Immer wieder drehen bekannte Regisseure Filme für das Fernsehen. Bei den DVD-Veröffentlichungen stehen sie oftmals nicht an erster Stelle. Umso schöner ist es dann, wenn eines dieser seltenen Werke eine Auswertung erfährt. Don Siegels „Ein Fremder auf der Flucht“ ist so ein Film, den der Regisseur so bekannter Filme wie „Dirty Harry“ (1971) oder „Die Invasion der Körperfresser“ (1956) im Jahr 1967 für das amerikanische Fernsehen drehte. Henry Fonda verkörpert darin den heruntergekommenen Alkoholiker Ben Chamberlain, der auf der Suche nach der Schwester eines Freundes im Eisenbahnerkaff Banner auftaucht. Dort trifft er bei seinen Fragen nach der Frau jedoch nur auf eine Mauer des Schweigens. Keiner der normalen Bürger will etwas wissen und der Sheriff McKay scheint mit seiner Truppe selbst in die Angelegenheit verwickelt zu sein. Als die Gesuchte, welche als Prostituierte gearbeitet hat, tot aufgefunden wird, flüchtet Chamberlain zu Fuß, da er genau weiß, dass er den idealen Sündenbock abgeben würde. Er hat jedoch keine Chance gegen McKay und seine zur Gewalt neigenden Gehilfen. Nachdem er eingeholt wurde überlässt ihm McKay jedoch ein Pferd sowie einen Fluchtvorsprung von etwa einer Stunde, damit er und seine Gehilfen Freude an einer Menschenjagd haben können.
Don Siegel gewinnt der klassischen Geschichte um fragwürdige Zustände in einem Vorposten der Zivilisation, wie ihn das Kaff Banner darstellt, neue Seiten ab. Im Gegensatz zum Typus der Glücksspielerstadt, die zahlreiche Revolverhelden anzieht, sorgen hier die Hilfssheriffs untereinander für eine Atmosphäre der Gewalt, die unter der sengenden Sonne auf fruchtbaren Boden trifft. Aus Langeweile behaken sich die revolvertragenden Gesetzseshüter, so dass Sheriff McKay alle Mühe hat, die Kontrolle zu behalten. Da kommt die Möglichkeit einer Menschenjagd gerade recht, um die Gewalt in Bahnen zu lenken, die McKay steuern kann. Darüber hinaus könnte ein Mörder in den eigenen Reihen seinen persönlichen Karriereplänen schaden, so dass er den Sündenbock Chamberlain gut gebrauchen kann. Siegel betrachtet die scheinbare Zivilisation innerhalb des kleinen Ortes Banner mit Argwohn und legt die Risse der angeblichen Helden offen, zu denen unter anderem auch der Sohn der Farmerswitwe Johnson aufschaut. Während die gesellschaftlichen Zustände Verfallserscheinungen zeigen, wenn auch die übrigen Bürger kaum zu irgendeiner Form der Zivilcourage in der Lage sind, avanciert ein alkoholabhängiger Außenseiter zum Hoffnungsträger. Der Trinker wird in Siegels düsterer Betrachtung zur Natur des Menschen zu einem Katalysator der Anständigkeit. Die Gesundung einer menschlichen Gemeinschaft kann laut Siegel in bestimmten Verfallssituationen nur von den Unangepassten ausgehen, welche die passive Mehrheit mitreißen. Nur auf diese Weise lässt sich die Spirale der Gewalt beenden, die der Mensch immer wieder mangels anderer Stabilisierungsfaktoren anstößt. Insofern ist Siegels Western ein universeller Beitrag zu Fragen der Gewalt sowie der Organisation menschlichen Zusammenlebens, den der amerikanische Regisseur mit bewährten Schießereien und Duellsituationen in Szene gesetzt hat.
Bildqualität
Tonqualität
Bei beiden Tonspuren lassen sich die Dialoge gut verstehen. Darüber hinaus fallen sie leicht unterschiedlicher aus. Der englische Ton besitzt ein relative klares Klangspektrum mit einem Hintergrundrauschen, der deutsche Ton wirkt demgegenüber dumpfer. Rauschen gibt es hier fast gar nicht.Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie.Fazit
Don Siegels Western überzeugt mit Thriller- und Actionelementen als Studie über Gewalt. Technisch ist die DVD vor allem angesichts des Filmalters gelungen.Stefan Dabrock
Originaltitel | Stranger on the Run (USA 1967) |
Länge | 93 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Don Siegel |
Darsteller | Henry Fonda, Michael Parks, Anne Baxter, Dan Duryea, u.a. |
Format | 1:1,33 (4:3) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch |
Untertitel | - |
Extras | Bildergalerie |
Preis | ca. 15 EUR |
Bewertung | gut, technisch angesichts des Filmalters gut |