„Erotic Blue“ versammelt eine Vielzahl solch seltener Filmschnipsel (im Hauptfilm sind alle in Schwarzweiß), die alle eines gemeinsam haben: es sind mehr oder weniger bekleidete Frauen zu sehen, die dem Schönheitsideal der damaligen Zeit (zumeist 50er und 60er Jahre) entsprechen. Neben reinen Stripteasefilmchen werden teilweise auch speziellere Neigungen befriedigt. Die Malerin, die einen weiblichen Akt auf die Leinwand zaubern will, bleibt selbst nicht allzu lange angezogen und lesbische Spielchen werden zumindest angedeutet. Ein anderer Film bietet eine kurze, aus heutiger Sicht ziemlich niedlich anzuschauende Bondage-Szene. Es kommen Frauen vor, denen es nicht möglich ist, Bücher angezogen zu lesen, und ein Zauberer umgibt sich gerne mit nackten Assistentinnen (die Entwicklung scheint auch heute wieder dahinzugehen). Über den Zusammenschnitt der einzelnen Filmschnipsel wurde Musik gelegt, die erstaunlich oft aus Doris-Wishman-Filmen stammt und gepflegte Easy-Listening-Atmosphäre verbreitet. Die Zusammenstellung des Materials wurde thematisch nicht besonders aufbereitet, so dass keine erhellende Strukturierung der Nacktfilmkultur vorgenommen wird. Die bunte Mischung vermittelt aber recht eindrucksvoll die Vielfältigkeit der Szenerie. Seltsame Werbespots wechseln sich mit reinen Ausziehfilmen ab, auf die wiederum Material mit kleinen Spielszenen folgen. Ein absolutes Highlight ist beispielsweise der Science-Fiction-Kurzfilm, mit dem „Erotic Blue“ endet. Die Besatzung eines Raumschiffs, bestehend aus sehr leicht bekleideten Frauen, besucht die Erde. Die erotische Wirkung der Frauen wird hier für jene verstärkt, die das Unbekannte und Geheimnisvolle lieben. Die Frau wird buchstäblich als exotisches Wesen von einem anderen Stern inszeniert, das neugierig kundschaftend das Weltall bereist.
Bildqualität
Da das Material aus alten, seltenen Filmschnipseln besteht, liegt eine wechselnde Patina über den einzelnen Ausschnitten. Defekte und Laufstreifen gehören zum guten Ton, was den Raritätencharakter verstärkt. Hier kann man einen Blick auf verschollen geglaubte Filmchen werfen. Kritik an der Bildqualität ist folglich völlig überflüssig.Tonqualität
Da der Ton quasi nur aus nachträglich eingefügter Musik besteht, ist seine Qualität ohne nennenswerten Mangel.Extras
Der Audiokommentar des Herrn Weber, aus dessen Sammlung die Filmschnipsel stammen, ordnet einige der Szenen sowohl zeitlich als auch hinsichtlich der zu sehenden Frau ein. Andere Kurzfilme kommentiert er mit seltsamen Interpretationen, die alleine schon ihr Geld wert sind. Ein lohnenswerter Kommentar, der zwischendurch auch mal kleinere Ruhepause besitzt. Die zwei Bonusfilme „Mirage“ (mit Barbara Caron, Regie: Marc B. Ray) und „Nackt unter der Sonne Floridas“ könnten unterschiedlicher nicht sein. Im etwa achtminütigen „Mirage“ ist die hübsche Barbara Caron zu sehen, die inmitten einer sonnendurchfluteten Landschaft die spiegelverkehrte Kopie von Michelangelos David findet und sich am Idealbild des männlichen Körpers erregt. Der 15minütige „Nackt unter der Sonne Floridas“ zeigt ein Nudistencamp von innen. Hier muss man schon Fan sein, um mehr als einmal zuzuschauen. 10 ausgewählte Trailer zu diversen Sexploitationfilmen runden das Bonusmaterial ab. Es fällt schwer, einzelne herauszuheben, da sie alle auf die eine oder andere Weise sehenswert sind. Besonders empfohlen sei aber „Der Perser und die Schwedin“.Fazit
„Erotic Blue“ gehört in die Sammlung des geneigten Fans seltener kleiner Erotikminiaturen. Dank der liebevollen Aufmachung eine schöne DVD. Technisch lässt sich nichts beanstanden, das Bonusmaterial ist sehr lohnenswert.Stefan Dabrock
Originaltitel |
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Länge | 80 Minuten (Pal) | |
Studio | cmv laservision | |
Regie | Reginald Ginster | |
Darsteller | Herr Weber | |
Format | 1:1,33 (4:3) | |
Ton | DD 2.0 | |
Untertitel | - | |
Extras | Audiokommentar, Kurzfilm “Mirage”, u.m. | |
Preis | ca. 18 EUR | |
Bewertung | gut | |