Tödliche Wut

Das Haus der toten Seelen

Nachdem der kürzlich auf DVD erschienene niederländische Horrorfilm „Schlachtnacht“ nur sehr wenig Appetit auf Genre-Filme aus unserem Nachbarland machte, landete die Capelight-Veröffentlichung „Das Haus der toten Seelen“ skeptisch beäugt im DVD-Player. Während „Schlachtnacht“ den Horror in einem belgischen Bergwerk suchte, finden die Protagonisten des vorliegenden Werkes „Das Haus der toten Seelen“ in der schottischen Einsamkeit. Dorthin reist die Gruppe junger Holländer, um ihre Freundschaft aus Jugendzeiten wieder aufleben zu lassen. Nachdem sie an ihrem nächtlichen Lagerfeuer durch zwei bissige Hunde angegriffen werden, flüchten sie in ein verlassenes Haus, das alles andere als sicher ist. Vor über 200 Jahren hat sich dort eine Tragödie mit Todesfolge abgespielt. Die Wut ist noch nicht erloschen und sucht sich neue Opfer.

Regisseur Erwin van den Eshof, der auch das Drehbuch geschrieben hat, tischt grundsoliden Horrorstoff auf. Nach der gelungenen, zügig inszenierten Einführung seiner Charaktere hält sich der Holländer nicht lange mit Vorreden auf, sondern treibt die Handlung bis zur Flucht in das Haus voran. Schlüssig und spannend führt Van den Eshof den Charakteren die bedrohliche Situation innerhalb des Hauses vor Augen, das keineswegs Schutz bietet. Nach den ersten Horrormomenten geht dann spannend, aber weniger schlüssig weiter. Das liegt am mangelnden Gespür für die Architektur des Hauses sowie dem mangelnden Gespür für die Lösungsversuche der Protagonisten. Die Gruppe scheint nach erkannter Gefahr den Ausgang nicht mehr finden zu können. Nur so ist erklärbar, dass sie nicht auf direktem Wege zur Haustür laufen, um nachzusehen, ob die Hunde vielleicht nicht mehr draußen herumlungern. Der Film legt folglich die Vermutung nahe, dass das Haus die Gruppe gefangen hält. Ganz klar wird das aber nicht. Genau wie in „Schlachtnacht“ bleibt im Dunkeln, welche Pläne die Gruppe schmiedet, um mit der Gefahr umzugehen. So entwickelt sich das Geschehen weitgehend strukturlos. Zwei der Reisenden irren ziellos durch irgendwelche Räume des Hauses und andere bleiben, wo sie sich gerade befinden. Dass der Film dennoch brauchbare Genre-Unterhaltung bietet, liegt am inszenatorischen Gespür für den Spannungsaufbau der zentralen Horrorszenen und an der tragischen Hintergrundgeschichte, welche die Strukturlosigkeit der Gegenwartsgeschichte vergessen lässt. Hier hat Van den Eshof gegenüber seinen „Schlachtnacht“-Kollegen Frank van Geloven und Edwin Visser eindeutig die Nase vorn. Langsam und kontinuierlich nähert sich die Gefahr den einzelnen Mitgliedern der Gruppe. Dabei setzt Van den Eshof nicht auf kurze Schockeffekte, die ganz plötzlich aus dem Dunkel auftauchen und ebenso plötzlich wieder verschwunden sind, sondern er erschafft mit Hilfe des Tons und visueller Mittel eine bedrohliche Szenerie, die er dann minutenlang weiter steigert. Das rettet den Film, der sich als spannendes Genre-Stück mit Schwächen beim Handlungsverlauf präsentiert.

Bildqualität

Die Bildqualität ist der eines aktuellen Films angemessen. Die hohe Detail- und Konturenschärfe sorgt für ein würdiges DVD-Erlebnis, das durch die kräftige Farbzeichnung weiter unterstützt wird. Der sehr gute Kontrast sorgt dafür, dass das Bild mit einem tiefen Schwarzwert punkten kann, ohne dass Details verloren gehen. Ein Umstand, der für die spannende Horroratmosphäre mitverantwortlich ist. Einziger Wehrmutstropfen sind Rauschmuster bei homogenen, hellen Flächen sowie die leichte Unruhe innerhalb des Bildes.

Tonqualität

Die Tonspuren unterstützen das Horroranliegen durch eine gelungene räumliche Kulisse, welche das Geräuschpotential der Spannungszenen auch auf die hinteren Lautsprecher überträgt. Die gute Dynamik sorgt für die entsprechende Wirkung. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen existiert nicht.

Extras

Das etwa 19minütige Making Of bietet die übliche Mischung aus Interviews, B-Roll-Material und Filmausschnitten, welche zur Bewerbung des Films dienen sollen. Inhaltlich ist es nur mäßig interessant. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Das Haus der toten Seelen“ profitiert von inszenatorischen Geschick des Regisseurs, einzelne Spannungsnummern effektiv umzusetzen. Inhaltlich ist das Werk zwar recht ordentlich mit der Hintergrundgeschichte verknüpft, eine dramatische Ausformulierung in der Gegenwartsgeschichte fehlt aber insofern, als dass die Ereignisse der Vergangenheit kaum auf die Charaktere einwirken. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Dood Eind (Niederlande 2006)
Länge 94 Minuten (Pal)
Studio Capelight
Regie Erwin van den Eshof
Darsteller Everon Jackson Hooi, Anniek Pheifer, Alwien Tulner, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Niederländisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung solide, technisch gut