Wie ich schon in meinem Text zu „Yo-Yo Girl Cop“ geschrieben habe, besitzen viele japanische Filmemacher die nahezu unerreichte Qualität, scheinbar triviale Geschichten mit gesellschaftlich Relevanten Themen aufzuladen. Hajime Satos „Goke – Der Vampir aus dem All“ reiht sich ebenfalls in die Liste derartiger Werke ein. Die Piloten einer Verkehrsmaschine erhalten per Funk die Warnung, dass sich unter Umständen eine Bombe an Bord befindet. Während das Bordpersonal ohne Aufsehen versucht, die Gepäckstücke der Reisenden zu durchsuchen, kollidiert das Flugzeug plötzlich mit einem rötlichen Schein, als ein Passagier die Piloten mit Waffengewalt zu einer Kursänderung zwingen will. Darauf gerät ein Triebwerk in Brand und die Piloten müssen in felsiger Einöde eine Notlandung durchführen. Die Überlebenden befinden sich mitten im Nirgendwo, ohne das Wasservorräte vorhanden sind. Schnell kommt es zu Streitigkeiten über das geeignete Vorgehen. Die einen wollen beim Flugzeug bleiben und auf eine Rettungsmannschaft warten, obwohl das Funkgerät zerstört wurde, die anderen wollen sich bis zur nächsten Stadt durchschlagen. Für zusätzlichen Konfliktstoff sorgt ein außerirdisches Wesen, dass in Form eines glibberigen Schleims einen der Überlebenden befällt, der fortan als Vampir auf Opferjagd geht.
Regisseur Hajime Sato nutzt den begrenzten Ort des Flugzeugs und der näheren Umgebung für effektiv durchexerzierte Kammerspielspannung, indem er die einzelnen Menschen aufeinander hetzt. Mangels echter Fluchtmöglichkeiten entsteht eine Situation permanenter Gereiztheit, in der andere tiefer liegende Konflikte aufbrechen. In der Gruppe der Überlebenden befindet sich eine Amerikanerin, die ihren toten Mann, einen gefallenen Soldaten, aus Vietnam holen will. Ein korrupter Politiker und dessen Freund aus der Waffenindustrie, ein Attentäter, der einen britischen Botschafter erschossen hat, ein Wissenschaftler, der bedenkenlos zu Menschenexperimenten rät, sowie der aufrechte Co-Pilot und eine nicht minder anständige Stewardess komplettieren die Gruppe der wichtigsten Überlebenden. Die Extremsituation befördert die ohnehin schon schmierigen oder kriminellen Eigenschaften der einzelnen Menschen, die sich ganz darin suhlen, ihre verdorbene Ader auszuleben. Jenseits der beiden Sympathieträger Co-Pilot und Stewardess ist jeder auf den eigenen Vorteil bedacht. Da werden einzelne Überlebende ausgesperrt und so der Gefahr des außerirdischen Vampirs ausgesetzt, man bedroht sich mit einer Waffe oder beschuldigt sich gegenseitig, die Situation zu verschlimmern. Weder politische, wissenschaftliche noch wirtschaftliche Kompetenz – symbolisiert durch ihre jeweiligen Vertreter - sind in der Lage, eine Lösung für die aktuelle Problemlage zu initiieren. Die Menschen zerfleischen sich lieber, bevor sie ihre Kompetenzen bündeln. Der Film greift auf diese Weise den pessimistischen Zeitgeist auf, der in Japan mit Atombombentrauma verbunden ist und während des Vietnam-Krieges weltweit zusätzliche Nahrung bekommen hatte. Die apokalyptische Stoßrichtung erhält durch die expressive Bildsprache eine zusätzliche Dimension. Gleich zu Beginn fliegt die Maschine vor einem blutrot getränkten Himmel dahin, der bereits vom drohenden Untergang kündet. Der außerirdische Vampir als extraterrestrische Gerichtsinstanz ist in dem Zusammenhang auch nur eine Metapher für den Umgang der Menschheit untereinander, die sich selbst den Lebenssaft aussaugt.
Bildqualität
Die blitzsaubere Vorlage weist erfreulicherweise keinerlei Dreckspuren oder Bilddefekte auf, so dass als größter Schwachpunkt der DVD die reduzierte Schärfe auffällt. Die Konturen sind nicht trennscharf, das Bild könnte detailreicher sein. Angesichts des Filmalters und der Herkunft des Werkes kann man damit aber dennoch sehr zufrieden sein. Die Farben schwanken zwischen reduzierter Intensität und grellen Ausprägungen. Dabei handelt es sich nicht um eine Schwäche der DVD, dies entspricht dem visuellen Konzept des Films, das sehr schön auf die DVD übertragen wurde. Der Schwarzwert ist ein wenig zu schwach, so dass das Bild ein bisschen milchig aussieht. Das leichte Rauschen stört nicht. Insgesamt ein beachtlicher Transfer für einen kleinen, seltenen und alten Film.Tonqualität
Der Mono-Ton weist in allen Ausprägungen eine Rauschkulisse auf, die bei der englischen Synchronisation am stärksten und bei der deutschen Synchronisation am schwächsten auftritt. Dazwischen siedelt sich der japanische Originalton an, der zwar ein wenig blechern klingt, sich aber am homogensten in das Geschehen einfügt, während die beiden andere Tonspuren die Dialoge etwas zu stark betonen. Trotz des Rauschens sind die Dialoge jederzeit verständlich. Die Szenen, für die keine deutsche Synchronisation vorliegt, sind untertitelt.Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und dem Trailer. Der PC-Part enthält zusätzlich Aushangfotos und Plakate sowie den Film als MP4 für mobile Abspielgeräte.Fazit
„Goke – Der Vampir aus dem Wetall“ zeichnet ein pessimistisches Bild der menschlichen Gesellschaft, in der der Egoismus des Einzelnen die Existenz der Gemeinschaft langsam aber sicher zerstört. Hajime Sato inszenierte seine Metapher im Gewand eines scheinbar trivialen Genre-Films mit sicherem Gespür für Atmosphäre und Bildsprache. Technisch ist die DVD gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Kyuketsuki Gokemidoro (Japan 1968) |
Länge | 80 Minuten (Pal) |
Studio | New Entertainment World |
Regie | Hajime Sato |
Darsteller | Teruo Yoshida, Tomomi Sato, Eizo Kitamura, Hideo Ko, Kathy Horan, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Japanisch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Bildergalerie, Trailer, u.m. |
Preis | ca. 15 EUR |
Bewertung | gut, technisch beachtlich |