Was wäre, wenn die erfolgreichen Industrienationen keine günstigen Arbeitskräfte in entlegenen Ländern oder auch wahlweise vor der eigenen Haustür – man denke an Mexiko – mehr nutzen müssten, um Nahrungsmittel und Industriegüter zu produzieren. Dieser Traum ist in der Welt von „Fido“ Realität, denn hier können die Toten, welche als Zombies zurückkehren, genutzt werden. Sie erweisen sich als leistungsfähige Arbeitskräfte, für die nicht einmal Geld bezahlt werden muss. Ob in der Industrie oder im Haushalt, so ein Zombie macht das Leben leichter. Nachdem radioaktive Strahlung aus dem Weltall die Zombiebedrohung erst erzeugte, konnte die Menschheit die lebenden Toten in den Zombiekriegen besiegen. Dank einer Erfindung des Zomcon-Gründers gelang es, den auf menschliches Fleisch gerichteten Fressimpuls der lebenden Toten mit Hilfe eines elektrischen Halsbandes zu unterdrücken. Seitdem ist es möglich, die wankenden Gesellen als nützliche Arbeitskräfte zu verwenden. Auch Mrs. Robinson will da keine Ausnahme sein und hat bei dem mächtigen Konzern Zomcon ohne das Wissen Ihres Mannes, der Zombies kein Vertrauen entgegen bringt, einen untoten Diener als Haushaltshilfe gekauft. Während ihr Mann erwartungsgemäß ungehalten reagiert, freundet sich deren Sohn Timmy recht schnell mit dem Zombie an, den er Fido nennt. Als Außenseiter hat Timmy sonst keinen Spielkameraden, in der Schule wird er drangsaliert. Doch die Idylle erhält einen Riss, als Fido aufgrund einer Fehlfunktion des Halsbandes gerade so lange wieder Menschenfleischhunger verspürt, um einmal unkontrolliert zuzubeißen. Die gefräßigen Folgen rufen schon bald das Sicherheitsteam Zomcons mit dessen kriegserprobtem Leiter auf den Plan.
Schon die scheinbar idyllische 1950er-Jahre-Atmosphäre mit ihrer kitschig-bunten Friedlichkeit erweist sich als bissiger Kommentar auf ein idealisiertes Sozialgefüge, das nur dem Idealbild angepasste Existenzen duldet. Bunte Farben und ein aufgesetztes Grinsen übertünchen die Risse in der heilen Welt, die bereits dann sichtbar werden, wenn es Mrs. Robinson ausgesprochen peinlich wäre, ihren Nachbarn gegenüber zuzugeben, dass sie keinen Zombie hat. Deswegen sah sie sich gezwungen, Fido zu kaufen, denn nichts ist schlimmer, als nicht dazu zugehören. Der damit verbundene Statusverfall kann existenzbedrohend werden, wenn ein einflussreicher Mitarbeiter Zomcons den Daumen senkt und für die Verbannung in die „Wilde Zone“ sorgt. Außerhalb der eingezäunten Harmonieinseln herrscht schließlich Chaos, in dem ungezügelte Zombies regieren. Und diesseits des Zaunes herrscht der übermächtige Konzern Zomcon, der das gesamte Leben durchdrungen hat. Seine Maßnahmen zur Wohlstandssicherung verleihen ihm eine Machtposition, die er gesellschaftsformend ausnutzt. Mit Liebe zum Detail formuliert Regisseur Andrew Currie seine satirische Kritik an solchen Zuständen.
„Fido“ spiegelt mit den Mitteln einer entrückt wirkenden Zombie-Komödie heutige Tendenzen wieder, um sie als absurde Perversität zu entlarven. Die Jugendorganisation Zomcons, in der Schüler auf Linientreue getrimmt werden, ist ein Aspekt der gesellschaftlichen Macht eines solchen Konzerns, die Nutzung der Zombies als Arbeitskräfte ohne Rechte ein anderer. Mit rasantem Tempo reißt der Film solche und eine Vielzahl weiterer Themen an, um ein grimmiges Gesamtszenario zu entwickeln, das eine in sich geschlossene Welt nachzeichnet, in welcher der Terror der scheinbaren Friedlichkeit herrscht. Dank Carrie-Anne Moss, die Mrs. Robinson zunächst sehr zurückhaltend anlegt, um im Verlauf der Geschichte immer entschiedener gegen das vorherrschende Gesellschaftsmodell zu handeln, und Dylan Baker, der einen herrlich duckmäuserischen Mr. Robinson verkörpert, entfaltet sich das komische Potential der Satire in voller Größe.
Bildqualität
Die aktuelle Produktion weiß auf der vorliegenden DVD durch eine weitgehend gute Schärfe zu gefallen, die vor allem bei Nahaufnahmen sehr gut ist, in manchen Totalen aber nur angenehm. Die kräftigen Farben sorgen für die gewünschte, bunte Atmosphäre. Der Kontrast liefert ein plastisches Bild. In dunklen Szenen werden gelegentlich Details verschluckt, zumeist ist es aber nicht der Fall. Das Blockrauschen in homogenen Flächen stört kaum.Tonqualität
Der weitgehend ruhige Film besitzt selbstverständliche keine räumliche Kulisse wie ein lupenreiner Actionfilm, aber die feine Abmischung offenbart bei der geschickten Platzierung diverser Nebengeräusche ihre Stärken. So entwickelt sich ein gute räumliche Atmosphäre, die durch die Musikwiedergabe zusätzlich unterstützt wird. Störendes Rauschen existiert nicht, so dass die Dialoge klar und verständlich sind.Extras
Die Deleted Scenes (etwa 15 Minuten) können wahlweise mit oder ohne Audiokommentar wiedergegeben werden. Der Kommentar stammt höchstwahrscheinlich vom Regisseur – der Name wird nicht genannt, aber die Äußerungen lassen darauf schließen. Darüber hinaus taucht gelegentlich eine Frau als Kommentatorin auf, die nicht identifiziert werden konnte. Im Kommentar werden die Szenen kurz in den Filmzusammenhang eingeordnet und dann zumeist darauf hingewiesen, dass die Szenen aufgrund des erzählerischen Tempos herausgeschnitten wurden. Die Szenen selbst sind hübsche Ergänzungen zum filmischen Universum. Besonders interessant ist eine gut 11minütige Sequenz, in der Timmy mit Fido flieht, um Fido in die Wild Zone zu bringen. Hier, so glaubt Timmy, sei Fido vor Zomcon sicher.
Das Making Of besteht aus einem viereinhalbminütigen Segment, in dem die Darsteller ihre Rollen im Stil einer simplen Inhaltsangabe vorstellen. Danach folgt ein etwa sechsminütiges Segment mit unkommentierten B-Roll-Aufnahmen. Interessant ist das nicht, und der Begriff Making Of ist völlig verfehlt. Die Outtake-Rolle präsentiert ungefähr eine Minute und fünfzig Sekunden drollige Versprecher. „Make Up – Storyboard“ präsentiert in einem ersten, etwa dreiminütigen Segment über eine Standbildabfolge die Entstehung des Fido-Make-Ups am Set. Das zweite Segment (etwa drei Minuten und vierzig Sekunden) stellt Entwurfszeichnungen des Produktions- beziehungsweise Setdesigns die realen Filmaufnahmen gegenüber. Ein drittes Segment erzählt in vier Minuten und vierzehn Sekunden mit Hilfe einer hübschen Abfolge diverser Zeichnungen und einem Kommentar die komplette „Fido“-Geschichte in ihren Grundzügen. Sehr hübsch. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.
Fazit
„Fido“ nutzt das Sujet der Zombiekomödie, um eine bissige Satire auf aktuelle gesellschaftliche Tendenzen zu formulieren. Billige Arbeitskräfte, idealisierte, „sichere“ Harmonieinseln, Angst vor einer Vergreisung der Gesellschaft und der Terror der Konformität prägen das fiktive 1950er-Jahre-Abbild, welches als metaphorische Schablone zur Kritik an heutigen Verhältnissen dient. Gleichzeitig nimmt der Film seine Figuren mit ihren ganz persönlichen emotionalen Geschichten ernst. Ein großartiger Film. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial weist Füllbeiträge und Sehenswertes auf.Stefan Dabrock
Originaltitel | Fido (Kanada 2006) |
Länge | 88 Minuten (Pal) |
Studio | Ascot Elite |
Regie | Andrew Currie |
Darsteller | Carrie-Anne Moss, Billy Connolly, Dylan Baker, K'Sun Ray, Tim Blake Nelson, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Deleted Scenes mit optionalem Audiokommentar, Trailer, u.m. |
Preis | ca. 15 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch gut |