Dieser südkoreanische Godzilla-Klon mit dem Namen Yonggary wurde tatsächlich von Kim Ki-Duk gedreht. Aber bevor alle cinephilen Arthauskino-Liebhaber gleich in den nächsten Laden rennen, um sich das unglaubliche Frühwerk des Regisseurs so interessanter Filme wie „The Isle“ oder „Adress Unknown“ zu kaufen, sei schnell noch erwähnt, dass der Schöpfer letztgenannter Werke im Alter von sieben Jahren vermutlich noch keine Filme gedreht hat, zumindest nicht „Godzillas Todespranke“. Es handelt sich lediglich um eine Namensgleichheit, die für den Nichtkoreaner möglicherweise so drollig erscheint, wie sie für die Bewohner der koreanischen Halbinsel relativ gewöhnlich wirken dürfte.
Aber zurück zum Film. Die Geschichte könnte so auch in einem Godzilla-Film erzählt werden. Das Militär führt Experimente mit Nuklearsprengköpfen durch. Als kurz darauf ein Erdbeben mit wanderndem Epizentrum auftaucht, ist die Verwunderung ebenso groß wie die Unfähigkeit der Entscheidungsträger, dem Phänomen zu begegnen. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist selbstverständlich der Ansicht, dass nur eine militärische Lösung in Frage kommt, um das Beben zu stoppen, dessen Ursache nicht einmal bekannt ist. Ein Wissenschaftler vertritt die These, dass das Monster Yonggary aufgeweckt wurde. Unter der Erde wandert es nun auf die südkoreanische Hauptstadt zu, um Zerstörung zu bringen. Die skeptische Haltung der Politiker sowie Militärs weicht schnell einer gewissen Fassungslosigkeit, als Yonggary durch den Erdboden sticht und Städte verwüstet. Nun ist konsequentes Handeln gefragt. Es gibt nur wenig, was „Godzillas Todespranke“ von einem japanischen Godzilla-Film unterscheidet. Am auffälligsten ist wahrscheinlich die Tatsache, dass die Tricktechnik deutlich schwächer als bei den japanischen Vorbildern ausfällt. Die Modelllandschaften sehen wesentlich stärker nach Spielzeugwelten aus, als das was die geübten Tricktechniker Nippons je auf Film gebannt hätten. Pappmachee und Spielzeugraketen geben sich ein Stelldichein, aber wen stört das schon. Irgendwie sieht es niedlich aus, wenn das Gummimonster durch die künstlichen Landschaften stapft und nichts an seinem Platz belässt. Besonders interessant auch die Zeichnung des militärischen Oberbefehlshabers als Volltrottel, dessen bornierte Beharrung auf militärischen Optionen die Situation lediglich verschlechtert. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass es sich dabei um einen politischen Kommentar handelt, schließlich herrschte in Südkorea zur Entstehungszeit des Films eine Militärdiktatur. Dem Waffenfetischismus des Armeeführers wird der wissenschaftliche Ansatz gegenüber gestellt. Letztendlich erfolgreich ist aber der naive Entdeckergeist eines kleinen Kindes (ohne eine solche Figur kein Monsterfilm), das entscheidende Vorschläge macht. Insgesamt ist „Godzillas Todespranke“ eine drollige Fußnote zum Genre des Monsterfilms.
Bildqualität
Was soll man über die Bildqualität sagen, wo doch entweder eine alte Filmkopie oder nur das Videomaster aus vergangener Zeit zur Verfügung stand? Das Bild ist lediglich leidlich scharf, es ist verrauscht und Verschmutzungen sowie Bilddefekte gibt es auch. Der Film besitzt eindeutig Patina, die man mögen kann oder auch nicht. Klar ist, dass ein solches Seitenwerk der Filmgeschichte kaum besser verfügbar sein dürfte.Tonqualität
Der deutsche Mono-Ton ist natürlich etwas dumpf, besitzt ein leichtes Rauschen und hier und da fehlt ein kleines Stück, verständlich sind die Dialoge aber trotzdem.Extras
Als Bonus ist die 78minütige amerikanische Fassung im Vollbildformat enthalten, die aber immer noch nicht ungeschnitten ist, da die koreanische Originalfassung etwa 100 Minuten lang ist. Dennoch ganz hübsch, ein paar zusätzliche Szenen zu haben.
Die etwa 15minütige Super-8-Fassung des Films ist dann die Version für den Menschen von heute mit wenig Zeit. Jörg Buttgereits Kurzfilm „Gazorra – Die Bestie aus dem Erdinnern“ (etwa acht Minuten), ist eine höchst amüsante Monsterfilmvariante, die geschickt mit den gängigen Klischees des Genres spielt, der ebenfalls enthaltene Kurzfilm „Bambi meets Godzilla“ (etwa eineinhalb Minuten) gehört zu den Klassikern seiner Zunft. Eine Bildergalerie sowie der Trailer runden das Bonusmaterial ab.
Fazit
„Godzillas Todespranke“ ist eine hübsche Fußnote zum Monsterfilmgenre, das sich Fans der Gattung auch in den zugegebenermaßen gekürzten Fassungen auf dieser DVD nicht entgehen lassen sollten. Vor dem Hintergrund der südkoreanischen Militärdiktatur ist die Zeichnung des militärischen Oberbefehlshabers als Volltrottel besonders interessant. Technisch ist die DVD den Umständen entsprechend.Stefan Dabrock
Originaltitel | Taekoesu Yonggary (Südkorea 1967) |
Länge | 65 Minuten (Pal) |
Studio | cmv laservision |
Regie | Kim Ki-Duk |
Darsteller | Oh Yeong-il, Nam Jeong-im, Lee Sun-jae, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch |
Untertitel | - |
Extras | Amerikanische Version des Hauptfilms (78 Minuten), 2 Kurzfilme, Trailer, u.m. |
Preis | ca. 12 EUR |
Bewertung | drollig, technisch den Umständen entsprechend |