In den Wirren des amerikanischen Bürgerkrieges platzte unter der Knute der Gewalt so mancher Traum, der schließlich der Zerstörung zum Opfer viel. Andere wiederum glaubten, die ungeordnete Situation kurz vor der Niederlage der Südstaaten für den Aufbau eines eigenen persönlichen Glücks nutzen zu können. Dazu zählen auch die beiden Deserteure Brewster und Seagull, welche für den Waffenkauf bestimmtes Geld der Nordstaatenarmee geraubt haben. Da ihnen die Kavallerie jedoch dicht auf den Fersen ist, losen sie, wer mit dem Geld vom Wagen abspringt und wer weiter fährt, um die Verfolger abzulenken. Brewster verliert, wird geschnappt und landet für fünf Jahre im Gefängnis. Nach seiner Entlassung stellt er fest, dass sein damaliger Komplize das Versprechen, sich um seine Frau und das Kind zu kümmern, nicht eingehalten hat. Stattdessen lebt Seagull auf einer komfortablen Ranch, Brewsters Frau ist aufgrund der Hartherzigkeit Seagulls inzwischen verstorben und das Kind ist verschwunden. Deswegen schwört der entlassene Sträfling Rache. Dabei hilft Brewster ein mysteriöser Fremder, der ihm im entscheidenden Moment gegenüber zwei Mordbuben beigestanden hatte, die ihn auf Geheiß Seagulls töten sollten.
Die klassische Rachegeschichte, welche Carlo Lizzani ohne größere Schnörkel in Szene gesetzt hat, lebt von der sorgfältigen Regie sowie der dramatisierenden Bildgestaltung. Obwohl Brewsters Rache letztlich Seagull gilt, ist der direkte Gegenspieler Seagulls Handlanger Mendez, der die Angestellten der Ranch wie eine Bande organisiert. Mit einem harten Führungsstil, der die manischen Züge eines Irren trägt, erledigt Mendez sein Werk. Mehr als einmal bricht er in übertriebenes Gelächter aus, das ihn als unberechenbar charakterisiert. Er ist das böse Spiegelbild Brewsters, der sich auf ebenso manische Weise in seine Rachephantasie hineinsteigert. Da er alleine kaum eine Chance hat, redet er sich gegenüber dem Saloonbesitzer Horner, der wie die übrigen Bewohner Austins unter Mendez' Terror leidet, in eine wahnwitzige Rage, um sie zum Kampf gegenüber Mendez zu bewegen. Mit dem Handlanger, der sich als heimlicher Chef sieht, sowie dem entflohenen Sträfling, der nur noch für seine Rache lebt, treffen zwei emotional auf strategisch entgegen gesetzte Punkte fixierte Revolverkünstler aufeinander. Mendez' und Brewsters Ziele stehen sich gegenseitig im Weg. Ihre private, aufgestaute Frustration entlädt sich in Gewalt. Während Brewster dem verlorenen Familienglück nachtrauert, wird Mendez, der Seagulls Schwester Mary Ann vergeblich nachjagt, so etwas nie finden können.
Lizzani gießt die Kraft der Emotionen in sentimental berührende Szenen, wenn Brewster sein leerstehendes, innen völlig verstaubte Haus besucht, sowie packende Schießereien, wenn der rachedurstige Ex-Sträfling in einer verlassenen Stadt mit seinem mysteriösen Helfer Mendez sowie dessen zahlreichen Schergen gegenüber steht. Dabei nutzt Lizzani Weitwinkelaufnahmen der trostlos daliegenden Hauptstrasse, die wie ein Spiegelbild der inneren Frustration auf Seiten der Hauptfiguren wirkt, und schickt die Gegner durch kleine Winkel der Westernstadt, in denen sie einander auflauern. Der rhythmische Schnitt sorgt mit seinem Wechsel aus Totalen, Halbtotalen und Nahaufnahmen für eine packende Dynamisierung der bleihaltigen Auseinandersetzung. Lizzani erweist sich als guter Actionregisseur, der seine rasanten Szenen als konsequentes Produkt der zuvor installierten inneren sowie äußeren Konflikte in den Film integriert. Dadurch gelingt ihm die gute Umsetzung der klassischen Rachegschichte.
Bildqualität
Das Bild des 1966 entstandenen Films weist hier und da Bildpunkte sowie einzelne streifenartige Beschädigungen auf, deren Anzahl aber so gering ausfällt, dass sie nicht stören. Auffällig ist vielmehr die gute Schärfe des Bildes, die lediglich durch leichte Nachzieheffekte beziehungsweise ein gelegentlich auftretendes Flimmern bei den Konturen kleinteiliger Objekte gemindert wird. Die Farben überzeugen mit einer recht ordentlichen Durchzeichnung, der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. In den Nachtszenen wirkt das Bild ein bisschen milchig. Hier und da sind stehende Rauschmuster zu sehen. Insgesamt liegt der Film angesichts des Filmalters in einer guten Bildqualität vor, die sich sehen lassen kann.Tonqualität
Die Tonspuren sind jeweils ein wenig verzerrt, dennoch lassen sich die Dialoge gut verstehen. Die Verzerrungen fallen bei der italienischen sowie der englischen Tonspur ebenso stärker aus wie beide gegenüber der deutschen Fassung ein stärkeres Rauschen aufweisen. Die Musik erklingt in klarer, voller Qualität.Extras
In „The Hills Run Red – A Critical Point of View“ (etwa acht Minuten) ordnet Filmjournalist Antonio Bruschini den vorliegenden Italowestern kenntnisreich in die Historie der Italowestern ein und geht auf Motive sowie Charaktere der Inszenierung ein. Insgesamt ein recht gut gelungener Beitrag. „A History of Dollars“ (etwa elf Minuten) zeigt Darstellerin Nicoletta Machiavelli, die sich über ihren Einstieg in das Filmgeschäft äußert. An die einzelnen Italowestern, die sie gedreht hat, erinnert sich die Darstellerin aber nicht mehr im Detail, so dass das Interview einen allgemeinen Charakter mit Aussagen zur Art der Dreharbeiten, Atmosphäre und den Umgang Miteinander im Filmgeschäft erhält. Das etwa 26minütige Interview mit Thomas Hunter unter dem Titel „Tom Runs Red“ geht stärker ins Detail, da sich der Darsteller noch sehr gut an einzelne Anekdoten sowie die Filme erinnert, die er gedreht hat. Hier erhält man einen weiteren Einblick in die Zeit der Italowestern-Produktion, die auf sehr schöne Weise die damaligen Umstände aufleben lässt. Der Trailer, eine Bildergalerie sowie ein Text auf der Innenseite der DVD-Papphülle, in dem es um ein paar Motive innerhalb des vorliegenden Films, sowie die amerikanischen Schauspieler Dan Duryea, Henry Silva und Thomas Hunter geht, runden das Bonusmaterial ab.Fazit
Sorgfältig inszenierter Italowestern, der seine Rachegeschichte mit temporeicher Action sowie zwei manischen Hauptfiguren und deren Psychologie über den Durchschnitt des Genres hebt. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Un Fiume die Dollari (Italien 1966) |
Länge | 86 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Carlo Lizzani |
Darsteller | Thomas Hunter, Henry Silva, Dan Duryea, Nicoletta Machiavelli, Nando Gazzolo, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | „A History of Dollars” - Interview mit Darstellerin Nicoletta Machiavelli, „Tom Runs Red” - Interview mit Darsteller Thomas Hunter, u.m. |
Preis | ca. 10 EUR |
Bewertung | gut, technisch angesichts des Filmalters gut |