Den Anfang macht Giuliano Carmineos (aka Anthony Ascott) "Man
nennt mich Halleluja". Der Film nutzt wieder einmal das gerne
im Italo-Western verwendete Setting der mexikanischen Revolution
zur Zeit der Herrschaft Maximilans. Der Revolutionsgeneral Ramirez
benötigt dringend eine Ladung Juwelen, die ein Geheimagent
Maximilans in die USA schmuggeln möchte. Mit Hilfe der wertvollen
Fracht plant Ramirez, Maschinengewehre bei einem mysteriösen
Mister Krantz zu kaufen. Also beauftragt er den Abenteurer Halleluja,
die Juwelen zu besorgen. Schnell stellt Halleluja fest, dass er
nicht der einzige ist, der hinter der Tasche mit dem Schatz her
ist. Er begegnet rauf- und schießwütigen Mönchen,
einer hübschen Nonne und auch Mister Krantz scheint seinen
ganz persönlichen Vorteil aus der Sache ziehen zu wollen. In
Carmineos Welt geht es ausgesprochen komödiantisch zu. Bereits
die Eingangssequenz ist ein perfektes Beispiel für seinen Inszenierungsstil.
Ganz dramatisch führt die Besatzungsarmee eine Gruppe Mexikaner
zur Hinrichtung. Pathetisch verliest der kommandierende Offizier
die Namen der Missetäter, ordnet die Erschießung an,
als ganz plötzlich Halleluja auftaucht und für eine dramatische
Wendung sorgt. Soweit kennt man die Szenerie, wenn auch die Waffe,
mit der Halleluja hantiert, absurder kaum sein könnte. Was
folgt, ist ganz dem Muster klassischer Komödien abgeschaut.
Auf dem Hinrichtungsplatz bricht ein völliges Chaos aus. Alle
Anwesenden schießen wild durcheinander, nur einer nicht. Halleluja
tritt mit lässiger Übersicht auf, bei der er sich in keiner
Weise aktiv um das Geschehen
kümmert. Unbeeindruckt spricht er mit dem unablässig feuernden
General Ramirez über den Juwelenauftrag, um das Gespräch
kurz für eine Schießeinlage über die Schulter hinweg
zu unterbrechen und danach ebenso ungerührt weiter zu reden.
Das ist eine pure Komödieninszenierung, mit dem einzigen Unterschied,
dass hier Blei statt Torten durch die gegen fliegt. Nachdem Carmineo
in dieser Weise seine Welt eingeführt hat, entwickelt sich
die restliche Handlung mit atemberaubender Geschwindigkeit. Fast
jede nachfolgende Szene des Films besitzt Tempo in Form von Action,
Spannung oder Dialogduellen. Wenn einmal für wenige Sekunden
Ruhe aufzukommen scheint, weil Halleluja die Nonne befragt, taucht
sofort eine andere Figur aus dem rasanten Reigen auf, um wieder
Tempo in die Szene zu pumpen. Auch hier bleibt Carmineo ganz der
Komödie treu, die als Screwballcomedy der 30er oder 40er Jahre
die rastlose Handlung als erzählerisches Mittel perfektionierte.
Dabei arbeitet der Italiener stets mit einer Vielzahl an Auslassungen.
Nur selten bekommt der Zuschauer Gründe präsentiert, warum
eine Figur einen bestimmten Ort erreicht, meistens taucht sie plötzlich
auf und man muss hinnehmen, dass dies so ist. Und wenn es nicht
möglich ist, eine bereits eingeführte Figur auftauchen
zu lassen, dann erfindet das Drehbuch einfach eine neue, die noch
bizarrer ist, als falsche Mönche oder Nonnen. "Man nennt
mich Halleluja" erweist sich als furioser Spaß, dessen
Tempo alles andere überdeckt.
Auch
für den zweiten Film "Ein Halleluja für Camposanto"
zeichnet sich Guiliano Carmineo (Anthony Ascott) als Regisseur verantwortlich.
Dabei geht es um einen verschlafenen Landstrich, der durch Schutzgelderpresser
heimgesucht wird. Die ansässigen Farmer und Rancher müssen
zahlen, sonst gehen die Höfe in Flammen auf oder Brunnen werden
vergiftet. In diese Situation kehren zwei Söhne eines Ranchers
nach vielen Jahren Abwesenheit zurück. Da sie den wilden Westen
nicht kennen, es ihnen aber nicht an Mut fehlt, geraten sie schon
kurz nach der Ankunft in eine lebensbedrohliche Situation, aus der
sie ein geheimnisvoller Fremder befreit, der nur Camposanto (Friedhof)
genannt wird. Die Söhne beschließen, den Kampf gegen
die Schutzgelderpresser aufzunehmen. Camposanto greift ihnen dabei
unter die Arme und bringt ihnen unter anderem das Schießen
bei. Nach ersten Erfolgen gegen die Erpresserbande taucht jedoch
ein weiterer Fremder auf, der ebenso geschickt mit dem Revolver
umgehen kann wie Camposanto und offensichtlich für die Gegenseite
arbeitet. Mit "Ein Halleluja für Camposanto" befindet
sich Guiliano Carmineo auf der Höhe seines Könnens. Wie
in "Man nennt mich Halleluja" arbeitet er auch hier mit
zahlreichen Komödienelementen - unter anderem besitzt das spielerische
Kräftemessen der beiden Meisterschützen ironische Züge,
eine Kneipenprügelei erinnern an die Spencer/Hill-Filme -,
würzt das Geschehen aber zusätzlich mit leichten Thrillerelementen
und verfolgt einen geradezu sozialistischen Subtext, der die Armen
sowie Bedürftigen zu ihrem Recht kommen lässt. Dabei setzt
er ganz auf die Wirkung der Figurenpaare, allen voran der beiden
Auftragspistoleros. Sie bilden die unabhängige Kraft in diesem
Landstrich. Wie gespiegelte Charaktere stehen sie auf verschiedenen
Seiten, sind sich jedoch so ähnlich, dass sie sich fast neutralisieren.
Lediglich die moralische Kraft im Rücken lässt die Waagschale
in eine Richtung ausschlagen. Es ist eine Freude, dem Spiel Gianni
Garkos sowie William Bergers zuzusehen, die ihre Charaktere mit
der Gelassenheit des Könners versehen. Mit größtem
Respekt schleichen sie umeinander. Erfolge des Gegners werden mit
Anerkennung quittiert, denn hier ist ein Duell am Werk, bei dem
die Beteiligten Spaß an der strategischen Auseinandersetzung
haben. Daneben erhält das Brüderpaar eine immer größere
Rolle, nachdem sie durch gestiegene Schießkünste zu einem
entscheidenden Faktor geworden sind. Zu guter Letzt sorgen zwei
Bedienstete, die den Brüdern an die Seite gestellt werden,
für den entscheidenden Komödienschliff. Ihre leichte Ungeschicklichkeit,
das Aufkommen der Brüder als Machtfaktor sowie die Überlegenheit
der beiden Revolverhelden fließen unmerklich ineinander, so
dass ein komplexes Geflecht der Stile entsteht. Das hebt "Ein
Halleluja für Camposanto" zusammen mit dem Sozialparabelansatz
an die Spitze dieser DVD-Box.
Der
dritte Beitrag "Sando Kid spricht das letzte Halleluja"
wurde auch gedreht. Leider ist nach der mir zu Verfügung stehenden
Informationslage nicht klar von wem. Das Booklet zur Box wartet
mit einer Klarstellung auf, dass Sergio Bergonzelli als Regisseur
verantwortlich sei und nicht León Klimovsky. Man erläutert
auch, dass bisweilen Leute als Regisseure genannt werden, die gar
nicht Regie geführt haben, weil aus steuerlichen Gründen
jemand aus den jeweiligen Produktionsländern genannt werden
musste. Aus welcher Quelle nun hervor geht, dass "Sando Kid
spicht das letzte Halleluja" von Sergio Bergonzelli gedreht
wurde, lässt man jedoch weg, so dass die Glaubwürdigkeit
nicht gerade erhöht wird. Alle anderen Quellen, die ohne weiteres
verfügbar sind (Spaghetti Westerns, Thomas Weisser - Westernlexikon,
Joe Hembus - www.imdb.com - www.ofdb.de) nennen León Klimovsky.
Aber zurück zum Film selbst. Die Geschichte, welche erzählt
wird, ist der des Camposanto-Films nicht unähnlich. Ein schmieriger
ehemaliger Nordstaaten-Offizier versucht den örtlichen Ranchern
und Farmern die Grundstücke abzukaufen, weil er durch die herannahende
Eisenbahn große Profite erhofft. Gewalt ist ihm zur Erreichung
der Ziele nicht fremd. In die Gegend wird Sando Kid geschickt, der
den Ex-Nordstaater noch aus Kriegstagen kennt. Sando Kid war Südstaatensanitäter
und musste mit ansehen wie sein Gegner unbewaffnete Südstaatler
erschoss. Jetzt arbeitet Sando Kid als Ranger, was er zunächst
jedoch nicht zu erkennen gibt. Rache und Gerechtigkeit sind seine
Motive für das Ziel, dem Ex-Nordstaatler das Handwerk zu legen.
Egal wer den Film nun gedreht hat, er kann Guiliano Carmineo nicht
das Wasser reichen. Das soll nicht heißen, dass der Film gar
keine Qualitäten besitzt, aber über eine solide Inszenierung
kommt er nicht hinaus. Sando Kid gibt den Rächer mit einem
derart zynischen Unterton, dass es in dieser Häufung langsam
unangenehm wird. Da werden Leute erschossen und wirklich jedes Mal
muss ein Spruch gerissen werden, der jeglichen Respekt vor dem menschlichen
Leben vermissen lässt. In wohldosierter Form lässt sich
das ertragen, hier wird es zusammen mit dem feisten Grinsen der
Beteiligten jedoch übertrieben. Insofern besitzen die Figuren
nur einen stark eingeschränkten Sympathiewert, so dass auch
die private Geschichte Sando Kids - er kommt aus der Gegend und
eine Liebesgeschichte zu einer jungen Frau wird angedeutet - uninteressant
bleibt. Aus diesem Grund bleibt nur noch der Rachefeldzug übrig,
bei dem Sando Kid mit italowesterntypischem Geschick vorgeht, so
dass der Film darüber einen soliden Handlungsbogen besitzt.
Mehr bietet das Werk jedoch nicht. Gegenüber den beiden anderen
Filmen fällt "Sando Kid spricht das letzte Halleluja"
deutlich ab.
Bildqualität
Die Bildqualität der drei Filme unterscheidet hinsichtlich der auftauchenden Dreckspuren und Bildpunkte kaum. Hier wurde ordentliche Arbeit geleistet, so dass sie auf ein geringes Maß reduziert wurden. Die Schärfe fällt bei "Ein Halleluja für Camposanto" am schwächsten aus, da er das grieseligste Bild besitzt. Nach dem Vorspann, der in dieser Weise besonders schlecht ausfällt, bessert sich das Bild merklich, so dass es angesichts des Filmalters recht ordentlich ist. Leider kann der beste Film der Box in dieser Hinsicht nicht ganz die Qualitäten von "Man nennt mich Halleluja" erreichen, dessen Bild detailreicher ausfällt. Hier taucht nur hin und wieder ein Konturenflimmern auf, das sich etwas störend bemerkbar macht. In geradezu unverschämt guter Qualität präsentiert sich "Sando Kid sprich das letzte Halleluja". Gestochen scharf und ohne störende Begleiterscheinungen kann der schwächste Film der Box bewundert werden. Die Farbwiedergabe und der Kontrast sind bei allen drei Filmen gelungen. Nennenswerte Rauschmuster gibt es nicht.Tonqualität
Der 2.0-Mono-Ton liefert im wesentlichen die gewohnt brauchbare Kost, wobei das Rauschen sich nicht stärker in den Vordergrund spielt. Die Dialoge sind gut verständlich und die Musik kommt sehr schön zur Geltung. Lediglich bei "Man nennt mich Halleluja" kommt es anfangs zu starken Schwankungen beim italienischen Ton. Insgesamt ist der italienische Ton dumpfer als die deutsche Synchronisation.Extras
Der Box liegt eine Audio-CD bei, welche erstmals die Soundtracks zu "Man nennt mich Halleluja" sowie "Beichtet, Freunde, Halleluja kommt" enthält. Beide wurden von Stelvio Cipriani komponiert und gehöten zu den sehr hörenswerten Beispielen italienischer Filmmusikkunst. Auf der DVD "Man nennt mich Halleluja" ist der Film noch einmal in einer etwa 32minütigen Super-8-Variante enthalten. Für Nostalgiker sicherlich ein hübsches Extra. Darüber hinaus enthält die DVD den deutschen und den italienischen Trailer sowie eine Bildergalerie. Auf der DVD "Ein Halleluja für Camposanto" befindet sich die etwa 25minütige Featurette "Ein Halleluja für Anthony Ascott". Der Beitrag besteht aus Interviewsequenzen mit Guiliano Carmineo (Athony Ascott), Gianni Garko und George Hilton, die mit Filmausschnitten begleitet werden. Dabei finden die Akteure warme Worte über die Zusammenarbeit bei verschiedenen Projekten und gehen auf Charakterzeichnung sowie Stil ihrer Italowestern-Werke ein. Das lässt sich ganz gut ansehen und man bekommt auch die eine oder andere Information, wenn auch der rote Faden ein wenig fehlt. Insgesamt aber eine lohenswerte Dokumentation. Zusätzlich enthält die DVD den italienische Trailer sowie eine Bildergalerie. Auf der DVD "Sando Kid spricht das letzte Halleluja" sind der italienische Trailer sowie eine Bildergalerie enthalten.Fazit
Auch die Halleluja-Box beweist, dass der Italowestern noch so manches gelungene Werk bereit hält und kann mit zwei der drei enthaltenen Filme punkten. Lediglich "Sando Kid spricht das letzte Halleluja" bietet nur brauchbare Kost. Technisch sind die DVDs solide bis gut. Das Bonus-Material ist interessant. Vor allem die Soundtrack-CD lohnenswert.Stefan Dabrock
Originaltitel | Testat' Ammazo, Croce Sei Morto! Mi Chiamano Alleluja / Gli Fuvamano Le Colt...Lo Chiamavano Camposanto / Su Le Mani, Cadavere! Sei In Arresto (alle Italien 1971) |
Länge | 92 / 91 / 89 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Giuliano Carmineo / Giuliano Carmineo / León Klimovsky |
Darsteller | George Hilton, Charles Southwood, Agata Flori, u.a. / Gianni Garko, William Berger, Chris Chittell, u.a. / Peter Lee Lawrence, Espartaco Santoni, Hela Liné, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) / 1:2,35 (16:9) / 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Featurette "Ein Halleluja für Anthony Ascott", Trailer, u.m. |
Preis | ca. 33 EUR |
Bewertung | gut |