Beutezug
Eyes of Crystal
Der Giallo, jene Spielart des italienischen Thrillers, welche die Tat des Mörders gegenüber der Ermittlungsarbeit der Polizei in den Vordergrund rückt, hatte eine lange Pause hinter sich (Dario Argentos „Opera“ war 1987 einer der letzten Genrevertreter), als einer seiner Meister 2001 mit „Non ho sonno“ aka „Sleepless“ (Regie: Dario Argento) ein neues Werk vorlegte. Drei Jahre später erblickte die Regiearbeit „Eyes of Crystal“ des damals 31jährigen Eros Puglielli das Licht der Welt, um dem Giallo neues Leben einzuhauchen.
Der brutale Mord an einem kopulierenden Pärchen sowie einem Spanner legt zu Beginn den Ton des Filmes fest. Die herbeigerufene Polizei ist angesichts des Verbrechens entsetzt. Dem ermittelnden Giacomo macht vor allem Sorge, dass der Täter sich die Zeit genommen hat, die Wunde des weiblichen Opfers zuzunähen. Soviel Risiko um der „Ordnung“ willen geht seiner Meinung nach nur ein Täter ein, der Gefallen an seinem Tun gefunden hat. Er befürchtet, dass ein Serienkiller am Werk ist. Nach dem nächsten Opfer ist Giacomo und seinem Partner klar, dass die Morde nur aufhören werden, wenn sie den brutalen Täter fassen. Kryptische Hinweise, die der Täter am Ort des Geschehens in Blut geschrieben hinterlassen hat, geben Ihnen Rätsel auf. Während die Zeit drängt, kümmert sich Giacomo zusätzlich um eine attraktive Studentin, die durch einen Stalker belästigt wird.
Bereits der erste Mord, den der Täter mit einem Jagdgewähr im hohen Gras an einem Wasserlauf verübt, setzt die entscheidende thematische Duftmarke des effektvollen Giallos. Es ist Jagdzeit im Serienkillerland und der Täter erfreut sich am Aufspüren, Belauern und letztendlichem Erlegen seiner Beute. Und wie ein Jäger benötigt er Trophäen vom erfolgreichen Jagdausflug. Dabei bleibt „Eyes of Crystal“ im Gegensatz zu vielen anderen Serienkillerfilmen, in denen nur irgendetwas vom Opfer abgeschnitten wird, jedoch deutlich näher an seiner Jägerthematik. Der Täter bedient sich der Techniken des Ausstopfens. Ihm geht es folglich um die Perfektion seiner Morde, die durch die originalgetreue Konservierung der schönsten Teile seiner Opfer gesteigert wird. Die Idealisierung im leblosen, unveränderlichen Zustand ist sein rituelles Ziel. So kann er sich stets in seinen psychologischen Lustraum zurückziehen, da er sich mit seiner privaten „Ausstellung“ immer wieder neu an der Angst der Beute vor dem finalen Tötungsakt delektieren kann. Gerade die Unversehrtheit seiner Trophäen lässt die Erinnerung an das Opfer lebendig werden. Ihm gegenüber steht Giacomo, dessen oftmals eigenmächtiges Handeln ohne herbeigerufene Verstärkung oder jenseits der Vorschriften die Thematik aufnimmt. Wenn Giacomo der Studentin hilft, obwohl solche Anzeigen im Normalfall erst nach fortgesetzter 30tägiger Belästigung verfolgt werden, dann geht es ihm nicht darum, der jungen Frau zu helfen, sondern seinen Jagdtrieb auszuleben. Wie der Killer findet er gefallen daran, seine Beute aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Die elegante Kameraarbeit in „Eyes of Crystal“ reflektiert über die Fetischisierung der Bilder die Motivation seiner beiden Hauptfiguren. Die hübsch ausgeleuchteten Szenerien mit kleineren eleganten Kamerafahrten sorgen für eine „Schönheit“ des Geschehens, die sowohl den Ausstellungscharakter widerspiegelt als auch mit Hilfe seiner suggestiven Kraft die Lust am Beutezug erfahrbar macht.
Bildqualität
Der Films erscheint klar und ohne Bildfehler auf der DVD. Die Schärfe liegt zumeist im sehr guten Bereich, besitzt nur bei einigen Totalen leichte Unschärfen, die verschmerzbar sind. Das leicht ausgewaschene Farbspektrum des Films wurde sehr gut auf die DVD übertragen, auch der Kontrast arbeitet gut. Das leichte Hintergrundrauschen, das stets sichtbar ist, stört den Filmgenuss nicht. Ein guter Transfer eines aktuellen Films.
Tonqualität
Die 5.1-Tonspuren überzeugen durch eine sehr gute räumliche Abmischung, die sowohl atmosphärische Geräusche als auch die hübsche Musik in den Klangraum integriert. Dadurch entsteht die notwendige Atmosphäre, um dem Giallo seine Effektivität zu verleihen. Die Dialoge sind klar und verständlich.
Extras
Das Bonusmaterial besteht im wesentlichen aus einem 20minütigen Making Of, das eine Mischung aus Filmszenen, B-Roll-Material und Interviews mit an der Produktion Beteiligten liefert. Dabei gehen sowohl die Darsteller, als auch der Regisseur und der Komponist der Filmmusik über die reine Inhaltsangabe hinaus und steigen in eine Deutung der Filmereignisse sowie des inszenatorischen Stils ein. Dadurch liegt das Making Of über dem Durchschnitt seiner Zunft.
Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.
Fazit
„Eyes of Crystal“ erweist sich als effektiv inszenierter Giallo, der seine optischen Qualitäten in den Dienst seiner Menschenjagdthematik stellt und dadurch atmosphärische Qualitäten entfaltet. Technisch ist die DVD gut.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Occhi die Cristallo (Italien 2004) |
Länge |
107 Minuten (Pal) |
Studio |
Concorde |
Regie |
Eros Puglielli |
Darsteller |
Luigi Lo Cascio, Lucía Jiménez, Eusebio Poncela, u.a. |
Format |
1:1,85 (16:9) |
Ton |
DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Italienisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Making Of, u.m |
Preis |
ca. 17 EUR |
Bewertung |
gut, technisch gut |
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