Der Motorradflieger

Evel Knievel – Ein Leben am Limit

Evel Knievel, der Mann der mit seinem Motorrad über Busse und andere Hindernisse sprang, ist durch seine spektakulären Stunts zu einer Legende geworden. John Badhams filmische Biographie hat es schwer, in knapp 90 Minuten Laufzeit mehr zu bieten als eine reine Reproduktion des Mythos. Knievels Leben beginnt in einem amerikanischen Kaff, irgendwo in der Ödnis von Montana. Schon als kleiner Junge gibt er sich nicht mit gewöhnlichem Nervenkitzel zufrieden, wenn er Zuhältern die Radkappen klaut. Ein paar Jahre später kultiviert er sein Image als draufgängerischer Biker, der dank seiner aufdringlichen Art das Herz der schönen Linda gewinnen kann. Da sich Knievel für normale Arbeit nicht erwärmen kann, fristet er ein Dasein als Motorradschrauber, der sein schleppendes Geschäft mit Armdrückwettbewerben aufpolieren muss, bis ihm die Idee kommt, vor Publikum einen Motorradstunt aufzuführen. Vom ersten Versuch sind es nur einige beharrliche Schritte weiter, bis Knievel über die Fontänen am Ceasars Palace in Las Vegas springen möchte. Inzwischen ist er mit seiner durchs Land tourenden Show ein Publikumsmagnet. Der Sprung geht schief und Knievel liegt im Koma. Als er nach 29 Tagen wieder aufwacht, dauert es nicht lange, bis er trotz Beeinträchtigungen wieder auf dem Motorrad sitzt. Aber das gefährliche Leben sorgt für Spannungen in seiner Beziehung.

John Badham schweigt die wenig ruhmreichen Aspekte der Persönlichkeit Evel Knievel nicht tot, aber er lässt sie im Hintergrund. Vor allem drei Elemente tauchen in der filmischen Biographie auf. Knievel gönnt sich vor seinen Sprüngen gerne einen Whiskey oder auch zwei, scheint folglich alkoholabhängig zu sein, er nutzt seinen Starruhm, um mit anderen Frauen zu schlafen und auf Kritik an seiner Show reagiert er mit beleidigter Aggressivität. Die Alkoholsucht präsentiert Badham stets nebenbei, ohne dass sie Knievels Leben in irgendeiner Weise beeinträchtigt. Eine differenzierte Schilderung findet an dieser Stelle ebenso wenig statt wie bei den anderen persönlichen Schwächen des Motorradstuntmans. Wenn Knievel fremdgeht, dann verabschiedet er die schöne Unbekannte mit einem lässigen Augenzwinkern. Hier ist ein Star am Werk, der sich alles erlauben kann, erzählt Badhams Inszenierung. Da bleibt fraglich, warum der Regisseur die Zwischentöne einer durchaus gebrochenen Persönlichkeit überhaupt in den Film integriert hat, wenn er sie entweder in das Legendenbild Knievels einfügt (fremdgehen) oder aber konsequenzlos (Alkoholsucht) lässt. Wann immer der Film die Chance hätte, ein vielschichtigeres Portrait Knievels zu zeichnen, beendet die nächste gloriose Showeinlage des Draufgängers jeglichen Versuch. So macht Badham kaum mehr, als den Mythos Knievel zu stärken, den nichts unterkriegen kann. Solch banale Heldenverehrung bleibt angesichts der Gewissheit, dass viel mehr unter der dicken Schicht des Mythos steckt, langweilig. Erst gegen Ende nimmt Knievels Aggressivität ein Maß an, das der Kunstfigur ein menschlicheres Gesicht verleiht, aber da ist es bereits zu spät, um dem Film ungenutzte Qualitäten zu verleihen.

Bildqualität

Wie es sich für eine aktuelle Produktion gehört, fehlen Defekte oder Verschmutzungen vollständig. Die Schärfe ist sehr gut und überzeugt mit guter Konturenzeichnung sowie vielen Details. Die Farben sind kräftig und der Kontrast gut. Auch in dunklen Szenen wird nichts verschluckt. Das leichte Rauschen stört nicht.

Tonqualität

Die 5.1-Spuren liefern eine sehr gute Kulisse auf den vorderen Boxen, in die sich teilweise auch die hinteren Lautsprecher mischen. Das passiert aber nur selten, so dass eine echte räumliche Kulisse nicht entsteht. Die Dialoge sind klar und verständlich. Die 2.0-Spuren nutzen die vorderen Boxen ebenfalls gut aus.

Extras

Das Bonusmaterial enthält Interviews mit den Darstellern George Eads, Beau Bridges, Jaime Pressly und dem Regisseur John Badham, die zusammen etwa sieben Minuten lang sind. Während George Eads ein wenig das Phänomen Evel Knievel interpretiert, wirken Beau Bridges Äußerungen schon wesentlich stärker wie eine Inhaltsangabe, bis Jaime Pressly dann kaum noch was darüber Hinausgehendes zu sagen hat. Auch John Badham bleibt in seinen Aisführungen sehr oberflächlich.

Die unkommentierten Setaufnahmen der B-Roll (etwa zweieinhalb Minuten) haben keinen Wert und hinter Filmclips (etwa neun Minuten) verbirgt sich ein Zusammenschnitt verschiedener Filmszenen. Vielleicht soll das die Kurzfassung für die Leute sein, die in unserer hektisch gewordenen Welt keine Zeit mehr haben, vollständige Filme zu sehen. Eine Fototgalerie, Bio- und Filmographien, zwei Trailer sowie fünf Fernsehwerbespots zu „Evel Knievel“ runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Evel Knievel“ beleuchtet nicht die verschiedenen Facetten einer komplexen Persönlichkeit, sondern stellt die Heldenfigur überdimensional aus, so dass ein belangloser Film entstanden ist. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Evel Knievel (USA 2004)
Länge 88 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie John Badham
Darsteller George Eads, Jaime Pressly, Beau Bridges, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch; 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Interviews, Trailer, u.m.
Preis ca. 19 EUR
Bewertung belanglos, technisch gut