Überwachung
ist Sicherheit
Freeze
Frame

Wie
lässt sich zweifelsfrei beweisen, was man zu einem bestimmten
Zeitpunkt wo gemacht hat? Für Sean Veil, der zu Unrecht einer
Mordserie angeklagt wurde und nur durch einen Verfahrensfehler wieder
frei kam, liegt die Antwort in totaler Videoüberwachung. Seit
10 Jahren hat er seine riesige Wohnung in einem alten Industriegebäude
zum Traum eines jeden deutschen Innenministers ausgebaut: Alles wird
24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche und 52 Wochen im Jahr
gefilmt. Wenn Sean Veil seine Wohnung einmal verlässt, schnallt
er sich eine Self-Cam um, die ihn von vorne filmt. Seit 10 Jahren
archiviert er akribisch diese Bänder, um im Falle einer erneuten
Falschanklage nicht in die Verlegenheit zu kommen, das Gegenteil nicht
beweisen zu können. Als ein neues Todesopfer auftaucht, das die
Ermittler von damals wieder mit Sean in Verbindung bringen, sind plötzlich
die entscheidenden Bandaufnahmen der fraglichen Zeit verschwunden.
Seans Sicherheitsnetz scheint zusammen zu brechen.
"Freeze Frame" funktioniert nur in ganz seltenen Momenten
als Spannungsthriller, wenn zwei Menschen in direkter Bedrohung einander
nahe sind. In der Regel versucht der Film, seinen Reiz aus dem Duell
zwischen den Ermittlern Polizei und Kriminalpsychologe auf der einen
Seite sowie Sean Veil auf der anderen Seite zu ziehen. Sobald die
Ermittler neue Fakten präsentieren, schafft es Veil seinerseits,
Alibis per Videoaufzeichnung aus dem Hut zu zaubern. In seiner Notsituation
greift er dabei schon mal zu Manipulationen, da die echten Bänder
gestohlen wurden. So entwickelt sich "Freeze Frame" zunehmend
zu einem i

ntellektuellen
Aufeinanderprall zwischen Wirklichkeitskonstruktion durch Ermittlungsindizien
und Wirklichkeitskonstruktion durch Aufzeichnung des Geschehens. Dadurch
entsteht eine faszinierende Gemengelage aus verschiedenen Wirklichkeiten,
welche das Thema der Realitätskonstruktion diskutiert. Dabei
arbeitet der Film aber nicht im luftleeren Raum, sondern bringt mit
Hilfe der totalen Videoüberwachung das Schreckgespenst des Überwachungsstaats
ins Spiel. In dem Maße, in dem Videoaufzeichnungen als Beweise
Normalität werden, steigt die Gefahr der Manipulation, um politisch
geeignete Zwecke zu erfüllen. Denn das, was wir sehen, ist längst
nicht wahr, obwohl es immer wieder durch Vertreter einer Big-Brother-Mentalität
behauptet wird. "Freeze Frame" brandmarkt solche Phantasien
von Anfang an als Irrweg. Sean Veils Existenz ist seit 10 Jahren die
Existenz eines gestörten Geistes, weil er auf die Überwachung
setzt. Sein Dasein erfüllt sich in der mechanischen Kälte
digitaler Reproduktion dessen, was er Leben nennt. Dabei ist Veil
jedoch nur ein Opfer staatlicher Missgriffe, welche durch die Konkurrenzgesellschaft
gefördert werden. Denn die Fehler bei der Ermittlungsarbeit vor
10 Jahren sind durch persönlichen Ehrgeiz einzelner entstanden.
"Freeze Frame" streift auf seinem Weg viele Themen, die
sich zu einem vielschichtigen Werk verdichten, dem es nur an einem
fehlt, an emotionaler Qualität.
Bildqualität

Wer
Dreckspuren und Bildfehler sucht, soll sich eine andere DVD kaufen.
Bei "Freeze Frame" findet er sie nicht. Auch die Schärfe
ist durchgehend ausgezeichnet. Die reduzierte, metallische Farbpalette
wurde sehr gut auf die DVD übertragen. Auch der Kontrast sorgt
für ein weitgehend detailreiches Bild, das vielleicht hier und
da etwas zu dunkel geraten ist. Rauschen sucht man ebenfalls vergeblich.
Tonqualität
Die
Tonspuren liefern nur eine äußerst begrenzte räumliche
Atmosphäre, wie es bei einem sehr ruhigen Film auch nicht anders
zu erwarten ist. Die Dialoge sind stets klar und verständlich
und auch die verschiedenen Toneffekte erklingen in reiner Qualität,
so dass es hinsichtlich des Tons keine Kritikpunkte gibt.
Extras
Hinter
dem Making Of verbirgt sich ein etwa fünfminütiger Beitrag,
der hauptsächlich aus B-Roll-Material besteht, hinter das dann
die fertige Szene aus dem Spielfilm geschnitten wurde. Ganz nett,
aber auch nicht wirklich wichtig. Daneben enthält die DVD zwei
Trailer sowie Texttafelbiographien.
Sehr schick ist die Verpackung geworden, eine aufklappbare matte Steel-Box
mit Coverbild.
Fazit
"Freeze
Frame" bietet mehr ein intellektuelles Vergnügen, als dass
er wie ein guter Spielfilm auf emotionaler Ebene funktionieren würde.
Im Rahmen seiner Möglichkeiten wartet das Werk mit einigen interessanten
Bildern auf. Technisch ist die DVD sehr gut.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Freeze
Frame (GB/Irland 2003) |
Länge |
95
Minuten (Pal) |
Studio |
Koch
Media |
Regie |
John
Simpson |
Darsteller |
Lee
Evans, Sean McGinley, Ian McNeice, Colin Salmon, u.a. |
Format |
1:2,35
(16:9) |
Ton |
DTS
Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Making
Of, Trailer, u.m. |
Preis |
ca.
18 EUR |
Bewertung |
Film
interessant, technisch sehr gut |
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