Rache-Reiter

Für einen Sarg voller Dollars

Für einen Sarg voller DollarsFilme wie „Seine Waffe war Dynamit“ (1971) oder „Bekreuzige dich, Fremder“ (1967) sind eher unbekanntere Werke des Italo-Western. Das ist auch völlig zur Recht der Fall, stammen sie doch ebenso vom wenig talentierten Demofilo Fidani wie der vorliegende „Für einen Sarg voller Dollars“. Dennoch hat es einen Wert, dass Koch Media ausgerechnet ein Werk Fidanis in seiner Western Collection veröffentlicht hat. Zum einen können Kinski-Sammler einen weiteren Film auf der Haben-Seite verbuchen, zum anderen handelt es sich um den vermutlich besten Italo-Western, den Fidani überhaupt gedreht hat.

Die Handlung in „Für einen Sarg voller Dollars“ ist erfrischend gradlinig. Ein paar Banditen brennen das Haus der Hamiltons nieder, weil der Banditen-Chef die Hamiltons für den Tod seines Bruders verantwortlich macht. Einer der Hamiltons ist jedoch nicht anwesend, weil er bei der Armee ist. Als er zurück kommt und die Brandruine vorfindet, schwört er Rache an den Banditen. Als Nevada Kid zieht er fortan durchs Land, um seine Rache mit dem Schießeisen zu vollstrecken. Ein Kopfgeldjäger hilft ihm dabei.

Fidani macht es sich einfach, weil es keine Nebenhandlungen gibt. Er präsentiert zwar zwei weitere Figuren, sortiert sie aber sofort im Strom des Hauptgeschehens ein. Es handelt sich um einen reichen Bürger – viel mehr ist nicht bekannt – und um dessen Tochter, die durch die Banditen entführt wird. An Hintergründen oder einer Figurenzeichnung ist Fidani nicht interessiert, weil er die Charaktere nur aus einem Grund einführt. Für einen Sarg voller DollarsEr benötigt sie, um die immergleichen Auseinandersetzungen zwischen Nevada Kid und den Banditen variieren zu können. Die Befreiungsaktion in der Westernstadt, wo die Tochter als Geisel gefangen gehalten wird, gehört folglich auch zu den schmissigsten Szenen des ganzen Films, der im Prinzip aus einer sich wiederholenden Abfolge aus Schießereien und Reitszenen besteht. Nichts, aber auch gar nichts deutet über das hinaus, was gerade zu sehen ist. Das Geschehen steht eins zu eins für sich selbst. Für diesen Inszenierungsansatz hat Fidani jedoch ein bisschen zu wenig Geschichte parat, so dass sich nach etwa 60 Minuten Ermüdungserscheinungen bemerkbar machen.

Es beginnt das Warten auf das Finale – Fidani verlängert es durch eine offensichtlich überflüssige Gesangsszene -, welches recht unterhaltsam daherkommt, aber ein abruptes Ende findet, ohne Klaus Kinskis Stellenwert als großen Bösewicht zu würdigen. Seine Stärken spielt der Film beim angeschlagenen Tempo aus. Mit viel Sinn für Aktionsreichtum scheucht Fidani die Hauptfigur von einer Szene zur nächsten. Schießen, Reiten und wieder Schießen heißt das eine Zeit lang peppige Motto. Die sehr gute Kameraarbeit Aristide Massaccesis (Joe D'Amato) deckt mit exzellenter Ausleuchtung, pfiffigen Bildausschnitten und viel Sinn für die Möglichkeiten im Schneideraum so manche inszenatorische Unzulänglichkeit Fidanis zu. Jenseits der nach 60 Minuten beginnenden Längen sowie des zu schnellen Endes ein unterhaltsames Werk.

Bildqualität

Das Bild sieht erstaunlich gut aus. Analoge Defekte oder Verunreinigungen gibt es überhaupt nicht. Die Schärfe überzeugt mit klaren Konturen und einem ansprechenden Detailreichtum. Die Farben sind kräftig, der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das leichte Hintergrundrauschen ist sehr unauffällig. Sonstige Rauschmuster existieren nicht.

Tonqualität

Beide Tonspuren bieten klare und verständliche Dialoge, die nahezu verzerrungsfrei aus den Lautsprechern ertönen. Störendes rauschen gibt es nicht, die Musik entfaltet sich auf stimmungsvolle Art und Weise.

Extras

Für einen Sarg voller DollarsAls Bonus ist die Kurzdokumentation „Memories From The Near West“ (etwa 20 Minuten) enthalten. Darin erinnert sich die Tochter Demofilo Fidanis, welche die einzige weibliche Rolle in „Für einen Sarg voller Dollars“ übernommen hatte, an die Dreharbeiten sowie ihre Schauspielerkollegen. Serhr anschauliche berichtet sie über familiäre Stimmung bei einem Fidani-Projekt, das stets mit wenig Budget in Szene gesetzt wurde. Ihre Erzählung ist ein interessantes Stück erinnerter Filmgeschichte. Zwei Trailer, eine Bildergalerie und ein Text über Demofilo Fidani, der sich sich auf den Innenseiten der Papphülle befindet, runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Für einen Sarg voller Dollars“ erzählt seine simple Grundgeschichte, ohne Nebenfiguren oder -Handlungen in die Dramaturgie zu integrieren. Auch die Bildinszenierung verleiht dem Geschehen „Mann will Rache“ keine weitere Dimension. Daraus folgt eine Vielzahl an Reitszenen und Schießereien, die den Film etwa 60 Minuten tragen, bevor erste Längen auftreten. Sicherlich einer der besten Filme Fidanis, der für schwache Regieleistungen bekannt ist. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Per una bara piena di dollari (Italien 1971)
Länge 83 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Demofilo Fidani
Darsteller Jeff Cameron, Jack Betts, Gordon Mitchell, Ray Saunders, Simonetta Vitelli, Klaus Kinski, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Featurette „Memories from the near West”, Bildergalerie, Trailer, Digipack-Text
Preis ca. 10 EUR
Bewertung launig mit Längen, technisch gut