“ durch die behutsame Aufbereitung des Pädophiliethemas. Psychologische und soziale Auswirkungen werden deutlich, wenn Tennison im Zuge der Ermittlungen frühere, inzwischen erwachsene Opfer befragt. Die Taten selbst sind nie zu sehen, aber das teilweise gehetzte Verhalten der Jugendlichen, Blicke und Körpersprache erzählen vom ganzen Ausmaß der sonst nicht sichtbaren Gewalt, die sich in Wohnungen, Heimen und sogar Polizeistationen breit gemacht hat. Soweit ist „Heißer Verdacht“ eine gute Serie, die ein düsteres Thema differenziert aufbereitet hat. Zu wirklicher Meisterschaft verhilft dem Format aber die Art und Weise, wie in kleinen Nebenhandlungen das gezeichnete Bild zu immer größerer Komplexität vervollständigt wird. Ganz nebenbei fließen AIDS – ein Polizist wird von einem aidskranken Jugendlichen gebissen - und Vorurteile gegen Schwule – ein schwuler Polizist wird nach seinen Bekenntnis durch die Kollegen merkwürdig behandelt - sowie weitere Themen in die Handlung ein, so dass die Folge mit jeder laufenden Minute an zusätzlichem inhaltlichen Reichtum gewinnt.

Bildqualität

Die Bildqualität konnte gegenüber den ersten beiden Teilen etwas gesteigert werden. Wie bei Teil 1 und 2 sind keine Bilddefekte oder Verschmutzungen zu sehen. Die Schärfe fällt etwas besser aus, matschig bleibt das Bild aber nach wie vor. Das heißt sowohl die Konturenschärfe als auch der Detailreichtum fallen bestenfalls mittelmäßig aus. Die Farben sind leicht blass, aber das könnte auch Teil des visuellen Konzeptes sein. Der finsteren Atmosphäre nützt es jedenfalls eher als dass es ihr schadet. Der Schwarzwert ist nicht optimal, so dass sich oftmals eine milchige Darstellung durchsetzt. Hintergrundrauschen sowie stehende Rauschmuster tun das übrige.

Tonqualität

Der Ton kommt im dritten Teil ohne Hintergrundrauschen aus, so dass die Dialoge in beiden Sprachfassungen gut verständlich sind. Der englische Ton besitzt dabei die ausgewogenere Kulisse mit mehr Nebengeräuschen, während die deutschen Synchronisation in typischer Manier die Dialoge zu stark in den Vordergrund mischt. Leider fehlen bei der englischen Sprachfassung deutsche Untertitel, die angesichts so manchen Akzentes hilfreich sein könnten.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Heißer Verdacht Teil 3“ bleibt dem hohen Niveau der Serie treu und entwirft einen komplexen Kriminalfall um einen Pädophilenring, dessen Aspekte netzartig die gezeichnete Gesellschaft durchziehen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht dabei stets der Mensch, dessen Natur sowie die Auswirkungen der Gewalt auf sein Innenleben. Technisch bietet die DVD leider nur Mittelmaß.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Prime Suspect 3 – The Keeper of Souls (GB 1993)
Länge 205 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie David Drury
Darsteller Helen Mirren, David Thewlis, Michael Shannon, u.a.
Format 1:1,33 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 19 EUR
Bewertung sehr gut, technisch mittelmäßig