Gold und Rache

Gang of Roses

Gang of RosesBeides gehört zum Standardrepertoire des Western, den Regisseur Jean-Claude La Marre für lässige, weibliche und afroamerikanische Figuren reklamieren möchte. Als Rose-Gang haben die fünf Hauptfiguren zahlreiche Banküberfälle durchgeführt, ohne dass jemand dabei zu Schaden kann. Nach dem ersten Opfer brach die Bande auseinander. Vor allem Rachel konnte damit nicht leben und hat sich in eine ruhige Existenz zurück gezogen. Als ihre Schwester von Banditen getötet wird, die in dem kleinen Kaff Flatridge Gold und Juwelen vermuten, trommelt sie die alte Gang wieder zusammen. Während sie Rache nehmen möchte, haben ihre Freundinnen eher ein finanzielles Interesse an der Aktion, denn möglicherweise stimmt das Gerücht um Gold und Juwelen in Flatridge.

Regisseur Jean-Claude La Marre will das Westerngenre nicht nur für seine weiblichen, afroamerikanischen Hauptfiguren reklamieren, sondern er will sie vor allem als überlegene Ikonen mit menschlichen Gefühlen inszenieren. Nach Einführung des Rachemotivs werden die einzelnen Mitglieder der Rose Gang in den ersten Minuten des Films mit Hilfe streng stilisierte Miniaturen eingeführt. Mit lässiger Pose erledigen sie ihre jeweiligen, männlichen Gegner so nebenbei, dass keine Zweifel an ihren heroischen Fähigkeiten aufkommen können. Die vollständig in weiß gehaltene Kleidung einer der Frauen überstrahlt mit ihrem Showdesign die schnöden Lumpen des Duell-Gegeners, der bereits aufgrund seiner fehlenden Selbstinszenierung keine Chance hat. Denn bei Jean-Claude La Marre sind diejenigen die Gang of Roses Besten, welche entsprechend optisch auftrumpfen. Wer sich selbst zur Ikone erhebt, verleiht sich gleichzeitig die Macht, welche derart unnahbare Erscheinungen nahezu unsterblich macht. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass die Hauptfiguren menschliche Züge bekommen. Durch ihren Zusammenhalt, den sich die Frauen neu erkämpfen müssen, sprengen sie die aufgebaute Fassade der perfekt ausgestalteten Oberflächenerscheinung. Im Kampf treten sie als unnahbare Designfiguren auf, wenn sie unter sich sind, kommen die Risse zum Vorschein, welche sie zu Menschen machen. Dazu zählt einerseits der verpatzte Banküberfall mit Todesfolge, der zur Auflösung der Rose Gang führte, andererseits führen die unterschiedlichen Motive, an der aktuellen Aktion teilzunehmen, zu Konflikten. Dabei handelt es sich aber nicht nur um gegensätzliche Pole eindimensionaler Figuren, denn so eindeutig sind Rache und Geldgier nicht auf die einzelnen Frauen verteilt.

Jenseits der vordergründigen Behauptungen spüren auch die Figuren, die ihr Interesse an Gold und Juwelen betonen, einen emotionalen Zusammenhalt zu den anderen Frauen, der sowohl nach einem Unglücksfall als auch im Finale deutlich wird. Auf diesen Ebenen funktioniert „Gang of Roses“ tadellos, wenn er auch ein wenig zu offensichtlich darauf hin konstruiert wurde. Denn auf der erzählerischen Ebene leistet sich der Film ein paar Ungeschicklichkeiten, die sein Gerüst umso deutlicher herausstellen. Jean-Claude La Marre besitzt keine Eleganz, die das Geschehen fließen lassen würde. Das wird besonders deutlich, als die Rose Gang vor ihren Gegnern aus Flatridge flüchten muss. In einer kurzen Einstellung zeigt Jean-Claude La Marre noch, wie die Banditen mit gezogenen Revolvern das inzwischen leere Zimmer der Frauen betreten. Danach schneidet er auf einen nächtlichen Gang of RosesSchauplatz irgendwo in der Umgebung, an den sich die Frauen geflüchtet haben. Unklar bleibt, wie weit der Ort von der Stadt entfernt ist, wie die Frauen unbemerkt dahin kommen konnten und ob die Banditen die Verfolgung aufnehmen oder ob sie es vorziehen in der Stadt zu warten. Hier verliert der Film, wie an anderen Stellen auch, seinen erzählerischen Faden, da es darauf angekommen wäre, eine dynamische Flussrichtung zu etablieren. Orte und Motive zu verknüpfen, beherrscht Jean-Claude La Marre jedoch nicht. Ihm gelingt es nur, an einem festgelegten Handlungsort mit klar begrenztem Raum die Aktionen zu koordinieren. Vieles steht nebeneinander, ohne miteinander zu kommunizieren. Deswegen ist der Film nur ein solider Spaß geworden, obwohl er Ansätze zu Größerem besitzt.

Bildqualität

Das saubere Bild präsentiert sich mit einer weitgehend guten Schärfe, die vor allem durch klare Konturen punktet. Der Detailreichtum bleibt aber nur durchschittlich. Die kräftigen Farben unterstützen die lässige Inszenierung, der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Hier und da macht sich Blockrauschen bemerkbar, ohne nennenswert aufzufallen. Sonstige Rauschmuster treten nicht in Erscheinung.

Tonqualität

Die beiden 2.0-Spuren überzeugen durch einen differenzierten Klang, der die vorderen Lautsprecher gut ausnutzt. Musik und Sprache wurden gut abgemischt, so dass die Dialoge klar und verständlich sind, während die Musik ihre Wuchtigkeit entfalten kann. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Neben den Texttafelfilmographien enthält die DVD den gut 26minütigen Film „Johnny & The Highrollers“. Darin geht es um die Begegnung einer aus Elvis-Imitatoren bestehenden Band mit dem Teufel in Gestalt einer schlanken Frau. Der Teufel macht sich die menschliche Selbstsüchtigkeit zu Nutze, um ein groteskes Schauspiel aus gegenseitigem Abschlachten der Elvis-Imitatoren zu entfachen. Ganz netter Kurzfilm mit bitterem Menschenbild.

Fazit

„Gang of Roses“ setzt aufgrund erzählerischer Schwächen, die an den entsprechenden Stellen auch nicht durch visuelle Qualitäten ausgeglichen werden, sein Potential nur ansatzweise um. Im Ergebnis aber immer noch ein unterhaltsames Werk. Technisch ist die DVD oberer Durchschnitt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Gang of Roses (USA 2003)
Länge 93 Minuten (Pal)
Studio Marketing Film
Regie Jean-Claude La Marre
Darsteller Monica Calhoun, Lil Kim, Stacey Dash, Marie Matiko, LisaRaye, Macy Gray, u.a.
Format 1:1,85 (4:3)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Bonusfilm „Johnny & the Highrollers”, Texttafelfilmographien
Extras ca. 15 EUR
Preis unterhaltsam, technisch oberer Durchschnitt
Bewertung Bewertung