Im Dschungel des Hurrikans

Gale Force

Die Anfangssequenz des Films zeigt, wie man als Polizist am besten seinen Job verliert: man begibt sich in ein politisches Minenfeld. Hier ist es der alte Haudegen Sam Garrett, der die Tochter des Bürgermeisters beschuldigt, ihre eigene Entführung inszeniert zu haben, um selbst das Lösegeld zu kassieren. Das sollte man als gestandener Ermittler nur behaupten, wenn auch Beweise vorliegen, Garrett hat keine. Nach der Suspendierung vermittelt ihm sein Chef das Angebot eines befreundeten Fernsehproduzenten, an der neuen Reality-Show Treasure Hunt teilzunehmen, bei der 10 Millionen Dollar auf einer einsamen Insel vergraben werden und zwei Teams danach suchen sollen, während "Piraten" mit Farbkugelgewehren das verhindern wollen. Garrett nimmt das Angebot an. Zunächst gestaltet sich das Geschehen auf der Insel im üblichen Rahmen solcher Reality-Shows. Es gibt kleinere Auseinandersetzungen zwischen den Teilnehmern, die durch Geschlechterstreitigkeiten ein wenig Würze bekommen. Als den Teilnehmern jedoch klar wird, dass sie es nicht mit einer Gruppe von "Piraten" zu tun haben, die Farbkugelgewehre benutzen, sondern dass eine Truppe ausgebildeter Kämpfer mit scharfer Munition versucht, das Geld zu rauben, fangen die Schwierigkeiten an. Gleichzeitig zieht ein Hurrikan auf, der die Insel und alles was sich auf ihr befindet bedroht.
"Gale Force" ist ein niedrig budgetierter B-Film, der großes Unterhaltungspotential besitzt. Bereits die Autoverfolgungsjagd zu Beginn, die zeigt, wie Polizist Sam Garrett von Gangstern mit Dynamit gejagt wird, ist großes Kino. Das ist allerdings auch nicht weiter verwunderlich, stammt das Material doch aus "Last Action Hero" und es soll nicht das einzige bleiben, das Regisseur Jay Andrews, der eigentlich Jim Wynorski heißt, aus anderen Filmen integriert hat. Aber Wynorski klaut nicht einfach irgendwelches Material ohne Sinn und Verstand, sondern er baut bei "Gale Force" tatsächlich eine Handlung darum, die ohne Brüche funktioniert. Auch wenn die Eingangssequenz etwas isoliert da steht, da sie lediglich erklären soll, warum Polizist Garrett suspendiert wird und bei der Reality-Show mitmacht, gibt sie gleich den Ton vor, den Wynorski im Sinn hat. "Gale Force" ist stets comicartig und immer wenn es die Handlung vertragen kann, dass sie durch Action aufgemotzt wird, dann macht Wynorski das. Das gilt auch für das Geschehen auf der Insel. Nachdem erst harmlosere Konflikte bestimmend sind, tauchen die bösen Buben mit den großen Waffen auf und als das nach einer Stunde Laufzeit auch nicht mehr ausreicht, muss ein Hurrikan her, der gleichzeitig eine gigantische Flutwelle vor sich her treibt. Fortan blitzt und donnert es überall, während sich alle Beteiligten durch den Inseldschungel schlagen. Das hat atmosphärische Qualitäten. Hier baut Wynorski durchaus Spannung auf, die im Sinne einer Menschenjagddramaturgie funktioniert. Szenen aus "Predator" hat Wynorski übrigens auch noch in den Film geschnitten.

Bildqualität

Das Bild der DVD kommt ohne nennenswerte Verschmutzungen oder Defekte aus. Die Schärfe ist weitgehend gut, die Detailzeichnung für einen kleinen Film sehr gut. In den hellen Szenen zeigt sich ein klar erkennbares Hintergrundrauschen, sonst wird das Bild jedoch nicht beeinträchtigt. Die Farbwiedergabe ist in den Tagszenen etwas blass, in den Nachtszenen wirken sie deutlich kräftiger, was auf das Budget zurückzuführen ist. Der Kontrast wurde so gewählt, dass keine Details verschluckt werden, der Schwarzlevel aber tief ist.

Tonqualität

Die 2.0-Spuren bieten eine schöne Geräuschkulisse auf den vorderen Boxen, so dass im Sturmesbrausen die notwendige atmosphärische Unterstützung geboten wird. Die Dialoge sind klar und verständlich, die Musikwiedergabe ohne Fehler. Wer es gerne möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus Bio- und Filmographien in Texttafelform sowie einer Bildergalerie.

Fazit

Jim Wynorski versteht es geschickt, Szenen aus hoch budgetierten Filmen in sein Werk zu integrieren, um es teurer aussehen zu lassen. Bei "Gale Force" wurden auf jeden Fall "Last Action Hero" und "Predator" bemüht. Wynorskis B-Film basiert jedoch nicht nur auf einem geschickten Szenenklau, er bietet auch eine tragfähige Dramaturgie um sich belauernde Gruppen, die durch den Dschungel einer einsamen Insel laufen. Altbekannte Haudegen-Charaktere erhöhen das Vergnügen zusätzlich, so dass "Gale Force" sein volles Unterhaltungspotential ausspielen kann. Technisch ist die DVD gelungen.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Gale Force (USA 2002)
Länge 92 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Jay Andrews aka. Jim Wynorski
Darsteller Treat Williams, Susan Walters, Cliff de Young, Michael Dudikoff, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Bio- und Filmographien, Bildergalerie
Preis ca. 12 EUR
Bewertung Film unterhaltsam, technisch gelungen