Das Slasher-Genre der 80er Jahre ist zuallererst eine Ode an die Einfachheit. Der nahezu allmächtige Killer dezimiert eine Gruppe mehr oder weniger unvorsichtiger, junger Menschen. Mehr Handlung brauchen die wenigsten Filme des Genres und Regisseur Adam Green kennt sich bei seinen Vorbildern – an forderster Front die „Freitag der 13.“-Serie – gut aus. In den Sümpfen nahe New Orleans soll der deformierte Victor Crowley als rächender Killer umgehen. Crowleys Kindheit wurde durch einen tragischen Zwischenfalls mit seinem Vater und einer Axt überschattet. Seitdem, so raunen sich die ortskundigen untereinander zu, ist es gefährlich, des Nachts der verlassenen Crowley-Hütte im Sumpf zu nahe zu kommen. Das hält einen windigen Veranstalter jedoch nicht davon ab, das Boot seiner Geistertour durch die Sümpfe mitsamt den ahnungslosen Mardi-Gras-Touristen gerade in Crowleys Reich zu steuern. An Bord befinden sich zwei College-Jungs, ein Möchtegern-Softsexregisseur mit seinen beiden Darstellerinnen, ein älteres Ehepaar und eine junge Frau, die ihren ganz eigenen Grund hat, die Bootsfahrt mitzumachen. Natürlich läuft das Schiff ganz in der Nähe der Crowley-Hütte auf Grund, so dass die unbedarften Tour-Teilnehmer bald am eigenen Leib erfahren können, wieviel Wahrheit in der Legende um Victor Crowley steckt.
Bevor die bunte Truppe in den unwirtlichen Sümpfen strandet, lässt sich Regisseur Adam Green viel Zeit die beiden College-Jungs komödiantisch einzuführen. Der Ausflug zum Mardi Gras sollte Ben eigentlich auf andere Gedanken bringen, da ihn kürzlich seine Freundin verlassen hat. Die Feierlaune will sich bei Ben aber genau deswegen nicht einstellen, so dass immer wieder Konflikte zu seinen Begleitern aufbrechen. Schließlich trennen sich die Ausflügler, nur Marcus begleitet Ben aus Solidarität etwas widerwillig auf die Sumpftour. Das einfache Komödienkonzept der Gegensätze geht auch hier voll auf. Spaßbremse Ben und Tittenfetischist Marcus passen in diesen Stunden überhaupt nicht zusammen, aber sie sind eben Freunde. Deswegen kommt Marcus mit und kann den Gegensatz zu seinem Freund mit hedonistischen, hormongesteuerten Kommentaren in vollen Zügen auskosten. Sobald das Boot auf Grund gelaufen ist, endet der erdige College-Humor, um Victor Crowley Platz zu machen. Der deformierte Killer mordet sich fortan durch die Gruppe mit derben Splattermethoden, wie sie zuletzt keinen Platz im Slasher hatten. Dabei übersteigert Greens Inszenierungsstil die Gewalt in cartoonartige Höhen, so dass sich Spannung und absurdes Szenario die Waage halten. Das Blut fließt hier buchstäblich eimerweise. Mit dem Augenzwinkern des Genre-Kenners reflektiert er dabei mit leichter Hand über die Stereotypen seiner Vorbilder. Die klassische Warnung an die Gruppe der zukünftigen Opfer, den gefährlichen Ort nicht zu betreten, wie sie für das Genre typisch ist, lässt Green im Stottern des startenden Bootsmotors sowie dem allgemeinen Geräuschpegel untergehen. Denn es ist nicht wichtig, ob sie die Warnung überhaupt hören. Als Hauptfiguren eines Slashers sind sie unabhängig davon Opfer. In dieser einen, absurd anmutenden Szene verdichtet Green Komik und Tragik zum emotionalen Zentrum des Films, das die Gruppe der eigenwilligen Touristen sowie die Figur des Victor Crowley mit menschlicher Wärme umfasst.
Bildqualität
Die blitzsaubere Vorlage präsentiert sich störungsfrei, besitzt aber ein leichtes Hintergrundrauschen. Das geht jedoch nicht zu Lasten der Schärfe, die durchgehend überzeugend ausgefallen ist. Vor allem die Konturen heben sich sehr gut voneinander ab. Die kräftigen Farben sorgen zusätzlich für atmosphärische Qualitäten. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild, das auch in dunklen Sequenzen keine wichtigen Details verschluckt. Sonstige Rauschmuster treten nicht auf.Tonqualität
Der englische 5.1-Ton bietet eine gute Abmischung, so dass die Dialoge stets klar und verständlich sind. Atmosphärische Geräusche und die Musik sorgen für die räumliche Kulisse. Der deutsche Ton fällt demgegenüber ab, da er die Dialoge zu stark betont und so die Balance zwischen Musik, Geräuschen und Gesprächen empfindlich gestört ist.Extras
Der Audiokommentar von Adam Green (Regie), Will Barratt (Kamera) und den Hauptdarstellern Joel Moore, Deon Richmond sowie Tamara Feldmann gehört zu den unterhaltsamen Vertretern seiner Zunft, ohne den Informationsgehalt zu stark zu begrenzen. Im Infotainmentstil kommen zahlreiche Anekdoten ebenso zu ihrem Recht wie die Beteiligten über die Drehorte und einige Inszenierungstechniken berichten. Selbstverständlich erläutert Will Barrat einige Aspekte der Kameraarbeit und Adam Green berichtet über seine Liebe zum Genre, das „Hatchet” beeinflusst hat.
Auf der zweiten DVD befindet sich das übrige Bonusmaterial. Das etwa 40minütige Making Of überzeugt durch eine detailreiche Darstellung der Projektentwicklung und- durchführung. Die Mischung aus Interviews, Filmausschnitten und B-Roll-Material geht dabei über den sonst üblichen Informationsgehalt weit hinaus. So erfährt man auf unterhaltsame Weise etwas über die Produktionsumstände, das Castung sowie die konkreten Dreharbeiten. In „Meeting Victor Crowley” (etwa acht Minuten) geht es um Kane Hodders Art, Victor Crowley im Film zu verkörpern. Vor allem sein Verhalten auch außerhalb der konkreten Dreharbeiten spielt dabei eine sehr amüsante Rolle. Hinter „Guts & Gore” (etwa 11 Minuten) verbirgt sich eine solide Darstellung der vielen Effekte innerhalb des Films. Dabei geht es in den Interviews unter anderem um die technische Seite der Effekte aber auch um die Methoden, die Kamera vor dem umherspritzenden Blut zu schützen. Aufnahmen vom Set beleuchten die Effekte jenseits des Kinoschnitts. Der Beitrag „Anatomy of a Kill” (etwa sechs Minuten) beschäftigt sich mit der technischen Umsetzung einer komplizierten Mordszene, die nur mit Hilfe eines versteckten Schnitts bewerkstelligt werden konnte. In „A twisted Tale” (etwa acht Minuten) berichten Regisseur Adam Green und „Twisted Sister”-Sänger Dee Snider über ihre Freundschaft, die sich auf ebenso anrührende wie seltsame Weise entwickelt hat. Eine kleine Geschichte voll menschlicher Wärme. Das „Gag-Reel” (etwa 3 Minuten und 40 Sekunden) ist weniger witzig als ein bisschen seltsam und bestenfalls ganz nett.
Fazit
„Hatchet” widmet sich nicht nur mit viel Humor und Blut dem Slasher der 80er Jahre, Regisseur Adam Green gelingt auch das Kunststück, seine Geschichte mit ein wenig Tragik und Menschlichkeit anzureichern. So vermischen sich partytaugliche Splatterelemente mit sensiblen Tönen. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial liegt über dem Durchschnitt.Stefan Dabrock
Originaltitel | Hatchet (USA 2006) |
Länge | 80 Minuten (Pal) |
Studio | Sunfilm |
Regie | Adam Green |
Darsteller | Joel Moore, Tamara Feldmann, Deon Richmond, Kane Hodder, Robert Englund, Tony Todd, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch, Englisch |
Extras | Audiokommentar von Adam Green (Regie), Will Barratt (Kamera) und den Hauptdarstellern Joel Moore, Deon Richmond sowie Tamara Feldmann, Making Of, Trailer, u.m. |
Preis | ca. 20 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch gut |