Pilotfilm
Fantastic
Four
"Fantastic
Four" ist der legendäre Comic, mit dem die Marvel-Geschichte
ins Rollen kam. Nach etlichen anderen Comic-Verfilmungen fand 2005
auch "Fantastic Four" den Weg auf die Leinwand. Die 1994
entstandene Adaption kann man außen vor lassen, da sie allem
Anschein nach ohnehin nur gedreht wurde, um die Rechte an dem Stoff
zu behalten. Tim Story inszenierte die aktuelle Version der Abenteuer
um die vier Superhelden Invisible Woman, Mister Fantastic, The Thing
und Human Torch, die es mit ihrem Gegenspieler Dr. Doom zu tun haben.
Alles beginnt auf einer Weltraumstation, auf der sich die fünf
Menschen aufhalten, um ein wissenschaftliches Experiment durchzuführen.
Durch einen Berechnungsfehler werden sie kosmischer Strahlung ausgesetzt,
die bei allen Mutationen hervorruft. Aus Sue Storm wird danach Invisible
Woman, Reed Richards wird Mister Fantastic, der seinen Körper
gummiartig dehnen und verformen kann, Ben Grimm verwandelt sich in
The Thing, eine ebenso bärenstarke wie optisch entstellt Figur
und Sues Bruder Johnny Storm kann sich selbst entzünden, ohne
Schmerzen zu empfinden. Sie bilden ihren früheren Charakteren
entsprechend die Guten, während Victor von Doom endgültig
auf die dunkle Seite wechselt. Obwohl die Fantastischen Vier dank
ihrer Fähigkeiten eine spektakuläre Rettungsaktion auf der
New Yorker Brooklyn Bridge durchführen, planen sie, die Mutationen
rückgängig zu machen. Gemeinsam ziehen sie sich ins Baxter
Building zurück und arbeiten fieberhaft an einer Lösung.
Aber Dr. Doom lässt sie nicht in Ruhe. Dabei spielt Sue Storm
aka. Invisible Woman eine große Rolle. Die attraktive Frau war
früher mit Mister Fantastic zusammen, soll nach dem Willen Dr.
Dooms jedoch seine Betttrophäe werden.
Die
ausufernde inhaltliche Beschreibung des Films macht bereits deutlich,
wo seine hauptsächlichen Schwächen liegen. "Fantastic
Four" ist in dieser Struktur nicht mehr und nicht weniger als
ein Pilotfilm für eine Fernsehserie geworden. Die Exposition
der Geschichte schließt erst nach etwa 85 Minuten ab, wenn die
vier Helden ihre Kräfte als etwas Nützliches anerkennen
und damit kämpfen. Davor findet die sperrige Einführung
in das Universum statt, die zahllose Details benötigt. Leider
gelingt es dem Film nicht, Exposition und narratives Tempo zu mischen,
um den notwendigen Unterhaltungsfaktor zu erhalten, ohne die Identität
der Fantastic-Four-Werke zu verraten. Der Konflikt der Männer
um Sue Storm aka. Invisible Woman taugt dazu ebenso wenig, wie die
kümmerlich kurzen Szenen, welche die Identitätskrise Ben
Grimms aka. The Thing verdeutlichen sollen. Trotz seiner langen Exposition
wirkt das Werk bruchstückhaft, weil er sich in den Details verzettelt,
ohne sie in eine dramaturgische Linie zu ordnen. Die kurze Episode,
in der sich The Thing von Dr. Doom manipulieren lässt, ist so
detailarm ausgearbeitet, dass sie zum einen unglaubwürdig wirkt,
zum anderen aber auch sinnlos ist, weil hier keine zentralen Gruppenkonflikte
abgearbeitet oder gar die Geschichte vorangetrieben würde. Gerade
das Gegenteil ist der Fall, da nach der Episode die Verhältnisse
wie zuvor sind. Tim Storys Regie vermittelt nicht den Eindruck, dass
der kurze Ausflug auf die Seite des Bösen notwendig gewesen wäre,
um die Gruppe der Helden neu zu formieren. Tatsächlich lässt
Tim Storys Regie die wesentlichen Themen liegen, weil er nichts ausarbeitet.
Seine Szenen besitzen keinen dramaturgischen Zusammenhang, sie passieren
einfach nacheinander. Innerhalb des Films gibt es keine visuellen
Ideen, um das innere geschehen der Figuren zu verdeutlichen. In dieser
Form ist "Fantastic Four" schlicht langweilig.
Bildqualität
Die
Bildqualität der DVD ist sehr gut, mit leichten Schwächen.
Die Schärfe ist durchgehend sehr gut und detailreich, neigt aber
in den Konturen zu leichter Überzeichnung, so dass ganz leichte
Doppelkonturen sichtbar sind oder die entsprechenden Elemente wirken,
als seien sie von der Umgebung losgelöst. Bei manchen Flächen
tritt auch geringes Grieseln auf. Der etwas zu steile Kontrast stört
kaum. Die Farbwiedergabe ist ausgezeichnet, so dass der Comic-Charakter
mit satten Farben betont wird. Rauschmuster treten nicht auffällig
in Erscheinung.
Tonqualität
Die
5.1-Spuren liefern eine sehr ordentliche räumliche Kulisse, die
vor allem in den Action-Szenen alles aus den Boxen herausholt. Hier
mangelt es nicht an Effekten und auch der Bass treibt das Geschehen
druckvoll voran. Jenseits der Action-Sequenzen hält sich die
räumliche Kulisse aber zurück, so dass die Hauptarbeit vom
Score gemacht werden muss. Im Grunde genommen handelt es sich um die
Sparversion eines gelungenen 5.1-Tons, denn es wurde nur Wert auf
die offensichtlichen Effekte gelegt, um die Zuhörer zu überrumpeln,
um sich in den übrigen Szenen keine Mühe mehr zu geben.
Das ist sehr schade.
Extras
Auf
der ersten DVD ist neben dem Film ein laufender Audiokommentar von
Ioan Gruffudd, Jessica Alba und Michael Chiklis (alle Darsteller)
enthalten. Dabei handelt es sich um einen typischen Hollywooddarsteller-Kommentar,
wie man ihn in der Anfangsphase des Mediums vielleicht noch interessant
gefunden hat. Neben den wenigen interessanten Beiträgen, in denen
die Darsteller auf ihre eigene Arbeit am Set eingehen, plaudert man
höchst unverbindlich und mediengeschult drauf los. Dabei lobt
man alles und jeden, es werden irgendwelche Erinnerungen ausgetauscht,
die lediglich persönlichen Wert haben und man ist beeindruck
wie genial die Tricks des Films aussehen. Zusammengefasst ein Kommentar,
der das Geld für die Gagen nicht Wert ist, da hier nur Hollywood-Werbung
gemacht oder Informationen auf Bravo-Niveau unter das Volk gestreut
werden. Insofern handelt es sich um einen perfekten Marketing-Kommentar,
der aalglatt und ohne jeglichen Geschmack ist.
Das übrige Bonusmaterial befindet sich auf einer zweiten DVD.
Wesentlich besser als der Audiokommentar fällt das 97minütige
Making Of "Heroes are born" aus, das natürlich auch
seinen Marketing-Zweck erfüllen soll, aber zahlreiche interessante
Informationen bereithält. Ausführlich widmet es sich der
tricktechnischen Seite der Brooklyn-Bridge-Szene. Schicht für
Schicht erläutern die Effektspezialisten, wie die Szene komponiert
wurde, so dass hier ein echte Making Of vorliegt. Man erfährt
als Zuschauer tatsächlich, wie eine Szene hergestellt wurde.
In ähnlicher Weise geht es danach um die einzelnen Hauptcharaktere.
Sehr gute Erklärungen der Effektleute wechseln sich mit Interviewsequenzen
ab, so dass insgesamt ein lohnenswerter Beitrag entstanden ist.
Die 12 Deleted Scenes welche einzeln oder auch komplett abgespielt
werden können, beinhalten ein paar sehr zentrale Handlungsteile.
So widmen sich einige der Szenen einer stärkeren Charakterisierung
der Beziehung zwischen The Thing und der blinden Künstlerin.
Unter anderen gibt es eine Szene, welche die psychische Verfassung
von The Thing viel deutlicher auf den Punkt bringt, als alles, was
es in den fertigen Film geschafft hat. Parallel dazu existiert auch
eine Szene, die zeigt, dass sich Human Torch auf dem falschen Weg
befindet. Auch die Beziehung zwischen Mister Fantastic und Invisible
Woman ist deutlicher ausgearbeitet. Sehr interessant ist in diesem
Zusammenhang auch eine alternative Szene, die anstelle des Planetariumstreffens
gedreht wurde. Zusammengefasst sind die meisten der Deleted Scenes
wichtige Bestandteile der Geschichte und hätten im Film enthalten
sein müssen. Lediglich einzelne Darbietungen sind überflüssig.
Der etwa siebenminütige Beitrag "Das Baxter-Gebäude"
liefert eine detaillierte Tour durch das Filmset, die mit Bildern
des Gebäudes aus den Original-Comics verglichen wird, so dass
eine sehr schöne Gegenüberstellung geboten wird.
Hinter "Fantastic Tour" verbirgt sich ein 20minütiges
Videotagebuch von Jessica Alba, das während der weltweiten Werbekampagne
für den Film entstanden ist. Nichts besonderes, aber ganz drollig.
"Die Entstehung der Sequenz auf der Brooklyn Bridge" ergänzt
in acht Minuten die Ausführungen aus dem 97minütigen Making
Of und liefert auch Bekanntes. Dank der neuen Informationen lohnt
sich das Ansehen.
Die zwei Musikvideos (Velvet Revolver - "Com on, come in",
Anastacia - Everything Burns") und Filmographien zu den Darstellern
runden das brauchbare Bonusmaterial ab.
Zu den ebenfalls enthaltenen Materialien "Making Of Fantastic
Four" (fünf Minuten), "Featurette" (sieben Minuten)
und "Hinter den Kulissen" (12 Minuten) lässt sich nur
anmerken, dass es unanständig war, sie auf die DVD räumen.
Alle drei Beiträge doppeln in dreister Weise bereits im Making
Of "Heroes are born" enthaltene Informationen. Sogar untereinander
wiederholen sie sich. Bereits an den krampfhaften und schlicht lächerlichen
Versuchen seitens Constantin Film, zusätzliche Namen dafür
zu finden, wird ihre Überflüssigkeit deutlich. Hierbei handelt
es sich nur noch um das künstliche Verlängern der Bonusmaterialliste,
das sich am Rande des Betrugs bewegt. Zusätzliche Leistungen
sind nicht vorhanden. Constantin Film begibt sich dadurch in groteskes
Fahrwasser und bereitet der DVD-Branche Schande.
Fazit
"Fantastic
Four" ist leider nur ein schwacher Pilotfilm geworden, nach dem
nun mehr kommen muss. Regisseur Tim Story vermag es nicht, den Charakteren
irgendeine inhaltliche Gestalt zu verleihen. An den guten Deleted
Scenes kann man erkennen, was möglich gewesen wäre. Technisch
ist die DVD gut, das Bonusmaterial überzeugt weitgehend. Leider
leistet sich Constantin freche inhaltliche Dopplungen, die nicht hinnehmbar
sind.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Fantastic
Four (USA 2005) |
Länge |
101
Minuten (Pal) |
Studio |
Constantin
im Vertrieb der Highlight |
Regie |
Tim
Story |
Darsteller |
Ioan
Gruffudd, Jessica Alba, Michael Chiklis, Chris Evans, Julian
McMahon, u.a. |
Format |
1:2,35
(16:9) |
Ton |
DTS
Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Audiokommentar
von Ioan Gruffudd, Jessica Alba und Michael Chiklis (alle Darsteller),
Making Of "Heroes are born", Deleted Scenes, u.m. |
Preis |
ca.
22 EUR |
Bewertung |
schwacher
Film |
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