Eine Gruppe Jugendlicher fährt aufs Land, um ein Wochenende voller Spaß und guter Laune zu verleben. Den haben aber weniger die Jugendlichen, als die Hinterwäldler, bei denen sie die Unterkunft gebucht haben. Schon das Begrüßungsessen fällt zwar reichhaltig aus, beinhaltet aber merkwürdige Fundstücke. Was unsere Jugendlichen nämlich nicht wissen ist, dass man in der britischen Einöde eine Lösung gefunden hat, schmackhaftes Fleisch ohne nennenswerte Kosten zu erhalten. Der ganze Wochenendtrip entpuppt sich schließlich als eine Reise zur Schlachtbank, so dass die Gruppe um das nackte Überleben kämpfen muss.
Ganz nüchtern betrachtet ist „Gnaw“ einfach nur ein schlechter Film, über den der Mantel des Vergessens ausgebreitet werden sollte. Erstaunlicherweise nimmt sich dieses Werk mit einer Einführungstafel, auf der erläutert wird, wie viele Menschen jährlich in Großbritannien verschwinden, aber so wichtig, dass es ärgerlich wird. Denn damit gaukelt Regisseur Gregory Mandry ein inhaltliches Drama vor, dass der Film gar nicht erzählt. Seine Figuren bleiben exakt so gesichtslos wie die Zahlen einer Vermisstenstatistik, obwohl es vor dem Hintergrund der nüchternen Fakten doch gerade das Ziel sein müsste, dem Drama dahinter ein Gesicht zu geben, wenn der Film ernst gemeint sein sollte. Dass Mandry über die Hintergründe der Jugendlichen oder ihr sonstiges Umfeld jedoch fast gar nichts und über die Eigenschaften nur oberflächliche Kurzcharakterisierungen – die Verklemmte, die Wilde, der verantwortungslose Hallodri, etc. - parat hat, zeigt welch Geistes Kind er ist. Seine Figuren dienen ihm lediglich als Futter für die mordlustigen Hinterwäldler. Jede Figur bietet eine Chance, sie töten zu lassen. Das passiert dann auch in mechanischer Abfolge, als habe ein Roboter das Drehbuch verfasst. Das ist wenigstens konsequent seelenlos, wenn auch nicht gut.
Das einzige Drama, von einem kleinen Intermezzo abgesehen, ist das Drama der erzählerischen Ödnis, da Mandry einfach nur Nullstellen zu Opfern macht. Im Intermezzo übrigens geht es darum, dass eine der jungen Frauen von einem der Kerle schwanger ist, der seine Freundin, die auch Teil der Gruppe ist, mit dieser Frau betrügt. Das bietet angesichts der existentiellen Situation grundsätzlich Potential für eine emotionale Verarbeitung, aber Mandry ist daran in keiner Weise interessiert. Ein kurzer Streit erledigt dieses Intermezzo für die Handlung. Vielleicht sollte Mandry als nächstes einfach ein beliebiges Telefonbuch verfilmen. Eine schwächere Dramaturgie kann das auch nicht haben und die Erwartungen wären in jedem Fall etwas niedriger.
Bildqualität
Das Bild der Bluray hat aufgrund der günstigen Produktionsumstände des Films wenig mit HD zu tun, obwohl es natürlich in entsprechender Auflösung vorliegt. Die Schärfe des Films, der ohne Verschmutzungen oder Defekte daher kommt, ist ganz nett, bietet aber kaum mehr als ordentliche DVD-Qualität. Den einzelnen Szenen, die eine gute Schärfe besitzen, stehen sehr viele Szenen gegenüber, bei denen das nicht der Fall ist. Die Farben bleiben reduziert, so dass sich im Verbund mit der Schärfe das Gefühl breit macht, als schaue man sich ein schmieriges Werk aus den 70er Jahren an. Das könnte durchaus Absicht sein. Der Kontrast ist flau. Jenseits der Körnigkeit des Materials, die in Ordnung ist, treten aber kaum störende Rauschmuster in Erscheinung.Tonqualität
Die beiden Tonspuren bieten klare und verständliche Dialoge, ohne dass sich der deutsche DTS-Ton qualitativ absetzen könnte. Eine räumliche Atmosphäre entsteht jedoch kaum, da die hinteren Lautsprecher höchst selten in der Geschehen miteinbezogen werden. Zudem wirkt der Ton an manchen Stellen etwas dumpf. Insgesamt fällt die Qualität durchschnittlich aus.Extras
Der nicht untertitelte Audiokommentar von Regisseur Gregory Mandry weist viele Pausen auf und fällt deswegen sehr stockend aus. Vieles, was Mandry erzählt, ist für den uneingeweihten Zuschaue auch wenig interessant. So nennt er zwar ständig den Drehort, hat aber außer dem Namen nichts dazu zu sagen. Da es sich um einen völlig unbekannten Ort handelt, sind solche Ausführungen unbrauchbar. Ein bisschen erzählt er natürlich schon über sein Konzept sowie über die Darsteller, aber insgesamt ist der Audiokommentar schwach. Das „Making Of“ (etwa zehn Minuten) geht recht knackig auf die dramaturgische Konzeption des Films, die Ausstattung und einzelne Darsteller ein. Der Informationsgehalt ist in Ordnung, so dass das Making Of eine solide Qualität besitzt. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.Fazit
„Gnaw“ ist weder spannend noch besonders effektvoll oder temporeich inszeniert. Seine Figuren sind Nullstellen, so dass der anfängliche Hinweis auf die britische Vermisstenstatistik angesichts des Desinteresses gegenüber den Menschen in „Gnaw“ ärgerlich ist. Technisch hat die Bluray kein besonders hohes Niveau.Stefan Dabrock
Originaltitel | Gnaw (GB 2008) |
Länge | 80 Minuten (24p) |
Studio | I-on new media |
Regie | Gregory Mandry |
Darsteller | Hiram Bleetman, Carrie Cohen, Nigel Croft-Adams, Sara Dylan, Gary Faulkner, Rachel Mitchem, Oliver Squires, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD 5.1 Deutsch, DD 5.1 Englisch |
Untertitel | Audiokommentar mit Gregory Mandry, Making Of, Trailer |
Extras | ca. 21 EUR |
Preis | schwach, technisch kein hohes Niveau |
Bewertung | Bewertung |